Schlaf-Lern-Programme: Endlich Ruhe im Kinderzimmer
So lernt der Nachwuchs das Ein- und Durchschlafen.
Köln. „Und, wie war deine Nacht?“ Dieser Satz ist unter Müttern kleiner Kinder so häufig wie ein „Hallo!“. Denn über den Schlaf können sich Eltern stundenlang austauschen — oder eher: ausheulen. Kein Wunder, dass das Interesse an Schlaf-Lern-Programmen groß ist. Ein Allheilmittel sind sie aber nicht.
Zunächst sollten Eltern ein Schlaftagebuch für ihr Kind führen. Ist der Nachwuchs nachts hellwach, liegt das möglicherweise daran, dass er tagsüber zu viel schläft. Das lässt sich so überprüfen. Im Schnitt braucht ein zwölf Monate altes Kind nachts 11,5 Stunden Schlaf, tagsüber etwa 2,5 Stunden.
„Mit einem halben Jahr kann ein Kind in der Regel durchschlafen“, sagt die Psychologin Angelika Schlarb von der Universität Tübingen. Die Schlafprogramme sollen Kindern genau das beibringen.
Das wohl bekannteste Schlaftraining ist die Ferber-Methode, die auf den Schlafmediziner Prof. Richard Ferber aus Boston zurückgeht. Kernstück ist ein fester Behandlungsplan. Das Kind wird abends nach einem Einschlafritual wach in sein Bett gelegt. Die Eltern verlassen das Zimmer. Weint das Kind, kommen sie nach wenigen Minuten zurück, versuchen kurz, es zu beruhigen, und gehen wieder. Die Abstände zwischen den Beruhigungsversuchen werden immer weiter ausgedehnt.
Die Schlafprogramme sind unter Eltern hoch umstritten. Manche schwören auf sie, weil ihr Kind nach wenigen Nächten durchschläft. Andere berichten von Dramen, etwa von Kindern, die so hysterisch brüllten, dass sie sich übergeben mussten.
Einen individuelleren Ansatz verfolgen Wissenschaftler aus Tübingen mit dem Schlafprogramm Mini-KiSS. Es richtet sich an Kinder im Alter von sechs Monaten bis vier Jahre und dauert sechs Wochen. Die Eltern lernen, wie sie ihrem Kind bei Schlafproblemen helfen können, wie sie am besten auf nächtliches Schreien reagieren — und selbst mit der Belastung fertig werden. Inzwischen wird das Programm auch online angeboten.