Von Anfang an mitspielen Selbstbewusst Großvater sein - so gelingt es

Ludwigsburg (dpa/tmn) - In der Generation der heutigen Großväter lag die Kindererziehung vielfach noch in den Händen der Frauen. Für die Väter von damals heißt das aber nicht, dass sie heute als Opa die zweite Geige spielen müssen.

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Prof. Eckart Hammer ist Gerontologe an der Evangelischen Hochschule in Ludwigsburg und hat ein Buch über Großväter geschrieben. Er erklärt, warum ein Opa, der sich einbringt, nicht nur den Kindern nützt - sondern auch sich selbst etwas Gutes tut.

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Wenn es um Großeltern geht, ist häufig von der Oma die Rede. Warum kommen die Opas seltener vor?

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Prof. Eckart Hammer: Großväter hatten mal eine Konjunktur Anfang des 19. Jahrhunderts. Da galten sie als gütige Ratgeber, alte Weise im Lehnstuhl. Dann wurde dieses Bild allmählich verdrängt von der guten Großmutter. Der Mann geriet in den Hintergrund, als der distanzierte, strenge Großvater, den man nicht anfassen kann.

Warum verändert sich das jetzt?

Hammer: Das hat auch mit der Entwicklung der Bevölkerung zu tun. Großväter haben heute so viel Zeit mit ihren Enkeln wie nie zuvor. Und beeinflusst durch die 68er haben sie häufig auch den gleichen Anspruch für ihre Enkel da zu sein wie die Großmutter.

Diesen Anspruch durchzusetzen, ist aber manchmal gar nicht so einfach. Häufig steht die Großmutter immer noch im Fokus, wenn es um die Versorgung der Enkel geht.

Hammer: Das stimmt. Es geht darum, von Anfang an mitzumachen und nicht zu warten, bis die Kinder Fußball spielen können. Männer können auch wickeln. Das sollten sie selbstbewusst formulieren und vor allem durchhalten.

Wie bereitet man sich auf die Rolle als Großvater vor?

Hammer: Es ist gut, vorher darüber nachzudenken: Wie viel möchte ich tun? Möchte ich regelmäßig auf mein Enkelkind aufpassen? Außerdem sollte man noch in der Schwangerschaft mit den künftigen Eltern besprechen, welche Erwartungen sie haben.

Frage: Sich um Enkel zu kümmern, ist ja auch anstrengend. Warum soll man sich das überhaupt antun?

Für viele Männer es der zentrale Ruhestandssinn. Sie haben da noch einmal was, das sie zutiefst beglückt. Nämlich dass da ein kleiner Mensch ist, für den man ganz wichtig ist. Der Sozialpsychiater Klaus Dörner hat einmal gesagt: „Jeder Mensch braucht seine Tagesdosis an Bedeutung für andere.“

Das klingt, als sei Opa sein gut für die Gesundheit.

Hammer: Unbedingt. Es gibt die vier „L“, die nachweislich dafür sorgen, dass man im Alter länger gesund und fit bleibt: Das Lernen, also zum Beispiel neugierig zu bleiben wie ein Kind. Das Laufen, also die Bewegung, für die Enkel ebenfalls sorgen. Das dritte „L“ ist die Liebe, damit sind soziale Beziehungen gemeint: Gut eingebundene Menschen leben nachweislich länger. Und das vierte „L“ steht für das Lachen. Spaß zu haben mit den Kindern und ihnen den Spielraum zu geben, den ein strenger Vater erstmal noch etwas Mühe hat zu gewähren.

Und nützt es auch den Enkeln, wenn sich der Großvater aktiv einbringt, oder ist das egal - Hauptsache, Großeltern sind da?

Hammer: Nein. Großväter sind ganz wichtige Partner für die Kinder - gerade in einer so feminisierten Erziehungswelt. Die Kindergärten und Schulen sind ja zum Beispiel überwiegend weibliches Terrain. Und es ist auch immer noch so, dass die Väter häufig mehr arbeiten als die Mütter. Männliche Bezugspersonen sind aber als zweiter Pol sehr wichtig für Kinder.

Literatur:

Eckart Hammer: Großvater sein, Klett-Cotta, 175 Seiten, 14,95 Euro, ISBN-13: 978-3608961300.