Von wem stamme ich ab: Wissen um genetische Herkunft
Münster (dpa/tmn) - Für Außenstehende ist es kaum nachzuvollziehen: Jemandem lässt die Suche nach seinen leiblichen Eltern einfach keine Ruhe. Oft werden dafür lange und beschwerliche Wege auf sich genommen.
Das Wissen um die genetischen Eltern ist für die Identitätsentwicklung wichtig.
Denn das Wissen hilft dabei, Fragen zu beantworten. Das sagt Diplom-Psychologin Anja Kannegießer. „Woher komme ich?“ und „Wohin gehe ich?“. Wer seine leiblichen Eltern nicht kennt, hat nicht selten das Gefühl, sich selbst ein Stück weit fremd zu sein, erklärt die Vorsitzende der Sektion Rechtspsychologie beim Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen.
Fast alle, die ihre leiblichen Eltern nicht kennen, stellen sich die Frage nach den genetischen Eltern im Laufe ihres Lebens, sagt Kannegießer. Häufig taucht sie in bestimmten Entwicklungsphasen auf, zum Beispiel in der Pubertät oder wenn der Betreffende selbst Mutter oder Vater wird. Zwar wird diese Frage nicht bei allen auch für das eigene Leben bedeutsam - mancher kann es verhältnismäßig leicht annehmen, dass die eigene Biografie so ist, wie sie ist. Andere aber treibt die Frage nach den genetischen Eltern ein Leben lang um.
Für Letztere wird es schwierig, wenn die Suche erfolglos verläuft, erklärt Kannegießer. Aus der Forschung ist bekannt, dass die Folgen häufig ein tiefes Gefühl von Frustration und Hilflosigkeit ist. Manche erkranken an einer Depression.
Angehörige und Freunde sollten wissen, dass es den Betroffenen hilft, wenn ihr Umfeld mit dem Thema offen umgeht, ihnen zuhört und sie nach Möglichkeiten unterstützt. „Die Erfahrung zeigt: Wenn das Umfeld das Thema leibliche Eltern völlig tabuisiert, ist der Wunsch häufig besonders groß, sie zu finden“, erläutert Kannegießer.