Wenn die Pflege die Kraft raubt
Für pflegende Angehörige gibt es viele Beratungsangebote.
Berlin. Angehörige zu pflegen, ist ein Knochenjob. Rund acht Jahre pflegen Angehörige im Schnitt, stehen nachts auf, reichen Essen an, helfen beim Anziehen und Waschen. Viele Angehörige pflegen allein, bis sie irgendwann am Ende ihrer Kräfte sind.
Um Angehörige bei der Pflege zu unterstützen, hat Professorin Elisabeth Bubolz-Lutz vom Forschungsinstitut Geragogik in Witten ein Projekt gestartet, aus dem sich das bundesweite Netzwerk „pflegeBegleitung“ entwickelt hat. Die ehrenamtlichen Pflegebegleiter beraten und machen Mut.
Wie die Begleitung abläuft, entscheiden die Pflegenden selbst, auch die Dauer des Kontakts. Sie können den Pflegebegleiter treffen oder mit ihm telefonieren. Manche wollen nur erzählen, andere haben konkrete Fragen. Die Beratung ist kostenlos.
Wer bei Problemen in der Pflege dringend jemanden zum Reden braucht, kann sich auch an die Beratungs- und Krisentelefone für Pflegebedürftige und ihre Angehörigen wenden. Sie werden von Wohlfahrts- und Sozialverbänden, Verbraucherzentralen und Vereinen getragen.
Denn trotz aller guten Vorsätze kann es bei der Pflege zu Hause zu Streit und Krisen kommen. „Viele Menschen übernehmen die Pflege hochmotiviert. Sie möchten ihren Angehörigen so gut es geht unterstützen“, sagt Gabriele Tammen-Parr vom Beratungstelefon Pflege in Not des Diakonischen Werks Berlin. „Doch auch wenn Sie liebevoll pflegen, kann es vorkommen, dass Sie ungeduldig und laut werden oder aggressive Gedanken haben.“
Wer sich seine Sorgen lieber von der Seele schreibt, der ist bei der psychologischen Online-Beratung pflegen-und-leben.de in Berlin richtig. Pflegende Angehörige können dort kostenlos ein Postfach einrichten und anonym ihre Probleme schildern. Die Berater versuchen Wege aufzuzeigen, um den Druck aus dem Alltag zu nehmen.
Die Teilnehmer bekommen unter anderem Schreibaufgaben, die sie im Laufe einer Woche erledigen. „Schon allein sich einmal in der Woche für eine Stunde hinzusetzen und seine Gedanken aufzuschreiben, hilft“, sagt Kristina Köhler, Diplom-Psychologin bei pflegen-und-leben.de. dpa