Anlegen mit Investmentfonds: Chancen oder Risiken

Frankfurt/Main (dpa/tmn) - Die Kurse steigen wieder. Obwohl die Krise am Aktienmarkt überwunden zu sein scheint, trauen sich nur wenige Kleinanleger an die Börse. Viele fürchten Verluste oder wollen nicht ständig ihr Depot beobachten.

Für sie könnten Fonds interessant sein.

So gut lief das Geschäft für Fonds selten. Knapp 90 Milliarden Euro sammelten die Fondsanbieter 2010 nach Angaben des Bundesverbandes Investment und Asset Management (BVI) in Frankfurt von den Anlegern ein. Vor allem große Unternehmen und Versicherungen investierten ihr Kapital in Fonds. Zurückhaltender waren die Kleinanleger. Und das, obwohl bei den mehr als 6500 Fonds, die nach Angaben des BVI in Deutschland zu kaufen sind, für jeden etwas dabei wäre.

Doch bevor Anteile gekauft werden, sollten sich Anleger ein paar Gedanken machen. „Wichtig bei der Auswahl einer Geld- und Vermögensanlage ist, ihre Vorteile und Chancen, aber auch ihre Risiken zu kennen“, sagt Gabriele Wetzel vom BVI. Wer viel Zeit zum Sparen hat, kann dabei ein durchaus höheres Risiko in Kauf nehmen, denn Schwankungen können über die Jahre wieder ausgeglichen werden. Anleger können sich laut Wetzel an einer Faustformel orientieren: Danach sollte der Aktienfondsanteil in etwa 100 minus Alter des Anlegers sein.

Für risikoscheue Anleger gibt es zum Beispiel Rentenfonds oder Geldmarktfonds. Rentenfonds investieren in festverzinsliche Anleihen von Staaten oder Unternehmen. Geldmarktfonds legen das Vermögen in Anleihen oder kurzen Festgeldanlagen an. Die Renditen sind hier zwar recht sicher, aber auch nicht so hoch.

Mehr Ertrag bringen Immobilienfonds oder Aktienfonds, allerdings ist hier auch das Risiko etwas größer. Immobilienfonds investieren in Immobilien und das meist langfristig. Genau das kann aber auch zum Problem werden, sagt Marco Cabras von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW): „Wenn zu viele Anleger gleichzeitig aus einem Immobilienfonds aussteigen wollen, kann der Fonds geschlossen werden. Dann bekommt man sein Geld nicht sofort oder nur mit hohen Abschlägen wieder.“

Bei einer Investition in Aktienfonds kann das nicht passieren. Dafür sollte man bei diesen Fonds darauf achten, welche Unternehmen in ihm vertreten sind. „Manche Fonds konzentrieren sich auf bestimmte Regionen, andere auf spezielle Branchen“, sagt Holger Handstein von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.

Bei Fonds wird zudem zwischen aktiven und passiven Fonds unterschieden. „Bei aktiv gemanagten Fonds versucht der Fondsmanager, durch gezielte Aktienkäufe und -verkäufe den Gewinn zu maximieren“, erklärt Handstein. Anders bei den passiven Fonds: Diese Exchange Traded Funds, kurz ETFs, richten sich in der Regel nach einem Börsenindex, etwa dem Dax oder dem Dow Jones.

Marco Cabras von der DSW rät, sich als Anleger ein klares Ziel zu setzen: „Jeder sollte sich fragen, wofür will ich den Gewinn verwenden?“ Soll das Geld etwa vor allem der Altersvorsorge dienen, sollte das Risiko möglichst breit gestreut sein. Ein Fonds sollte in diesem Fall also Anteile von möglichst vielen unterschiedlichen Unternehmen kaufen und am besten weltweit tätig sein. So könne man von den wirtschaftlichen Entwicklungen in den verschiedenen Regionen am besten profitieren.

Roland Aulitzky von der Zeitschrift „Finanztest“ in Berlin weist zudem darauf hin, dass man nur Geld in Aktienfonds anlegen sollte, dass man nicht zu einer bestimmten Zeit braucht, etwa um ein Haus zu finanzieren. Außerdem empfiehlt er, die aktiv gemanagten Fonds mindestens zweimal im Jahr auf ihre Rentabilität hin zu überprüfen.

Überprüfen sollten die Anleger auch die Kosten, denn die Unterschiede sind enorm. Wer in Fonds einsteigt, der muss mit einem Ausgabeaufschlag von bis zu fünf Prozent rechnen. Dann fallen Management- und Verwaltungsgebühren an, und teilweise streichen die Fonds noch einen Teil des Gewinns ein, wenn der Fonds zum Beispiel besonders erfolgreich war. „Es gibt Fonds, da gehen fünf bis sieben Prozent für die Verwaltung der Fonds ab“, sagt Handstein. In einem solchen Fall ist eine gute Rendite nur schwer möglich. Eine kostengünstige Alternative sind hier ETFs, denn bei diesen passiven Fonds fallen keine Managementgebühren an.

Gut sei es auch, sich bei mehreren Banken oder einem unabhängigen Honorarberater zu informieren. Die Beratung in der Bank sei nicht immer kundengerecht, sagt Handstein. Verkauft würden oft Produkte, die dem Berater eine hohe Provision bringen. Daher sei ein Vergleich zwischen verschiedenen Angeboten unerlässlich.

Dennoch halten alle Experten Fonds generell für ein gutes Investment. Wer sein Risiko streuen und sich wenig um seine Anlage kümmern möchte, der ist bei einem Investmentfonds gut aufgehoben. Und wer die Gebühren reduzieren will, der kann sich Fondsanteile auch bei einer Direktanlagebank im Internet kaufen - da fällt oft nicht mal der Ausgabeaufschlag an.