Anleihen auf der Achterbahn: Mit Kursschwankungen umgehen

München (dpa/tmn) - War es die Ankündigung, dass die Gefahr sinkender Verbraucherpreise vorerst gebannt ist? Der Rat von US-Starinvestor Bill Gross, bei zehnjährigen Bundesanleihen auf fallende Kurse zu wetten?

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Oder doch eher die Grexit-Angst? Fest steht, auch Anleihen sind keine risikofreie Investition.

Mit Erklärungen für die Kapriolen auf den Anleihemärkten tun sich selbst Experten schwer. Nachdem zu Jahresbeginn die Nachfrage riesig war, setzte Anfang Mai plötzlich der Ausverkauf ein: Anleger stießen Staatspapiere ab - woraufhin deren Kurse in den Keller rauschten. Auch danach kam es immer wieder zu Einbrüchen. Das sorgte für Verunsicherung, denn die Entwicklung der zehnjährigen „Bunds“ gibt den Markttrend vor und beeinflusst auch die Konditionen für Sparer und Kreditkunden.

Sind die Zeiten vorbei, in denen die Bundesrepublik als einer der zuverlässigsten Schuldner der Welt Anleger ruhig schlafen ließ? „Die Unsicherheit ist gestiegen“, sagt Daniel Bauer von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger. „Eine Ursache für die heftigen Kursschwankungen sehe ich im Hype vom Ende vergangenen Jahres“, sagt Max Herbst, Inhaber der FMH-Finanzberatung in Frankfurt/Main. Für nur 0,5 Prozent Zinsen seien damals viele Anleger bereit gewesen, der Regierung Geld zu leihen.

Damals hatten die Kurse nur eine Richtung gekannt - nach oben. Dadurch wurden Anleihen für Neueinsteiger immer teurer, und die Renditen fielen ins Bodenlose. „Die Entwicklung bewog institutionelle Anleger, kurzfristig Kursgewinne mitzunehmen“, sagt Bauer.

Nach Ansicht von Micha Bähr, Anlageexperte bei der Finum Private Finance AG, hat sich die Lage inzwischen zwar etwas beruhigt und die Renditen ziehen wieder an. So lange jedoch die EZB in großem Stil Anleihen aufkaufe, würden Anlegern die niedrigen Zinsen erhalten bleiben. „Dadurch werden auch die Kurse niedrig verzinster Anleihen erst einmal nicht steigen.“

Einig sind sich die meisten Experten darin, dass Bundeswertpapiere derzeit für Anleger uninteressant sind. „Ob 0,05 oder 0,8 Prozent Rendite - das macht keinen großen Unterschied“, erklärt Daniel Bauer. „Selbst von einem Prozent bleibt nach Abzug der Kosten und durch die Inflation kaum etwas übrig.“

Als Alternative kämen Anleihen hochsolider Unternehmen infrage. Firmen wie Linde, Bosch oder Siemens machten hier vergleichsweise attraktive Angebote. Vorsichtigeren Anlegern empfiehlt Bauer, ihr Geld vorläufig auf einem Tagesgeldkonto zu parken. „Kursverluste sind hier ausgeschlossen und steigende Zinsen kommen mit ein paar Wochen Verzögerung an.“

Wer in ein paar Jahren Wohneigentum erwerben und sich dafür die aktuellen Minizinsen sichern wolle, könne auch über den Abschluss eines Bausparvertrages nachdenken. Lohnenswert sei das jedoch nur, wenn man später auch das dazugehörige Darlehen abrufe.

Über längere Zeiträume von mindestens zehn Jahren seien Aktien empfehlenswert. „In naher Zukunft müssen sich Anleger allerdings auch hier auf stärkere Schwankungen einstellen“, ergänzt Micha Bähr von Finum Private Finance. Gründe seien eine mögliche Zinserhöhung in den USA sowie die ungeklärte Griechenlandfrage.

„Vorsicht vor Rentenfonds“, lautet die Devise von Max Herbst. „Da sie in unterschiedliche Anleihen investieren, ist zwar das Ausfallrisiko geringer - bei steigenden Zinsen drohen jedoch ebenfalls Kursverluste.“ Zögen die Marktzinsen um einen Prozentpunkt an, gehe der Kurs für jedes verbleibende Jahr der Laufzeit um etwa ein Prozent zurück. Wer dann Anteile verkaufe, fahre trotz der Zinserträge ein Minus ein.