Ende einer Epoche Aus für das kostenlose Girokonto
Köln (dpa) - Kostenlose Girokonten werden immer mehr zu einem Auslaufmodell. Hatten Banken und einige Sparkassen das Gratiskonto lange gezielt zur Kundenakquise eingesetzt, zwingen Kostendruck, teure Filialen und die anhaltenden Niedrigzinsen die Institute zum Umdenken.
Als eine der größten deutschen Banken hatte zuletzt die Postbank ab 1. November 2016 mit einer Umstellung das bedingungslose Gratis-Girokonto endgültig abgeschafft. Die Hypovereinsbank hatte diese schon Mitte des Jahres getan.
Der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV), Georg Fahrenschon, hatte bereits im vergangenen Frühjahr einen Weckruf an die Geldbranche gesandt: „Die Zeit von kostenlosen Girokonten ist vorbei“. Auch die deutsche Finanzaufsicht Bafin wies mehrfach darauf hin, dass Kontoführungsgebühren sinnvoll seien. Und Postbank-Vorstandsmitglied Susanne Klöß machte bei der Vorstellung der neuen Kontomodelle deutlich: „Die Kontoführung war schon immer eine Dienstleistung der Bank“.
Wie viele Banken, Sparkassen oder Volksbanken zum Jahresbeginn weiter an der Gebührenschraube drehen, ist nicht klar. Die Kreissparkasse Köln gehört aber ebenso dazu wie die Sparda Banken in Münster, Hamburg und Hessen. Die Haspa in Hamburg, die Berliner Sparkasse und Münchener Bank hatten schon im Verlauf 2016 die Preise angehoben, die Sparkasse KölnBonn 2015.
Nach Angaben von Max Herbst von der Frankfurter Finanzberatung FMH arbeiten Banken heute im Prinzip mit zwei Modellen - einer Flatrate, also einem monatlichen Festbetrag, der alle Dienstleistungen abdeckt oder eine Einzelabrechnung für jeden Bankvorgang. Dazu gehören Überweisungen ebenso wie das Geldabheben am Automaten. „Um eigene Erträge aufzubessern, kassieren Banken nun auch für bisher kostenlose Leistungen oder machen einzelne Leistungen teurer, resümierte vor wenigen Monaten die Fachzeitschrift „Finanztest“.
In einer Untersuchung hatte das zur Stiftung Warentest gehörende Magazin 241 Kontomodelle von 104 Banken genauer unter die Lupe genommen. Ergebnis: Nur 25 Konten waren weiter kostenfrei - und zwar ohne Wenn und Aber. Unter den Anbietern befinden sich vor allem Direktbanken, also Geldhäuser, die ohne teure Filialen auskommen und ihre Dienste ausschließlich per Internet, Fax oder Telefon anbieten. Kunden bekommen dort also keine persönliche Beratung.
Für die steigenden Kontogebühren auf breiter Front werden immer wieder die niedrigen Zinsen verantwortlich gemacht. Mit dem Wegbrechen des Zinsgeschäftes können Institute Konten nicht mehr so gut mit anderen Geschäften quersubventionieren. Welche seltsamen Blüten die Geschäfte rund um das Girokonto manchmal treiben, hat unlängst der Fall der Sparkasse Soest gezeigt.
Das Institut aus dem südlichen Westfalen, am Rande des Sauerlandes gelegen, kam auf die Idee, Onlinekunden eine „Klickgebühr“ abzuverlangen. Wer sein Konto auswählt, um beispielsweise die Umsätze der letzten Wochen zu kontrollieren, läuft direkt in eine Kostenfalle. Jeder Klick, so die Begründung der Sparkasse, löse im Hintergrund einen technischen Vorgang aus, der Geld koste.
Den Druck der niedrigen Zinsen bekommen auch die Direktbanken zu spüren. Doch sie sind schlanker und arbeiten mit anderen Kostenstrukturen. Beim Marktführer ING Diba, der nach Angaben eines Sprechers einen starken Kundenzuwachs verzeichnet, bleibe das Girokonto auch 2017 gebührenfrei. Das gilt auch für die meisten anderen Direktbanken. FMH-Experte Herbst ist sich jedenfalls sicher: „Die werden den Teufel tun und Gebühren erheben.“