Realzins Finanz-ABC: Was ist eine Rendite mit Abzug?
Stuttgart (dpa/tmn) - Wer Geld sicher anlegen will, wählt oft verzinste Anlagen. Denn egal ob Anleihe, Tages- oder Festgeld, der Zinsertrag ist zugesichert. Doch es ist Vorsicht geboten.
„Auch bei einem positiven Zins kann der Wert des Vermögens abnehmen“, erklärt Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg in Stuttgart. „Und zwar dann, wenn die Inflationsrate höher ist als die Rendite der Geldanlage.“ Denn in diesem Fall ist der Realzins der Anlage negativ.
Ein Beispiel: Für Festgeldanlagen mit einer Laufzeit von drei Monaten zahlen gute Anbieter laut Stiftung Warentest derzeit bis zu 0,75 Prozent Zinsen. Wird nun die aktuelle Inflationsrate in Deutschland berücksichtigt, die derzeit bei 0,8 Prozent liegt, verliert der Sparer hier an Kaufkraft. In diesem Beispiel liegt der Realzins bei minus 0,05 Prozent. Erst bei einem Zinsertrag, der über der Inflationsrate liegt, ist der Realzins positiv und der Sparer verliert nicht an Kaufkraft. Steuern wurden hier allerdings noch nicht berücksichtigt.
„Ein negativer Realzins ist gar nicht so ungewöhnlich“, erklärt Nauhauser. „In Vergangenheit lag die Inflationsrate schon häufig und lange Zeit über den üblichen Zinsen kurzfristiger Anlagen.“ Der Unterschied zu heute: Damals war das Zinsniveau insgesamt höher und das Phänomen damit nicht so klar erkennbar. Sparer können die Inflationsrate nicht beeinflussen, sondern nur die Höhe der Verzinsung, die je nach Angebot unterschiedlich ausfällt. „Die Entscheidung, ob Sie langfristig anlegen oder eher kurzfristig, sollten Sie konkret von ihrem Bedarf abhängig machen“, rät Nauhauser. Denn ob und wie sich die Zinsen weiterentwickeln werden, kann man nicht sicher vorhersagen.