Gold wird noch wertvoller: Preisanstieg erwartet
Frankfurt/Main (dpa) - Wer Gold als Anlage genutzt hat, darf sich freuen. Doch alle, die goldene Geschenke machen wollen, müssen tiefer in die Tasche greifen. Die rasante Preisrallye wird nach übereinstimmender Meinung von Experten auch 2011 ungebremst weiter laufen.
Solange die Zinsen in den führenden Industrienationen auf einem Rekordtief verharren, sehen risikoscheue Investoren nur wenig Alternativen für die Geldanlage. Auf Festgeldkonten gibt es kaum Rendite und da greifen viele zum Gold.
Experten der US-Investmentbank Goldman Sachs gehen davon aus, dass der Preis für die Feinunze (etwa 31,1 Gramm) bis zur Jahresmitte 2011 auf 1565 Dollar steigen wird. Ende 2011 erwarten sie sogar Preise knapp unter 1700 Dollar. Nur zum Vergleich: Aktuell kostet eine Feinunze Gold rund 1375 Dollar (derzeit rund 1045 Euro). Alleine im laufenden Jahr verteuerte sich das gelbe Edelmetall um etwa 25 Prozent.
Für den Rohstoffexperten Jochen Hitzfeld von der Bank UniCredit ist der Edelmetallsektor „der Favorit für die nächsten sechs Monate“. Vor dem Hintergrund der vielen Unsicherheiten an den Finanzmärkten ist auch für Michael Lewis von der Deutschen Bank klar: „Gold wird seinen Höhenflug fortsetzen.“
Preistreiber Nummer eins beim gelben Edelmetall ist und bleibt die Sorge der Anleger vor den Folgen der schweren Schuldenkrise in den westlichen Industriestaaten. Vor allem die Geldpolitik der USA treibt den Investoren Sorgenfalten in Gesicht. Zuletzt waren Spekulationen am Markt aufgetaucht, wonach die US-Notenbank eine weitere Aufstockung des Programms zum Kauf von Anleihen verkünden werde. Notenbank-Chef Ben Bernanke hatte zuvor eine Ausweitung des Programms über die bisher angekündigten 600 Milliarden Dollar hinaus angedeutet.
Für den Rohstoffexperten Eugen Weinberg von der Commerzbank steht fest: Eine weitere Lockerung der Geldpolitik in der größten Volkswirtschaft der Welt wird den Goldpreis weiter nach oben treiben. Seit dem Höhepunkt der Finanz- und Wirtschaftskrise vor zwei Jahren spülte die Geldpolitik der US-Notenbank massenhaft frisches Geld in die Finanzmärkte. Irgendwo müssen die vielen Milliarden Dollar angelegt werden und da verspricht der Kauf des gelben Edelmetalls für die kommenden Monate starke Renditen bei vergleichsweise niedrigem Risiko.
Zudem sieht Experte Hitzfeld Probleme bei der Förderung von Gold als Preistreiber beim gelben Edelmetall. Schon vor etwa sieben Jahren habe die globale Goldproduktion bei jährlich 2590 Tonnen den Höhepunkt überschritten. Obwohl der Goldpreis seitdem beispiellos nach oben schoss, trete die Produktion mehr oder weniger auf der Stelle, sagte Hitzfeld. Zudem seien die weltweiten Goldreserven in den vergangenen Jahren massiv zusammengeschmolzen. Hitzfeld verwies auf Angaben des US Geological Survey, wonach der globale Goldschatz von etwa 50 000 Tonnen im Jahr 2002 auf rund 47 000 Tonnen im Jahr 2009 gesunken sei.
Einen weiteren Preistreiber sehen Experten auch im Rohstoffhunger Chinas. Wie in vielen asiatischen Ländern schätzen weite Teile der chinesischen Bevölkerung das gelbe Edelmetall als eine sichere und lukrative Anlageform.
Aber allen Experten ist durch die Bank klar: Kein Preis kann ewig steigen. Auch der Goldpreis nicht. Irgendwann wird das gelbe Edelmetall wieder günstiger zu haben sein. Nach Einschätzung der Ökonomen von Goldman Sachs kann das aber noch dauern. Sie rechnen frühestens 2012 mit einem nennenswerten Rückgang beim Goldpreis.