Geld In NRW gehen Erben besonders oft vor Gericht
Eine Studie des Marktforschungsinstituts YouGov besagt, dass Erbschaften in Deutschland immer höher ausfallen. In NRW streiten die Erben besonders oft.
Düsseldorf. Die Deutschen profitieren vom Fleiß der ersten Nachkriegsgeneration: Jede fünfte Erbschaft hat hierzulande künftig einen Wert von mehr als 250 000 Euro. Weitere 40 Prozent schätzen, dass sie mindestens 100 000 Euro vererben werden. Das geht aus einer Studie der Quirin Privatbank und des Marktforschungsinstituts YouGov hervor.
Die Bedeutung von Immobilien bei Erbschaften nimmt stetig zu. Bisher waren der Studie zufolge Häuser, Grundstücke oder Wohnungen in jedem dritten Erbe enthalten. Das wird sich deutlich ändern: Jeder zweite Befragte, der eine Erbschaft vergeben will, gibt an, dass Immobilien zur Hinterlassenschaft gehören werden. Die Studie basiert auf 7432 Online-Interviews, die im April geführt wurden. Die Ergebnisse sind nach Angaben der Macher für alle 16 Bundesländer repräsentativ.
Beim Blick auf NRW zeigt sich, dass die Erben an Rhein und Ruhr häufiger streiten als im Rest der Republik. In 23 Prozent der Erbschaften ist das der Fall. Nur die Bremer sind noch öfter uneins (27 Prozent). Der Bundesschnitt liegt bei 18 Prozent.
Bei 16 Prozent der bisher vergebenen Erbschaften in NRW lag der Wert des Nachlasses höher als 100 000 Euro. Das entspricht genau dem Bundesschnitt. In zwei von drei Fällen wurden Bargeld oder Bankguthaben vererbt. Bei einem Drittel gehörten Immobilien zum Erbe, in jedem fünften Fall auch Schmuck. Nur in neun Prozent der Erbschaften waren Wertpapiere (Aktien oder Fonds) Teil des Erbes. Dank hoher Freibeträge mussten laut der Studie bundesweit nur 14 Prozent der Erben Erbschaftsteuer zahlen. In NRW waren es 16 Prozent. 2016 brachte die Erbschaftsteuer dem Fiskus rund sieben Milliarden Euro ein. Dies entspricht einem Anteil von lediglich einem Prozent am gesamten Steueraufkommen in Deutschland.
Geht es um die Regelung des Erbes, so gab jeder zweite Befragte an, er halte eine gleichmäßige Verteilung des Vermögens unter den Erben für gerecht. 20 Prozent finden es dagegen auch in Ordnung, wenn Menschen, die es nötig haben, mehr bekommen als andere oder sogar das ganze Erbe.
Nach Angaben der Bundesbank sind die Privatvermögen in Deutschland von 2010 bis 2014 leicht gestiegen (aktuellere Zahlen liegen nicht vor). Im Durchschnitt betrugen die Bruttovermögen pro Haushalt 240 200 (2010: 222 200) Euro. Zieht man die Schulden der Haushalte ab, ergibt sich ein durchschnittliches Nettovermögen von 214 500 (2010: 195 200) Euro.
Deutlich niedriger liegt der Mittelwert der Nettovermögen, der sogenannte Median. Um den Median zu ermitteln, werden die Privathaushalte in eine reichere und eine ärmere Hälfte geteilt. Das Vermögen des Haushalts in der Mitte ist das Medianvermögen. Dieses lag 2014 netto bei 60 400 (2010: 51 400) Euro.
Nach Einschätzung der Bundesbank ist die große Differenz zwischen Durchschnitts- und Medianwert ein Beleg dafür, dass das Vermögen in Deutschland sehr ungleich verteilt ist. Den oberen zehn Prozent der Haushalte gehören demnach 60 Prozent, der unteren Hälfte nur 2,5 Prozent des Vermögens.