Anlegen in Gold und Weizen Rohstoff-Investments sind komplex

Düsseldorf (dpa/tmn) — Rohstoffe sind begehrt - und das nicht nur für den Bau von Infrastruktur oder zur Energieversorgung. Auch bei Anlegern sind sie beliebt. Der Markt lässt sich grob in vier Gruppen einteilen: Edelmetalle, Energieträger, Industriemetalle und Agrarprodukte.

Foto: dpa

„Grundsätzlich eignen sich Rohstoff-Investments für einen langfristigen Vermögensaufbau - jedoch nur als Beimischung im Depot“. Das sagt Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg.

Auf den ersten Blick kann sich jeder etwas unter den gehandelten Rohstoffen vorstellen. Doch ganz so einfach ist es nicht: „In jedem Fall brauchen Anleger ein möglichst spezialisiertes Fachwissen zu den einzelnen Märkten, damit sie Entwicklungen einschätzen und eine Strategie verfolgen können“, sagt Jürgen Kurz von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW).

Denn Rohstoff-Investments sind häufig viel komplexer, als viele denken, warnen beide Finanzexperten. Anleger erwerben ja nicht einfach einen Sack Weizen oder ein Fass Öl, sondern investieren über Aktien, Fonds oder Zertifikate in die Rohstoffe. Sie können sich also entweder an Unternehmen beteiligen, die Rohstoffe fördern — wie Ölkonzerne, Minenbetreiber oder Metallverarbeiter. Oder sie verfolgen die Wertentwicklung der Börsenkurse und spekulieren auf die Entwicklung der Rohstoffpreise.

Bei Gold gibt es eine Besonderheit: Anleger können es auch physisch erwerben, indem sie Goldbarren oder Münzen kaufen. Dann besteht allerdings die Schwierigkeit einer sicheren Lagerung. Wer über Wertpapiere auf Gold setzt, muss wissen: „Bei Gold bekommt man keine Dividende und keine Zinsen“, sagt Rüdiger Stumpf, Redakteur der Zeitschrift „Finanztest“. Der Anleger muss also hoffen, dass er durch Preisanstiege einen Gewinn erwirtschaftet.

Bei anderen Rohstoffen wie Öl, Baumwolle oder Weizen ist es wichtig, dass Anleger sich genau den Schwerpunkt der Anlageklasse anschauen. Viele Fonds und Derivate beziehen sich nämlich auf börsengehandelte Termingeschäfte. Sie bilden also nicht direkt den Rohstoffpreis nach, sondern dessen Entwicklung. Solche Spekulationen auf künftige Preise bergen jedoch ein hohes Risiko.

Bei Zertifikaten kommt laut Kurz ein Emittenten-Risiko hinzu — geht der Herausgeber der Wertpapiere Pleite, sind die Zertifikate unter Umständen nichts mehr wert. Aber auch Rohstoff-Aktien gelten als besonders riskant. Denn nicht immer entwickeln sie sich so wie die Rohstoffpreise.

Hinzu kommt: Anleger können — wie bei anderen Geldanlagen auch — nicht von vergangenen Wertentwicklungen auf die Zukunft schließen. „Die Preisentwicklung einzelner Rohstoffe kann keiner vorhersagen“, sagt Nauhauser. Zumal gerade die Rohstoff-Preise starken Schwankungen unterliegen und von vielen Faktoren abhängig sind. Energierohstoffe wie Öl und Industriemetalle wie Kupfer sind zum Beispiel stark von der weltweiten Konjunktur beeinflusst, bei Agrarrohstoffen wie Weizen oder Mais spielt das Wetter eine wichtige Rolle.

Auch politische Einflüsse können den Preis verändern. Bestes Beispiel dafür ist der Ölpreis, der mit Abstand wichtigste Wert an den Rohstoffmärkten. „Die OPEC-Länder — allen voran Saudi-Arabien — können darüber entscheiden, ob sie den Ölhahn auf oder zu drehen. Sie bestimmen also, ob sie die Ölfördermengen reduzieren oder erhöhen“, erklärt Jürgen Kurz.

Neben den Preisschwankungen gibt es noch ein weiteres Risiko für Anleger: Die meisten Rohstoffe werden in Dollar gehandelt. „Bei einem Investment in Rohstoffe gehen Anleger also auch noch ein Wechselkursrisiko ein“, sagt Nauhauser. Verliert der Dollar gegenüber dem Euro an Wert, müssen Anleger mit Verlusten rechnen. Auch hier gilt: „Preistrends können durch den Wechselkurs verstärkt, aber auch abgemildert werden.“

In einem Punkt sind sich alle drei Finanzexperten einig: Rohstoff-Investments sind kein Ersatz für klassische Geldanlageprodukten, sondern nur eine Ergänzung.