Spendenrat sieht Deutschland auf dem Weg zum Rekordjahr
Berlin (dpa) - Knacken die Deutschen ihren Spendenrekord? Besonders wichtig für die wohltätigen Organisationen ist nun die Weihnachtszeit - und künftig, wie sie junge Spender für sich gewinnen können.
Eine Umfrage zeigt: Ganz gut klappt das im Netz.
Die Menschen in Deutschland zeigen sich Experten zufolge in diesem Jahr so spendabel wie wohl nie zuvor. „Der Trend wird sich wahrscheinlich positiv entwickeln, so dass man mit einem Rekordjahr rechnen kann. Momentan gibt es keine Erkenntnisse, die uns daran zweifeln lassen“, sagte die Geschäftsführerin des Deutschen Spendenrats, Daniela Felser. Der bisherige Spendenrekord stammt aus dem Vorjahr, in dem unter anderem die Hochwasserkatastrophe in Deutschland zu beklagen war. 2013 ließen die Deutschen nach Berechnungen des Spendenrats rund 4,7 Milliarden Euro für den guten Zweck springen.
Der Verein ermittelt die Summe auf Basis monatlicher Befragungen des Marktforschungsunternehmens GfK. Nicht berücksichtigt werden unter anderem Großspenden und Erbschaften. Für die ersten acht Monate 2014 hatte der Spendenrat bereits seine Hochrechnungen veröffentlicht. Privatleute stifteten demnach in dieser Zeit mehr als im Vergleichszeitraum 2013 - und bislang sei nicht erkennbar, dass dieser Trend einbreche, sagte Felser. Auch sie überrasche die Entwicklung. „Wir hatten dieses Jahr bisher keine herausstechende Katastrophe - trotz vieler, vieler Krisenherde.“
Das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) ist hingegen skeptischer, ob wirklich ein Rekord möglich ist. „Aus unserer Sicht wäre es sehr überraschend, wenn deutlich mehr Spenden hereinkämen als 2013“, sagte DZI-Geschäftsführer Burkhard Wilke. Das DZI ermittelt ebenfalls jährlich eine Spendenbilanz - unter anderem anhand der Einnahmen der größten Spendenorganisationen mit Spendensiegel. Die vom DZI berechnete Summe fällt meist höher als beim Spendenrat aus.
Ob die optimistische Prognose des Spendenrats eintritt, entscheidet sich erst in der Weihnachtszeit, in der die Deutschen als besonders spendabel gelten. Bis zu einem Viertel des Spendenvolumens kämen traditionell im Dezember zusammen, sagte Geschäftsführerin Felser.
Beim Kinderhilfswerk Unicef machen die letzten beiden Monate des Jahres beispielsweise etwa ein Drittel des Jahresaufkommens aus. „Das geht natürlich auf unsere christliche Tradition der Nächstenliebe und Unterstützung zurück. Schon als Kinder haben wir gelernt, wie der Heilige Martin den Mantel teilt“, sagte Sprecher Rudi Tarneden.
Eine wichtige Rolle für die wohltätigen Organisationen spielen mittlerweile die sozialen Netzwerke. Vor allem junge Menschen sind für Spendenaktionen im Internet deutlich empfänglicher als andere Bundesbürger, wie eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov zeigt. Die Hälfte der 16- bis 33-Jährigen sagte, dass sie gerne über das Internet von Spendenorganisationen angesprochen werden. In anderen Altersgruppen war die Zustimmung wesentlich geringer.
Auch für Aktionen in der Schule, an Universitäten, am Arbeitsplatz, bei Partys, Konzerten oder Sportveranstaltungen sind die Jüngeren erkennbar aufgeschlossener. „Sie sind offener für den persönlichen Kontakt“, sagte YouGov-Vorstand Holger Geißler. Für wohltätige Organisationen sehe er darin die Chance, zukünftige Spender zu finden.