Teurere Aufbereitung Trinkwasserpreise bis 2016 leicht gestiegen
Wiesbaden/Berlin (dpa) - Die Trinkwasserpreise für Verbraucher in Deutschland sind zwischen 2005 und 2016 insgesamt etwas leichter gestiegen als das allgemeine Preisniveau.
Während Trinkwasser über die Elf-Jahres-Spanne um 17,6 Prozent teurer wurde, legten die Verbraucherpreise im selben Zeitraum um 16,1 Prozent zu, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Die Wiesbadener Behörde nannte diese Zahlen in Reaktion auf eine Auswertung der Grünen-Fraktion im Bundestag, in der die Teuerung für Wasser zunächst als viel höher angegeben wurde.
Die Grünen hatten sich ebenfalls auf Daten des Amts berufen. Aus diesen geht ein Anstieg der Trinkwasserpreise zwischen 2005 und 2016 um insgesamt 25 Prozent hervor. Für einen Haushalt von zwei Personen bedeute dies Mehrausgaben von 50 Euro, hatte zuvor die „Saarbrücker Zeitung“ berichtet. Die Statistiker betonten allerdings, die von den Grünen genannte Preisentwicklung stamme aus einer Datenquelle zur Umweltstatistik - und die dortigen Zahlen seien wegen methodischer Änderungen nicht über den Gesamtzeitraum vergleichbar.
Für korrekte Vergleiche seien Daten der Verbraucherpreis-Statistik „besser geeignet“. Setze man die Entwicklung ins Verhältnis zur allgemeinen Inflation, habe diese beim Wasser in einzelnen Jahren sogar unter der Gesamtteuerung gelegen.
Die Grünen machen für den Anstieg auch den Einsatz von Düngern verantwortlich. Dagegen wehrte sich der Bauernverband. Die Wasserwirtschaft sieht aber durchaus Gefahren für die Wasserqualität.
Der Verband der kommunalen Unternehmen (VKU) stellte die Preisangaben nach dem Maßstab der Grünen in Frage und verwies darauf, dass das Statistische Bundesamt seine Berechnungsgrundlage 2013 geändert habe. Der Anstieg liege bei vergleichbarer Grundlage weitaus niedriger.
Die Grünen fordern indes schärfere Gesetze für den Einsatz von Gülle, Pestiziden und Arzneien, die Grundwasser verunreinigten. „Die steigenden Trinkwasserpreise sind auch das Ergebnis der katastrophalen Agrarindustriepolitik der Bundesregierung“, erklärte Fraktionsvorsitzender Anton Hofreiter.
Brunnen müssten zunehmend wegen Verschmutzung durch Nitratdünger sowie Arzneien aufgegeben werden. Zudem sinke der Wasserverbrauch pro Kopf seit Jahren, wodurch höhere Kosten für das Spülen der Leitungen entstünden. Teils müssten auch Netze verkleinert werden. Wasserversorger legten die Kosten oft auf Verbraucher um.
Der Deutsche Bauernverband entgegnete, die Auflagen für Landwirte in Trinkwassergebieten seien bereits „exorbitant“. Der stellvertretende Generalsekretär Udo Hemmerling sprach von „Panikmache“ der Grünen.
Auch der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) hob hervor, der Anstieg der Trinkwasserpreise seit 2005 verlaufe entlang der Inflation. Erst seit 2015 sei er höher als die allgemeine Teuerung. Die Versorger hätten ferner mehr in die Infrastruktur investiert, allein für 2018 seien 2,7 Milliarden vorgesehen.
Jedoch müsse Trinkwasser besser geschützt werden. „Die zunehmende Verschmutzung des Grundwassers erfordert eine immer kostenintensivere Trinkwasser-Aufbereitung“, sagte Martin Weyand, Hauptgeschäftsführer beim BDEW für Wasser und Abwasser. Ein EU-Gutachten zeige, dass an 28 Prozent der Messstationen die Nitratbelastung überschritten werde.