Verlockende Versprechen: Die Tücken des grauen Kapitalmarkts
Berlin (dpa/tmn) - Üppige Renditen, steuerliche Vorteile oder mehr Altersvorsorge: Mit solchen Versprechen wollen Geschäftemacher Anleger dazu animieren, jenseits der Banken zu investieren. Doch nicht alles, was auf dem grauen Kapitalmarkt angepriesen wird, ist seriös.
Als bei ihm abends in der Firma das Telefon klingelte, war der Geschäftsführer eines kleinen Unternehmens noch immer in Unterlagen vertieft. Der Telefonwerber gab sich als Finanzberater aus und stellte hohe Gewinne in Aussicht, der Geschäftsführer willigte ein. Doch das investierte Geld sah er nie wieder - hinter dem Telefonanruf steckten Betrüger.
„Leider kommt es immer wieder vor, dass sich Anleger gegenüber Geschäftemachern viel zu gutgläubig zeigen und sich, geblendet von hohen Renditen, vorschnell zu einem Kauf verleiten lassen“, sagt Julia Topar vom Bundesverband deutscher Banken in Berlin.
Vorsicht ist vor allem bei den sogenannten kalten, also unerwarteten Anrufen geboten. Dabei werden die Empfänger mit scheinbar überzeugenden Argumenten zeitlich unter Druck gesetzt. Der Nachteil: Die Gründe, die für die vermeintlich sichere und gewinnbringende Anlage sprechen, sind in der Regel schwer überprüfbar. „Kalte Anrufe sind verboten“, betont Renate Daum von der Stiftung Warentest in Berlin. „Außerdem darf bei Werbeanrufen die Telefonnummer nicht unterdrückt werden.“
Laut Daum werden am Telefon häufig vermeintliche Meinungsumfragen zum Thema Steuersparen vorgeschoben: „Ziel von solchen Anrufen ist oft, an die genauen Kontaktdaten der Betroffenen und an Infos zu ihrer finanziellen Lage zu kommen“, so Daum. Das diene dazu, den Angerufenen vermeintlich lukrative Steuersparmodelle anzubieten.
„Der graue Kapitalmarkt ist zwar etwas heller geworden“, sagt Markus Feck von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf und verweist auf Vorschriften zum Anlegerschutz, die in den vergangenen Jahren in Kraft getreten sind. Ungeachtet dessen müssen Anleger aber weiter aufpassen: Geht es auf dem grauen Kapitalmarkt zum Beispiel um Firmenbeteiligungen, trägt man das unternehmerische Risiko mit.
Augen auf heißt es auch, wenn Anbieter Anleger mit Sprüchen wie „Gebäude sind immer sicher“ oder „Die Miete aus dem Objekt ist Ihre zweite Rente“ zum Investieren in Immobilien bewegen wollen. Oft genug sind die Preise für solche Häuser überzogen, ihr Zustand stark sanierungsbedürftig.
Doch wie können Anleger feststellen, ob sie es mit einem seriösen Anbieter zu tun haben? „Grundsätzlich ist es empfehlenswert, dass man das Unternehmen kennt, mit dem man Geschäfte abschließt“, sagt Julia Topar. Ist einem der Anbieter unbekannt, sollte man versuchen, übers Internet oder sein Umfeld an Informationen zu kommen. Die Bankenexpertin mahnt auch zur Vorsicht, wenn dem Anleger zu hohe Renditen in Aussicht gestellt werden. „Zur Orientierung: Sichere Anlagen bringen derzeit bis zu zwei Prozent Zinsen.“
„Ein seriöser Anbieter kommuniziert klar mögliche Risiken und setzt einen Anleger niemals unter Druck“, sagt Verbraucherschützer Feck. Vor der Zeichnung der Anlage sollte der Kunde darauf bestehen, schriftliche Informationen etwa in Form eines Prospekts in die Hand zu bekommen.
Ebenfalls ein Muss: „Anleger sollten mehrere Angebote miteinander vergleichen“, rät Feck. Im Zweifelsfall können sie sich gegen eine Gebühr bei der Verbraucherzentrale beraten lassen oder sich Fachlektüre besorgen. Beachtet werden müssen auch die anfallenden Kosten beim Erwerb eines Anlageproduktes.