Blut — ein kostbares Gut wird knapper
Der demografische Wandel macht sich bei den Spenden bemerkbar.
Düsseldorf. Es ist ein kostbares Gut: Opfer von schweren Verkehrsunfällen, Krebspatienten, aber auch Menschen, die ein Spenderorgan erhalten oder unter Verbrennungen leiden, sind auf fremdes Blut angewiesen.
Wie kostbar Blut ist, wurde zuletzt bei der Ehec-Epidemie im Norden des Landes deutlich: Die Betroffenen mit schweren Komplikationen waren auf höhere Mengen von Blutplasma angewiesen, das angesichts der großen Zahl an Erkrankten knapp wurde. Krankenkassen riefen zu zusätzlichen Spenden auf.
Künftig könnte die Blutknappheit zum strukturellen Problem werden. Grund: die älter werdende deutsche Gesellschaft. Der demografische Wandel schlägt sich dabei gleich in zweierlei Hinsicht nieder, wie Friedrich-Ernst Düppe, Sprecher beim Blutspendedienst West des Deutschen Roten Kreuzes erklärt. Nämlich beim Bedarf und bei den Spendern.
Denn eine älter werdende Gesellschaft lässt einerseits die Zahl der Patienten in die Höhe schnellen — und damit den Bedarf an Blutpräparaten. Hinzu kommt ein immer höheres Leistungsvermögen der Medizin.
Andererseits fallen ältere Blutspender eher aus, insbesondere wenn sie auf Medikamente angewiesen sind. Dann dürfen sie nicht mehr spenden. Und neue Spender wachsen nicht so schnell nach. Noch problematischer: Jeder wegfallende ältere Spender muss durch zwei bis drei jüngere ersetzt werden.
Das liegt laut Düppe daran, dass ältere Spender pro Jahr drei bis vier Mal Blut lassen. Die Jüngeren dagegen kommen auf einen Durchschnittswert von 1,4 pro Jahr. Düppe: „Das Problem ist nicht, dass keine jüngeren Spender nachkommen. Aber diese sind durch Familie, Beruf und Freizeit mehr gebunden.“
Hinzu kommt: Zwischen 25 und 40 Jahren gibt es laut DRK eine Lücke. Viele Blutspender tauchen nicht mehr auf, weil sie mit der Gründung einer Familie und dem Start ins Berufsleben beschäftigt sind, sich vom Zuhause abnabeln, ihren Wohnort wechseln und damit vom DRK nicht mehr gezielt angeschrieben werden können.
Kehren sie als Blutspender zurück, dann weil es nach den Erfahrungen von Düppe ein Schlüsselerlebnis im engeren Umfeld gegeben hat: Ein Verwandter oder Freund war auf eine Blutspende angewiesen.