Das kann ein Zeichen für AMD sein

Bonn (dpa/tmn) - Der Verlust der Sehschärfe kommt häufig über Nacht: Gerade Linien erscheinen plötzlich krumm, der Fensterrahmen hat einen Knick, oder die Gesichtszüge des Nachbarn sind nicht mehr zu erkennen.

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Wer an der Spätform einer bestimmten Netzhaut-Erkrankung leidet - der sogenannten Altersabhängigen Makuladegeneration (AMD) -, nimmt seine Umgebung nur noch verschwommen oder verzerrt wahr. „Der wichtigste Risikofaktor ist das Alter“, erklärt Prof. Frank Holz, Direktor der Universitäts-Augenklinik Bonn.

Mit dem Alter werden Ablagerungen im Auge wahrscheinlicher, die Entzündungen auslösen und die Zellen der Netzhaut schädigen. Ein besonders sensibler Bereich der Netzhaut ist die Makula. Das ist der Bereich, der für das scharfe Sehen verantwortlich ist. Sterben hier Zellen ab, kommt es zu blinden Flecken im Sichtfeld.

Viele Betroffene bemerken lange Zeit nichts von ihrer Erkrankung, denn „bei den frühen Formen gibt es meistens nur geringfügige Seheinschränkungen“, sagt Holz. In der Regel schreitet die Krankheit aber voran. Die Folge sind massive Beeinträchtigungen der Sehfähigkeit. Die Makuladegeneration kann sich in zwei Richtungen entwickeln: eine trockene Form, bei der sich die Sehschärfe langsam verschlechtert, und eine feuchte Form, die aggressiv verlaufen kann.

In der Vergangenheit wurden alle Patienten mit einer feuchten Makuladegeneration innerhalb weniger Jahre blind. Mittlerweile kann man die Krankheit in vielen Fällen behandeln. Dazu spritzt man - unter örtlicher Betäubung - ein Medikament in das betroffene Auge. Eine Injektion wirkt je nach Einzelfall etwa vier Wochen lang. Je früher man mit dem Spritzen beginnt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Therapie gut wirkt. Deshalb sollte man bei ersten Symptomen zum Augenarzt gehen. Generell empfiehlt Holz allen über 50-Jährigen, in gewissen Abständen Untersuchungen zur Früherkennung beim Augenarzt wahrzunehmen.

Während die feuchte Form der AMD gut behandelt werden kann, gibt es gegen die trockene Form noch keine anerkannte Therapie. „Die Diagnose lässt Betroffene zunächst einmal in ein tiefes Loch fallen“, sagt Gretel Schmitz-Moormann von der Selbsthilfe-Organisation Pro Retina. Die 78-Jährige, deren eigene Sehkraft inzwischen nur noch bei zwei Prozent liegt, berät seit Jahren Menschen mit einer Makuladegeneration.

Verhindern lässt sich der Ausbruch nicht. Denn neben dem Alter sind vor allem genetische Faktoren entscheidend. Allerdings kann man durch seinen Lebensstil das Erkrankungsrisiko und den Verlauf der Krankheit ein wenig beeinflussen. Rauchen und vitaminarme Ernährung wirken sich negativ aus, eine besondere Ernährung bei einer trockenen AMD hingegen positiv: Dabei spielt der vitaminähnliche Stoff Lutein, der vor allem in grünem Gemüse enthalten ist, eine wichtige Rolle. An der Universität Jena kam eine Langzeitstudie mit 240 AMD-Patienten zu dem Ergebnis, dass luteinreiche Kost zu einem Anstieg des Makula-Pigments im Auge führe. „Die Patienten spüren effektiv eine Stabilisierung des Sehvermögens und eine Verbesserung des Kontrastsehens“, erklärt der Initiator der Studie, Prof. Jens Dawczynski.

Es gibt auch Hinweise, dass es hilft, häufig Seefisch zu essen. Nahrungsergänzungsmittel, die Omega-3-Fettsäuren enthalten, bringen aber wohl eher nichts. „Hier ist die Datenlage widersprüchlich“, erklärt Dawczynski. Er empfiehlt daher, Omega-3-Fettsäuren vor allem mit der natürlichen Nahrung zu sich zu nehmen. „Lachs mit Spinat oder Hering mit Grünkohl sind beispielsweise hervorragende Augenmahlzeiten“, sagt der Experte.