Die Deutschen sind so gestresst wie nie zuvor

Immer mehr Bürger fühlen sich belastet. Frauen ticken anders als Männer.

Berlin. Frauen machen einen Spaziergang, Männer greifen auch mal zur Flasche, um Druck abzubauen: Die Deutschen sind gestresst. Mehr als die Hälfte der Bürger meint, dass ihr Leben in den letzten Jahren stressiger geworden ist.

Besonders betroffen ist durch Kind, Haushalt und Karriere die „Sandwich-Generation“ zwischen 35 und 45. Das sind Ergebnisse einer gestern in Berlin vorgestellten Studie der Techniker Krankenkasse, für die 1000 Bundesbürger befragt wurden.

Vor allem vom Job. Termindruck, schlechte Bedingungen oder ungerechte Bezahlung stressen Zweidrittel der Berufstätigen. Wer zudem stets erreichbar ist, ist selten entspannt, heißt es in der Studie.

Frauen erdrückt aber noch etwas anderes: Fast jede Zweite gibt an, dass sie ihr eigener, hoher Anspruch in Stress versetzt. Auch den familiären Druck empfinden sie anders als Männer viel stärker als Belastung. Als weitere Stressfaktoren nannten die Befragten private Konflikte (34 Prozent), Krankheit eines Nahestehenden (32 Prozent) und Geldsorgen (27 Prozent).

Laut Studie verfahren 59 Prozent der Bürger nach dem Motto: durchhalten. 17 Prozent laufen unter Stress zur Höchstform auf, genauso viele hoffen, die hohe Belastung irgendwie vermeiden zu können. Diese Gruppe leidet häufig an psychischen Beschwerden, an Kopfschmerzen, Schlafstörungen oder Magenproblemen.

Das machen Frauen und Männer unterschiedlich. Bei den Männern stehen die Hobbys an erster Stelle (75 Prozent), bei den Frauen Spazierengehen und Gartenarbeit (76). Beide Gruppen faulenzen gerne, treffen Freunde, hören Musik, schauen fern oder treiben Sport. Auf den Seelentröster Alkohol setzen jedoch mehr Männer (38 Prozent) als Frauen (25).

Zwar gilt: Je höher das Stresslevel, desto schlechter schätzen die Bürger ihre Gesundheit ein. Aber: Stress kann laut Studie auch positiv sein, wenn er keine Dauerbelastung ist. Jeder zweite Berufstätige sagt, dass der Druck für ihn motivierend ist. Das gilt vor allem für Berufseinsteiger. Wer zudem gerne arbeitet und den Job nicht nur als Broterwerb ansieht, empfindet Stress deutlich weniger bedrückend. Die Studie betont zudem, dass Spaß an der Arbeit vor Burnout schützt.

Im Ländervergleich liegt Baden-Württemberg vorne, fast Zweidrittel der Bewohner gehören zu den Gestressten. Nur knapp dahinter rangieren Bayern, Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland. In Ostdeutschland ist der Stressfaktor dagegen etwas niedriger. Nicht so leicht lassen sich Menschen in Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen unter Druck setzen. Gleichwohl fühlen sich auch dort etwas mehr als die Hälfte der Bürger gestresst.