Erste Frau bekommt ein Baby mit fremder Gebärmutter
Göteborg (dpa) - „Niemand konnte es glauben“: Eine Frau wünscht sich ein Kind, hat aber keine Gebärmutter. Ärzte aus Schweden setzen ihr ein fremdes Organ ein. Im Jahr darauf bringt sie einen Jungen zur Welt.
Schwedischen Medizinern ist nach eigenen Angaben eine Sensation geglückt: Zum ersten Mal weltweit habe eine Frau mit einer gespendeten Gebärmutter ein gesundes Baby zur Welt gebracht. Schon im September sei der Junge per Kaiserschnitt geboren worden, teilte die Universität Göteborg mit. „Sowohl der Mutter als auch dem Kind geht es gut, sie sind jetzt zu Hause“, sagte Professor Mats Brännström, der den Eingriff vorgenommen hatte.
Die junge Frau war im Frühjahr dieses Jahres schwanger geworden, nachdem eine 61-jährige Freundin der Familie ihr 2013 ihre Gebärmutter gespendet hatte. Die Spenderin hatte schon sieben Jahre vor der Operation die Wechseljahre durchlaufen, wie das britische Fachmagazin „The Lancet“ berichtete.
Insgesamt hatten die Göteborger Forscher neun Frauen fremde Gebärmütter eingesetzt. Einigen fehlte das Organ von Geburt an, andere hatten es wegen einer Krebserkrankung verloren. Zwei verpflanzte Gebärmütter mussten die Ärzte nach einer Infektion und wegen Blutungen wieder entfernen. Sieben operierte Frauen starteten Schwangerschaftsversuche mit eigenen Eizellen, die im Reagenzglas befruchtet worden waren.
Die nach Angaben von „The Lancet“ 36-Jährige war schließlich als erste schwanger geworden, nachdem die Ärzte ihr einen Embryo eingesetzt hatten. Sie habe von Geburt an keine Gebärmutter, aber funktionierende Eierstöcke gehabt, schreibt das Fachmagazin.
Nach Komplikationen kam das Baby schon in der 32. Woche zur Welt. Laut der Universität wog es 1775 Gramm und war 40 Zentimeter groß. „Es war atemberaubend“, sagte die gynäkologische Chirurgin Liza Johannesson in Göteborg. Es sei für die Ärzte ein ähnliches Gefühl gewesen wie selbst ein Kind zur Welt zu bringen. „Niemand konnte es glauben.“ Die Eltern seien dankbar und glücklich.
Göteborger Wissenschaftler forschen seit 15 Jahren auf diesem Gebiet, doch nie zuvor war nach einer Transplantation eine Geburt geglückt. Zwei frühere Versuche in Saudi-Arabien und der Türkei waren der Universität zufolge ebenfalls gescheitert.