Experten relativieren Krebswarnung bei Fleisch
Berlin (dpa) - Statistiker haben vor einer Überdramatisierung der Krebsgefahr durch Fleischverzehr gewarnt. Auch die Internationale Krebsforschungsagentur (IARC) fordert nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) keinen völligen Verzicht auf Wurst.
Auch wenn die WHO zu dem Ergebnis komme, dass durch den Konsum von 50 Gramm Wurst täglich das Darmkrebsrisiko um 18 Prozent steige, sei das zusätzliche Risiko durch den Fleischkonsum deutlich geringer, als es auf den ersten Blick erscheine, berichtete das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI).
Dieser Zuwachs beziehe sich lediglich auf das relative Risiko, an Darmkrebs zu erkranken. Das liege bei 5 Prozent. Durch den Wurstkonsum erhöhe sich dieses Risiko auf 6 Prozent. „Das hört sich schon etwas weniger dramatisch an“, heißt es in der RWI-Mitteilung unter der Überschrift „Unstatistik des Monats: Wursthysterie“.
Nach Protesten und Aufrufen zur Klarstellung erklärte die WHO am Donnerstag in Genf, die jüngste Bewertung ihrer Behörde verlange nicht von den Menschen Lebensmittel wie Würstchen, Schinken und anderes verarbeitetes Fleisch gar nicht mehr zu essen. Sondern die Agentur mache darauf aufmerksam, dass ein geringerer Verzehr das Krebsrisiko vermindern könne.
Mehr als jeder siebte Bundesbürger will wegen der Krebs-Warnung der WHO künftig weniger Fleisch essen. Das sagten 15 Prozent in einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur. 68 Prozent wollen trotz der Warnung genau so viel Fleisch wie bisher verzehren.
Sorgen machen sich spätestens seit der WHO-Veröffentlichung 20 Prozent der Befragten, die Mehrheit von 73 Prozent ist nach eigenen Worten aber nicht besorgt.
Die WHO hatte Anfang der Woche für Aufsehen mit der Einschätzung gesorgt, Würstchen, Schinken und anderes verarbeitetes Fleisch seien krebserregend. Der regelmäßige Konsum erhöhe das Risiko für Darmkrebs. Zudem stuften die Experten rotes Fleisch generell als wahrscheinlich krebserregend ein. Darunter wird das Muskelfleisch aller Säugetiere verstanden.