Gewürze der Weihnachtszeit - kostbare Zutaten aus den Tropen
Köln (dpa) - Wer sich mit Stephan Anhalt unterhält, bekommt schnell den Eindruck, dass die Weihnachtszeit im Grunde ein großes Import-Geschäft ist.
„Zum Weihnachtsfest hat man sich traditionell etwas Besonderes gegönnt. Viele Gewürze kommen von Pflanzen, an die früher schwer heranzukommen war, weil sie nur weit entfernt wachsen“, erklärt der Direktor des Botanischen Gartens in Köln. Vanille, Zimt, Kakao - vieles, was man zum Fest in sich rein mümmelt, kommt ursprünglich nicht aus Europa. Und das gilt nicht nur für die Gewürze. Ein Weihnachtsspaziergang mit einem Experten, den man in vielen Botanischen Gärten machen kann.
Zimt: „Das Zimt-Gewürz wird aus der Rinde des Zimtbaums gewonnen. Wenn Sie statt einer kleinen Messerspitze aus Versehen einen ganzen Teelöffel frisch gemahlenen Zimts in einen Topf Glühwein geben, werden sie ihn nicht genießen können“, sagt Anhalt. Es würde zu scharf schmecken. Elisabeth Vaupel vom Deutschen Museum (Ausstellung „Welt der Gewürze“) in München erklärt: Der Zimtbaum besitze im etherischen Zimtöl antimikrobielle und pilzabtötende Inhaltsstoffe - einen natürlichen Abwehrmechanismus gegen Schädlingsbefall. Der Baum ist eigentlich ein tropisches Gewächs.
Vanille: „Vanille gehört zu einer der größten Pflanzenfamilien, nämlich zu den Orchideen. Sie ist allerdings auch die einzige essbare Orchidee“, sagt Gartendirektor Anhalt. Die Samen sind eingebettet in eine Kapsel, die noch geschmacklose Vorstufen des Vanillins und der Vanillinsäure erhalte, erläutert Susanne Bickel vom Verband Biologie, Biowissenschaften und Biomedizin. Erst mit der Verarbeitung entstehe das kräftige Gewürz. Auch die lianenartig wachsende Vanille kommt von weit her. „Der Ursprung der Vanille liegt in Mexiko, in Deutschland kann man sie nicht anbauen“, sagt Gartendirektor Anhalt. „Um das Vanille-Monopol wurden einst Kriege geführt.“
Kakao: „Wenn die Frucht des Kakao-Baums frisch ist, findet man in ihr eine weiße Pulpa mit Samen“, erklärt Anhalt. Diese würden fermentiert, geröstet und gemahlen. Dadurch bildeten sich die Aromastoffe aus. „Die Pflanze kommt ursprünglich aus Südamerika“, sagt er. Dortige Kakao-Trünke hätten zum Teil noch Pfeffer enthalten - „das war eine sehr scharfe Angelegenheit“. Der Brauchtum-Experte Manfred Becker-Huberti beschreibt, wie Ordensleute Schokolade in roher Form nach Europa brachten und der Papst sie in der Fastenzeit genehmigte, weil sie „abscheulich schmeckte“. „Dann kam es in Europa zu der Verfeinerung, die dazu führte, dass Schokolade zu einem teuren Modegetränk wurde.“