DAK-REport Hunderttausende in NRW leiden an schweren Schlafstörungen

Krankenkassen-Studie zeigt steigende Zahl krankhafter Fälle. Berufsalltag und ständige Erreichbarkeit spielen wichtige Rolle.

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Düsseldorf. Die Schlafprobleme der Menschen in NRW haben nach einer Krankenkassen-Studie stark zugenommen. Als die DAK Gesundheit vor sieben Jahren 1006 Erwerbstätige online zu Einschlaf- und Durchschlafproblemen befragte, sagten noch 51,2 Prozent, dass das für sie kein Thema sei. Bei der nun wiederholten Befragung ergab sich, dass nur noch 19,5 Prozent gar nicht von Schlafproblemen betroffen sind.

Die Zahl derer, bei denen man von einer besonders schweren Schlafstörung (Insomnie) spricht, liegt bei 9,4 Prozent der Befragten — ein Plus von gut 52 Prozent gegenüber 2009. Insomnie bedeutet, dass es mindestens drei Mal pro Woche zu Ein- oder Durchschlafstörungen kommt. Außerdem muss der Betroffene selbst seine Schlafqualität als schlecht empfinden und unter Tagesmüdigkeit und Erschöpfung leiden. Hochgerechnet auf alle Erwerbstätigen in NRW haben rund 786 000 Menschen das Krankheitsbild, wobei Frauen in der Überzahl sind.

Sortiert man die Befragten nach beruflicher Stellung, so zeigen die Werte, dass Beamte und Arbeiter etwas stärker betroffen sind als Angestellte. Interessant ist der Blick auf das Tätigkeitsniveau. In den hoch qualifizierten und gehobenen Stellungen ist der Anteil der Betroffenen unterdurchschnittlich. Überdurchschnittlich sind die Werte bei den Ungelernten oder gering Qualifizierten. Je niedriger das Tätigkeitsniveau, desto höher ist der Anteil derjenigen, die von einer Insomnie betroffen sind.

Trotz des Krankheitsbildes waren bislang nur 4,7 Prozent der Befragten wegen Schlafproblemen in ärztlicher Behandlung. 7,5 Prozent gaben an, Schlafmittel zu nehmen. 2009 sagten das nur 3,3 Prozent der Befragten.


Die Betroffenen wurden auch nach ihren Lebensumständen befragt. Dabei ergab sich, dass Nachtschichten, ein hoher Leistungsdruck im Beruf, Überstunden und während der Arbeit nicht genommene Pausen das Krankheitsbild begünstigen. Und: Je höher die Erreichbarkeit nach Feierabend oder im Urlaub ist, desto höher ist der Anteil der Insomniker. Peter Mager, Chef der DAK Gesundheit NRW, sagt: „Viele Menschen haben nachts das Smartphone an der Steckdose, können aber ihre eigenen Akkus nicht mehr aufladen.“.

Winfried J. Randerath, Chefarzt aus Solingen und Experte für Schlafmedizin, spricht angesichts der ständigen Erreichbarkeit von der schlaflosen Gesellschaft: „Immer mehr Menschen machen sich immer mehr verfügbar.“ Bedenklich sei auch, dass 18 Prozent der Befragten sagen, dass sie weniger als fünf Stunden schlafen. Studien hätten gezeigt, dass damit eine verringerte Lebenserwartung einhergehe. Der Schlafmediziner kritisiert, dass Schlafstörungen nicht nur von den Betroffenen, sondern auch von der Politik nicht ernst genommen werde.

Die Folgen von Schlafstörungen lägen nicht nur in den Auswirkungen auf die Verkehrstauglichkeit wegen Übermüdung am Tag oder auch in erhöhtem Unfallrisiko am Arbeitsplatz. Auch könnten Schlafprobleme zu Herz- Kreislauf- oder Krebserkrankungen führen.