Milch und Butter werden teurer
Düsseldorf (dpa) - Für viele Verbraucher werden Milchprodukte teurer: Landwirte müssen höhere Kosten decken. Und Molkereien können dank der Weltmarktnachfrage höhere Preise durchsetzen. Aldi hob bereits die Preise an, andere Händler werden wahrscheinlich folgen.
Milch, Butter, Schlagsahne und Quark: Auf die Verbraucher in Deutschland kommen bei einer Reihe von Milchprodukten deutlich steigende Preise zu. Aldi Süd und Aldi Nord vollzogen am Donnerstag (2. Mai) Preiserhöhungen. Bei Aldi Süd machen sie in der Spitze 21 Prozent bei Butter aus. Der Discounter verwies auf gestiegene Rohstoffpreise, die an die Kunden weitergeben werden müssten. Aldi Nord begründete die Preiserhöhung auf Anfrage mit der „aktuellen Marktsituation“.
An Aldi-Preisen orientieren sich Supermarkt-Riesen in der untersten Preislage. Daher wird erwartet, dass sie nachziehen. Es hatte sich bereits abgezeichnet, dass die Molkereien bei der jüngsten halbjährlichen Verhandlungsrunde über Milch am längeren Hebel sitzen. In Asien ist derzeit die Nachfrage nach europäischen Milchprodukten hoch.
Trinkmilch der untersten Preislage wird nach Einschätzung von Discountexperte Matthias Queck damit so teuer werden wie seit Jahren nicht mehr. Aldi Süd und Aldi Nord hoben nach eigenen Angaben den Preis für die günstigste Frischmilch um fünf Cent je Liter auf 59 Cent (1,5 Prozent Fett) beziehungsweise 65 Cent (3,5 Prozent Fett) je Liter an. Das entspricht einem Preisanstieg in der untersten Preislage um gut neun beziehungsweise gut acht Prozent. Ein Rekordpreis stellen die neuen Preise laut Queck aber nicht da: Im längerfristigen Vergleich ragten der Winter 2007/2008 mit 73 Cent je Liter und der Sommer 2008 mit 68 Cent je Liter bei der günstigsten Milch (3,5 Prozent Fett) heraus.
„Neben Milch wurde auch Butter teurer und verschiedene, aber nicht alle nahen Produkte wie Schlagsahne und Quark“, sagte der Experte vom Handelsinformationsdienst Planet Retail. Aldi Süd bestätigte das und listete mit Verweis auf steigende Rohstoffpreise auf: Ab Donnerstag koste beispielsweise Bio-ESL-Milch (1 Liter, 1,5 %) 0,95 Euro (alter Verkaufspreis: 0,89 Euro) und Butter 1,15 Euro statt bisher 0,95 Euro. Moderat ist der Preisanstieg dagegen bei der Schlagsahne (200 g), deren Preis von von 0,42 Euro auf 0,45 Euro anzieht und beim Speisequark (250 g), der um 3 Cent teurer wird. Queck geht davon aus, dass andere Discounter und Supermärkte nachziehen.
Die Milchlieferverträge zwischen den einzelnen Molkereien und Handelskonzernen werden in der Regel für ein halbes Jahr geschlossen. In der zurückliegenden Runde im vergangenen Herbst hatten Molkereien bereits höhere Preise durchgesetzt. Aldi Süd hob Anfang November 2012 den Milchpreis im Laden um 9 Cent je Liter an. Aldi Süd geht mit dem selbstständigen Schwesterunternehmen Aldi Nord üblicherweise im Gleichschritt vor. Aldi Nord äußerte sich am Donnerstag allerdings nicht zu den Preise bei Frischmilch und anderen Milchprodukten.
Als Hintergrund der steigenden Preise sehen Branchenkenner die Nachfrage auf dem Weltmarkt: „Der Hauptgrund ist die nach wie vor sehr gute Nachfrage auf dem europäischen und internationalen Parkett“, sagte der Geschäftsführer der Landesvereinigung der Milchwirtschaft Nordrhein-Westfalen, Rudolf Schmidt. Vor allem in Asien sei die Nachfrage groß. Nicht nur die klassischen Exportprodukte Milchpulver, Butter und Käse liefen gut. „Neu ist, dass H-Milch nicht nur in Europa nachgefragt wird, sondern inzwischen auch auf Schiffe geladen wird“, verdeutlichte er. Einzelne Molkereien verschifften Milch in Tetrapaks containerweise nach China. Auch in anderen Ländern wie Indien und Vietnam seien Milchprodukte aus Europa derzeit gefragt.
Der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter hatte die steigenden Milchpreise erwartet. „Die Erhöhung ist überfällig“, sagte der Sprecher des Verbandes, Hans Foldenauer, vor zwei Wochen der dpa. Zum einen hätten die Milchpreise der Marktlage folgend bereits in den vergangenen Monaten steigen müssen. Zum anderen könnten mit einer solchen Anhebung die kräftige Kostensteigerungen insbesondere bei Energie und Futtermittel noch nicht völlig ausgeglichen werden. Der Verband ging davon aus, dass auch der Käsepreis tendenziell steigt.