Rotierendes Vergnügen: Disc-Golfer erobern die Parks
Bremen (dpa) - Lautlos gleitet die Scheibe über die Frühlingswiese, fliegt eine leichte Linkskurve und landet schließlich genau vor dem Zielkorb. „Jetzt muss ich nur noch einputten“, sagt Michael Rollnik zufrieden und stapft über den Disc-Golf-Parcours im Bremer Weseruferpark.
Der Freiluftsport mit der Frisbeescheibe findet immer mehr Anhänger. Disc-Golf entstand Mitte der Siebzigerjahre in den USA. Die Idee: eine Scheibe wird auf einer Spielbahn mit möglichst wenig Würfen in einen Korb befördert. Wie beim klassischen Golf gibt es Vorgaben, sogenannte Pars. „Ein Par ist die Anzahl der Versuche, die ein guter Spieler braucht, um einzulochen“, sagt der Trainer Rollnik. Am Ende siegt der Spieler mit der geringsten Gesamtwurfzahl. Kraft brauchen die Spieler nicht. Aber ein lockeres Handgelenk, ein gutes Auge und Koordination. „Man muss das Gelände lesen können“, sagt Stefan Brandes vom Wolfenbütteler Verein Tea Timers.
Die Golf-Kurse werden in bestehende Parks integriert. „Man baut die Bahnen so, dass man die Natur mit einpflegt“, sagt Brandes. Der Materialaufwand ist vergleichsweise gering: Neben einem planen Abwurffeld müssen nur die Disc-Körbe installiert werden. Gespielt wird mit Spezialscheiben. „Sie sind ein bisschen schwerer als Frisbees, sind dadurch aerodynamischer und liegen besser in der Luft“, sagt Brandes. Passionierte Golfer haben gleich ein gutes Dutzend Scheiben dabei. „Für längere und kürzere Distanzen, für Linkskurven, Rechtskurven, für Würfe mit Wind und ohne Wind“, sagt Brandes. Ein Frisbee kostet zwischen 10 und 20 Euro.
Brandes kommt aus der Region mit der höchsten Parcoursdichte. In Südostniedersachsen liegen 13 der rund 70 deutschen Disc-Golf-Anlagen. „Momentan ist das noch ein schönes Alleinstellungsmerkmal“, sagt Jan-Christoph Ahrens von der Tourismusregion Braunschweiger Land. „Die Vereine haben das in der Region super gut gepuscht.“ Neben Einheimischen locken die Kurse auch Touristen an. „Viele verknüpfen Disc-Golf mit kulturellen Angeboten“, sagt Ahrens. „Der Verleih der Scheiben in den Touristinfos läuft wirklich gut, auch der Verkauf.“ „Manche Leute kommen bewusst zum Disc-Golf-Urlaub her, beispielsweise aus Österreich“, sagt Brandes.
„Disc-Golf ist eine Sache, die man auch mit seinen Enkeln noch spielen kann“, schwärmt Brandes. „Wir haben im Verein von jung bis alt alles. Der älteste Spieler hat mit 81 angefangen.“
„Der Sport ist genial, weil er so viele Facetten hat“, sagt auch David Lizotte, der Vorsitzende des Bremer Vereins Drehmoment. „Man kann auf Leistung spielen. Oder man kann Party machen und spielen.“ Noch ist der Sport eine Männerdomäne. „Der Frauenanteil liegt bei 10 bis 15 Prozent“, sagt Rollnik.
Um Konflikte mit anderen Parknutzern zu vermeiden, gelten strenge Regeln. „Eine Scheibe fliegt locker über 100 Meter weit, viele unterschätzen das“, sagt Brandes. „Wir müssen warten, bis die Bahn frei ist“, ergänzt Rollnik. „Man will kein Risiko gehen.“ Rücksicht sei auch bei Tieren und Pflanzen oberstes Gebot. Tabu ist beispielsweise das Abbrechen von Zweigen, wenn die Scheibe im Gebüsch oder Unterholz landet. Manchmal fliegt sie aber auch in einen Hundehaufen.