Südkorea meldet neunten Mers-Toten
Seoul/Peking (dpa) - Drei Wochen nach dem Mers-Ausbruch in Südkorea mit mittlerweile neun Todesfällen und über 100 Erkrankungen wächst auch die Sorge in China vor einer weiteren Ausbreitung des Virus.
Die Gesundheitsbehörden in China, das 2002 und 2003 vom Ausbruch der verwandten Lungenkrankheit Sars besonders betroffen war, warnten vor „deutlich gestiegenen Risiken“ durch Mers in der Volksrepublik. Zwar bekräftigte Südkoreas Regierung, dass für die Bevölkerung kein Grund für Panik bestehe, dennoch verschob Präsidentin Park Geun Hye eine geplante USA-Reise in die USA.
Südkoreas Gesundheitsministerium meldete zwei weitere Mers-Todesfälle und 13 Neuerkrankungen. Damit stieg die Zahl der Infizierten im Land auf 108. In China wird noch immer ein aus Südkorea stammender Mers-Patient behandelt. Der Gesundheitszustand des 44-Jährigen in der Stadt Huizhou in Südchina habe sich stabilisiert, teilten die örtlichen Behörden mit. 75 Menschen, die engen Kontakt zu ihm hatten, seien in Quarantäne.
Nach Kontakten zu den Behörden in Südkorea und im Nahen Osten warnte der Sprecher des Gesundheitsministeriums in Peking, Mao Qun'an, vor einer Einschleppung des Virus. Die Gefahr habe zugenommen, zitierte ihn die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua. Hongkong erließ erstmals eine Reisewarnung gegen Südkorea und verhängte Alarmstufe Rot.
In Südkorea sind mehr als 3400 Menschen, die sich angesteckt haben könnten, unter Quarantäne gestellt. Sie befinden sich entweder in Isolierstationen von Kliniken oder sollen zuhause bleiben. Die Regierung versprach, sie zu versorgen. Dennoch beklagen einige Familien, dass ihnen die Lebensmittel auszugehen drohen, wie südkoreanische Medien berichten.
„Sie sollten uns mehr als eine Maske, Desinfektionsmittel und eine Broschüre über Maßnahmen gegen Mers geben“, zitierte die Zeitung „The Korea Herald“ die 25-jährige Yoo Hye Ji, deren Familie seit dem vergangenen Wochenende unter Quarantäne steht. Die Inkubationszeit bei Mers beträgt in den meisten Fällen weniger als eine Woche. Jedoch wurden auch längere Phasen von bis zu knapp zwei Wochen beobachtet.
Immer mehr Südkoreaner, wenn auch noch lange nicht der größte Teil der Bevölkerung, tragen Atemmasken und versuchen sich dadurch vor einer Ansteckung zu schützen. Viele Menschen vermeiden Großveranstaltungen. Auch wurden vereinzelt Pop-Konzerte abgesagt. In den vergangenen drei Wochen sei der Ticketverkauf an den Kinokassen um 25 Prozent eingebrochen, berichtet „Korea Herald“.
Mehr als 2400 Schulen und Kindergärten sind vorsorglich geschlossen. Ein Expertenteam der Weltgesundheitsorganisation (WHO), das derzeit den Ausbruch in Südkorea untersucht, empfahl der Regierung aber, diese wieder zu öffnen. „Die Schulen sind nicht mit der Übertragung des Mers-Virus in Südkorea und anderswo in Verbindung gebracht worden“, hieß es. Bisher blieb der Ausbruch nach Angaben der Behörden auf Krankenhausinfektionen beschränkt. Auch übertrage sich das Virus nicht über die Luft.
Präsidentin Park habe sich „angesichts der Beunruhigung in der Bevölkerung“ entschlossen, die für Sonntag geplante Reise in die USA zu verschieben, teilte eine Sprecherin der Staatschefin mit. Die Sicherheit der Südkoreaner habe höchste Priorität. „Die Regierung bittet die Menschen, sich nicht übermäßig wegen Mers zu sorgen“, sagte der geschäftsführende Premierminister Choi Kyung Hwan. Die Menschen sollten nicht wegen grundloser Befürchtungen ihre Ausgaben reduzieren.
Erster Mers-Patient in Südkorea war im Mai ein 68-Jähriger, der zuvor von einer Nahost-Reise zurückgekehrt war. Mers, das erstmals 2012 in Saudi-Arabien nachgewiesen wurde, zählt wie viele Erkältungsviren und der Sars-Erreger zu den Coronaviren. Der Ausbruch in Südkorea ist der bislang größte außerhalb der arabischen Halbinsel. Bis zum 9. Juni waren bei der WHO weltweit 1219 bestätigte Mers-Fälle erfasst, darunter mindestens 449 Todesopfer.