H5N8 breitet sich weiter aus Vogelgrippe schon in sechs europäischen Ländern nachgewiesen
Schwerin (dpa) - Die Vogelgrippe breitet sich in Deutschland und anderen Ländern weiter aus. Das hochansteckende Virus wurde erstmals in Mecklenburg-Vorpommern und auf der bayerischen Seite des Bodensees nachgewiesen.
Zuvor waren bereits in Schleswig-Holstein und Baden-Württemberg Vögel entdeckt worden, die an einer aggressiven Variante des Subtyps H5N8 verendet waren. In Teilen Deutschlands gilt nun eine Stallpflicht für Geflügel, damit sich die Tiere nicht über Wildvögel infizieren. Der wirtschaftliche Schaden bei einem Befall wäre enorm. Es gab bereits einen Verdacht auf Vogelgrippe bei Puten in einem Betrieb in Schleswig-Holstein.
Der Subtyp H5N8 wurde zudem erstmals in Dänemark in toten Wildvögeln gefunden - auf der Insel Møn südlich von Seeland und in Kopenhagen. Zuvor hatten bereits Österreich, Schweiz und Polen infizierte Wildvögel gemeldet. In Ungarn wurde ein zweiter Ausbruch in einer Geflügelfarm bekannt. Damit wurde die aggressive Variante inzwischen in sechs europäischen Ländern nachgewiesen.
In Mecklenburg-Vorpommern sei das Virus bei 13 Vögeln gefunden worden, teilte das Agrarministerium in Schwerin mit. Zuerst war eine infizierte Reiherente auf der Ostseeinsel Insel Riems entdeckt worden - auf dem Gelände des Bundesforschungsinstituts für Tiergesundheit (Friedrich-Loeffler-Institut). Später bestätigte sich der Verdacht auf die Geflügelpest bei 12 weiteren Vögeln von anderen Fundorten. Am Donnerstag meldete auch das Bayerische Landesamt für Gesundheit in Erlangen zwei mit dem Virus vom Subtyp H5 infizierte tote Reiherenten im Landkreis Lindau am Bodensee. Die Proben seien an das Friedrich-Loeffler-Institut weitergeleitet worden.
In Schleswig-Holstein sammeln Mitarbeiter der Stadt Plön seit Tagen tote Wildvögel ein, bisher mehr als 200 Tiere. Dort bestand der Verdacht auf Vogelgrippe bei verendeten Tieren einer Geflügelhaltung. In dem Bestand im östlichen Landesteil sind 18 Puten verendet, wie Landwirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) mitteilte. Proben der toten Tiere waren positiv auf Influenza-A-Viren des Subtyps H5 getestet worden. Eine endgültige Bestätigung der Geflügelpest stand zunächst noch aus.
Für Verbraucher sieht Habeck keine Gefahr. Sie könnten ihre Martinsgans oder anderes Geflügel essen, wenn sie die üblichen Hygienemaßnahmen einhalten: Rohes Fleisch soll getrennt von anderen Lebensmitteln aufbewahrt und Besteck gründlich gewaschen werden. Fleisch soll durchgegart werden.
Experten fürchten, dass infizierte Wildvögel den Erreger sehr schnell auf Tiere in Geflügelfarmen übertragen könnten. Minister Till Backhaus (SPD) verhängte für Geflügelhaltungen in Mecklenburg-Vorpommern die Stallpflicht. Diese ordneten Behörden auch für ganz Schleswig-Holstein und die betroffene Bodensee-Region im Südwesten an.
In Teilen Niedersachsens - im Emsland, im Landkreis Cloppenburg und in der Grafschaft Bentheim - gilt ebenfalls die Stallpflicht, obwohl dort bisher keine infizierten Vögel entdeckt wurden. Die Regionen sind teilweise Rastgebiete für Wat- und Wasservögel. Gleichzeitig gibt es dort viele Geflügelbetriebe. Im Emsland werden nach Angaben des Landkreises 35 Millionen Stück Geflügel gehalten, in der Grafschaft Bentheim 9,4 Millionen.
In einigen Agrarbetrieben wuchs die Sorge, dass kurz vor Weihnachten das Virus auch auf schlachtreife Enten und Gänse übergreifen könnte - mit schwerwiegenden finanziellen Folgen.
Unterdessen gab es einen neuen Alarm in Ungarn. In einer Geflügelfarm erkrankte eine nicht näher genannte Zahl von Enten an dem Erreger des Subtyps H5N8, wie das Agrar-Portal agroinform.com berichtete. Bereits zuvor hatte eine Farm einen solchen Ausbruch gemeldet.