Wenn Bälle Ball spielen: Bei „Bubble Ball“ zählt der Spaß
Gelsenkirchen (dpa) - Junggesellinnenabschied einmal anders: Statt in der Kneipe zu hocken, schlüpfen junge Damen in Gelsenkirchen in luftgefüllte Plastikbälle und toben sich aus. Die acht Frauen probieren den neuen Trendsport „Bubble Ball“ aus, was man mit „Blasen-Ball“ umschreiben könnte.
Die transparenten Plastikbälle erinnern ein bisschen an Kinder-Wasserbälle, sie sind nur viel, viel größer. In der Mitte haben sie ein großes Loch, in das man Oberkörper und Kopf hineinsteckt. Reinzukommen dauert eine Weile. Kopfüber rutschen die Mädels in das Innere des Balls und ziehen sich an zwei Henkeln hinein.
Jetzt sind sie von Kopf bis zu den Knien von der großen Luftblase umgeben. Vier spielen für Team Rot und vier für Team Blau. Es geht darum, einen normalen Ball wie beim Fußball ins gegnerische Tor zu schießen: Anpfiff auf einem Indoor-Fußballfeld im Sportpark Gelsenkirchen, einem Privatunternehmen.
Bubble Ball kommt ursprünglich aus Skandinavien. Seit 2013 wird der Sport auch von deutschen Sportparks oder Sportverleihen angeboten. Firmen wie „Yunaball“ kommen mit den Bällen direkt zu ihren Kunden. „Wir verleihen die Bälle und betreuen das Spiel dann“, sagt Nassrat Azizzadah. Wahlweise in Indoor-Hallen oder draußen auf Sportplätzen und im Park.
In Gelsenkirchen gibt es den Sport seit einem Jahr. „Anfang 2015 haben wir dann den Bestand aufgestockt und ein zweites Feld mit Bällen bestückt“, erzählt Jens Haltermann vom Sportpark. Vor allem in kalten Wintermonaten kommen Klassenausflüge, Firmenfeiern, Freunde oder eben Junggesellinnenabschiede in die Halle, um sich auszutoben.
„Zwei hinten, zwei vorne“, ruft eine der Spielerinnen auf dem Feld. Der Ehrgeiz der acht Frauen ist geweckt. Unkoordiniert, als würden sie in einem Maskottchenkostüm stecken, rennen sie über das Spielfeld und haben Spaß daran, sich gegenseitig umzustoßen. „Sieht schon ziemlich doof aus“, kommentiert eine von ihnen, die an der Bande geblieben ist, um Fotos zu machen. Heute zählt nicht, wer die meisten Tore schießt. In erster Linie wollen die Frauen eine lustige Erinnerung festhalten.
Wenn es zum Zweikampf kommt, heißt es Beine einziehen, um sich nicht zu verletzten. Wie Marienkäfer liegen die Spielerinnen dann auf dem Rücken und zweifeln, ob sie genug Schwung haben, um wieder hoch zu kommen. Die Gefahr, sich in solchen Situationen zu verletzen, hält Ingo Froböse, Professor an der Sporthochschule Köln, für so hoch wie bei einem normalen Hobby-Fußballturnier. „Allerdings ist die Sturzgefahr viel größer und unkontrollierte Bewegungen sind für die Beine echte Fallen“, warnt er.
Das Spielgeschehen sieht lustig aus, bringt die Frauen aber auch ins Schwitzen. Nach zehn Minuten Spielzeit brauchen sie eine Verschnaufpause. „Ganz schön anstrengend und heiß darin. Wenn du richtig läufst, bekommst du wenig Luft“, meint die Schwester der Braut. Die rund 15 Kilogramm schweren Bälle drücken auf die Schultern und schränken die Bewegungsfähigkeit von Oberkörper und Beinen ein. Nur ab und zu bei einem Tor ragt mal ein Arm zum Jubel oben aus der Öffnung.
Ist Bubble Ball überhaupt als Sport zu bezeichnen? „Durchaus“, findet Professor Froböse. Aber: „Ein richtiges Training ist es nicht.“ Als Trendsport sei Bubble Ball vor allem ein Event mit „Fun-Faktor“. Auch für den Landessportbund Nordrhein-Westfalen steht der Eventcharakter im Vordergrund.
Anders sieht das der Verein „Deutscher Bubble Football Bund“. „Es ist zwar keine eingetragene Sportart, trotzdem spielen wir professionell“, sagt Lena Burggraf. In manchen Bundesländern wie etwa in Nordrhein-Westfalen und Hessen würden schon Meisterschaften ausgetragen. Nächstes Jahr sollen 24 Nationen bei Weltmeisterschaften in Asien spielen. Die Profis seien vor allem Männer, „die fußballerisch schon was können“, sagt Burggraf.