WHO: Zehntausende neue HIV-Infektionen in Europa
Kopenhagen/Genf (dpa) - Rund drei Jahrzehnte nach der Entdeckung des Aids-Erregers HIV stecken sich auch in Europa immer noch jährlich Zehntausende mit dem lebensgefährlichen Virus an.
Allein 2013 wurden von den europäischen Ländern einschließlich Russland insgesamt 136 235 neue HIV-Infektionen registriert. Das teilte das Europa-Regionalbüro der Weltgesundheitsorganisation (WHO) am Donnerstag in Kopenhagen aus Anlass des Welt-Aids-Tages am 1. Dezember mit.
Fast 80 000 dieser Neuansteckungen entfielen demnach auf Russland, dessen größter Teil in Asien liegt. „Trotz aller Bemühungen um Prävention ist die ermittelte Rate der Ansteckungen mit HIV pro 100 000 Einwohnern im zurückliegenden Jahrzehnt offenkundig nicht zurückgegangen“, konstatiert der Bericht, den die WHO und das Europäisches Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) erstellten.
Am geringsten ist die Ansteckungsrate in den wirtschaftlich stärker entwickelten Ländern der Region Europäische Union (EU) und Europäischer Wirtschaftsraum (EWR). Sie lag dort bei 5,7 auf 100 000 Einwohner. Zusammen mit den übrigen Ländern Osteuropas sowie Russland liegt die Rate der HIV-Infektionen laut WHO auf dem Kontinent allerdings bei 15,7.
„HIV-Infektionen bleiben in Europa weiterhin ein Gesundheitsthema von großer Bedeutung“, heißt es in dem Bericht. Ebenso wie bei den Infektionsraten gibt es auch hinsichtlich der Übertragungswege regionale Unterschiede. Insgesamt würden Ansteckungen durch heterosexuelle Kontakte überwiegen, während nur in der Region EU/EWR die Übertragung zwischen Männern eine größere Rolle spiele. In Osteuropa seien zudem auch Infektionen über Drogenspritzen stark verbreitet.
Weltweit sterben nach UN-Angaben immer noch jedes Jahr rund 1,5 Millionen Menschen an den Folgen von Aids. Derzeit seien 35 Millionen Männer, Frauen und Kinder mit HIV infiziert, hatte das Anti-Aids-Programm der Vereinten Nationen (UNAIDS) am 19. November mitgeteilt. HIV könne aber in den nächsten 15 Jahren weitgehend besiegt werden, wenn die Staaten die erforderlichen Mittel für Milliardenprogramme zur Eindämmung des Virus bereitstellen.