Das Bad als Wohnraum und Wellnessoase
Köln (dpa/tmn) - Das Bad ist nicht mehr nur Ort für die nötige, aber eilends erledigte Körperpflege. Es wird mehr und mehr zum Wohn- und Wohlfühlraum. Viele Hersteller bieten für diese private Wellnessoase innovative Konzepte an, die auch auf Licht und Klang setzen.
Das Badezimmer ist längst mehr als nur ein funktionaler Raum. So wie sich die Küche seit einigen Jahren immer mehr zum Wohnraum hin öffnet, verändert sich auch die Bedeutung der einstigen Nasszelle. Designer sehen das Bad zunehmend als Ort zum Wohlfühlen und Wohnen. Sie stellen die formschöne Wanne schon mal mitten ins Zimmer oder trennen Dusche und Co. nur mit einer gläsernen Wand vom Schlafzimmer ab.
Dass sich Bad- und Schlafzimmer stärker miteinander verbinden, sei als Trend klar erkennbar, sagt Thomas Grothkopp vom Bundesverband des Deutschen Möbel-, Küchen- und Einrichtungsfachhandels (BVDM) in Köln. Avantgarde seien in dieser Hinsicht Designhotels in Großstädten wie Berlin. Aber auch im Kleinen sei die Veränderung zu beobachten: „Das Sortiment von Bett, Schrank, Tisch wächst ins Bad hinein.“
Auf der Möbelmesse IMM Cologne Anfang des Jahres in Köln prognostizierten Trendexperten ebenfalls, dass die Übergänge vom privaten Spa zum Schlafzimmer immer fließender werden. Das Badezimmer werde sich zu einem eigenen, zweiten Wohnbereich entwickeln, „in dem tägliche Routinen zum Genuss werden können“ und „der sich durch Intimität und Multifunktionalität auszeichnet“. Dank moderner Technik könne die Sanitärausstattung an fast jedem gewünschten Platz installiert werden. So stehen Badewannen als Solitäre im Raum, Duschen werden zu Raumteilern und Waschtische zum Mittelpunkt ganzer Inszenierungen.
Die Händler tragen dem zunehmend Rechnung. „Das Bad wird zum Raum der Relevanz“, sagt Nicole Roesler, Leiterin der Produktentwicklung des Bade- und Duschwannenherstellers Kaldewei. Die Firma will zum Beispiel mit matten Naturtönen Sinnlichkeit ins Bad bringen und gestaltet ihre Badmöbel mit extra Sitz- und Ablageflächen. Mindestens drei Jahre seines Lebens verbringe der moderne Mensch im Bad, sagt Roesler. Daher lohne es sich, auch diesen Ort als Wohnraum zu gestalten. „Das Bad ist die neue Küche.“ Und darin wohnt man ja mittlerweile auch (wieder).
Das Wohnen höre nicht hinter der Badezimmertür auf, bekräftigt die Koelnmesse. Und warum dann das Bad nicht einrichten wie die übrige Wohnung - „mit Sanitärobjekten, die wie Möbel wirken, und mit Möbeln, die zum Entspannen einladen“? Der Armaturenhersteller Dornbracht hat dafür ein Beispiel im Programm: die „Horizontal Shower“, bei der sich der Benutzer im Liegen mit verschiedenen Strahlarten und Wassertemperaturen berieseln lassen kann.
Ein komplettes Raumkonzept, das die Brücke von Bad- zur Wohnwelt schlagen soll, bietet der Hersteller Burgbad an. Durch zahlreiche Module und Funktionen lasse „rc40“ neue raumübergreifende „Sowohl-als-auch“-Lösungen entstehen. Das Ergebnis ist ein Bad, das auch auf den zweiten Blick nicht unbedingt als Bad zu erkennen ist. Wandpaneele, wie sie auch in einer modernen Küche oder einem Wohnzimmer zu finden sein könnten, tragen Hängeschränke, Schubkasten und Waschbecken.
Paul Flowers, Designchef des Armaturenherstellers Grohe, will das Wasser im Bad für ein verändertes Ambiente nutzen. So kann der Bewohner je nach Gemütszustand bei seiner Dusche über ein zentrales Steuerungselement unterschiedliche Beleuchtungsfarben wählen, Dampf vom Boden aufsteigen lassen und seine Lieblingsmusik erklingen lassen.
Gemeinsam setzen auch Dornbracht, der Medientechnikanbieter Revox und die Gebäudesystemfirma Gira auf Vernetzung. Die drei Anbieter versprechen eine „Sinnesreise für Körper, Geist und Seele“, die je nach Stimmungslage und körperlicher Verfassung auswählbar ist. Unter dem Motto „Connected comfort“ werden Musik, Lichteffekte und Duschvarianten wie Regenbrause, Wasserfall, starker oder niedriger Wasserdruck von einem Server zentral gesteuert, der sich auch für andere Bereiche im Haus oder der Wohnung nutzbar ist.
Musik, Lichteffekte, vielleicht sogar Fernsehen: Das könnte in nicht allzu ferner Zukunft Standard im Bad sein. „Ich glaube schon, dass Medien stärker ins Bad Einzug halten werden“, schätzt BVDM-Hauptgeschäftsführer Grothkopp die Situation ein. Im Hotel sei es ja schon fast normal, den Fernseher laufenzulassen, während man im Bad ist. Warum sollte das nicht auch für daheim gelten? Räumliche Grenzen lösen sich da allmählich auf, und das Bad wird ein Platz zum Wohnen und Wohlfühlen.