Flachdächer sind meist nicht flach - Tipps zur Planung
Berlin (dpa/tmn) - Der Trend geht zum Flachdach. Denn es schafft zusätzlichen Raum auf dem Haus. Der lässt sich als Terrasse, Dachgarten oder Parkplatz nutzen. Sogar Swimmingpool und Sportgeräte finden Platz.
Mit der wachsenden Beanspruchung steigen allerdings auch die Ansprüche an Planung und Ausführung von Flachdächern. „Das Flachdach gehört zu den am stärksten beanspruchten Bauteilen am Gebäude“, erklärt Dietrich Kabisch vom Bauherren-Schutzbund.
„Flachdächer verzeihen nicht die kleinste Unachtsamkeit“, erläutert Josef Rühle vom Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks. „Sie müssen bauphysikalisch exakt durchdacht und dann von versierten Spezialisten errichtet werden.“ Denn Flachdächer zeichnen sich durch eine flächige fugenlose Abdichtung aus und sie überbrücken teilweise große Spannweiten. Dabei sind sie unter Umständen sehr hohen Gewichtsbelastungen durch Nutzflächen mit Belägen, Schnee oder stehendem Wasser ausgesetzt.
Flachdächer gibt es als Warm- oder Kaltdächer. „Die eine Version ist nicht per se besser als die andere“, stellt Rühle klar. Beide haben Vor- und Nachteile. Die älteste und damit traditionelle Konstruktionsart ist das belüftete Dach, auch Kaltdach genannt. Dieses hat zwei Schalen. Unter der Dachhaut befindet sich ein Freiraum, die Hinterlüftung. Dort zirkuliert Luft, was ermöglicht, dass Feuchtigkeit, die aus dem Inneren des Hauses abzieht, abtransportiert wird. So bleibt das Dach trocken. „Typischerweise ist ein Kaltdach in Schichten aus Deckenverkleidung, Dampf- und Luftsperrschicht, Wärmedämmschicht, Luftraum, Holzschalung und Dachabdichtung ausgebaut“, erklärt Rühle.
Wegen der fehlenden oder geringen Neigung von Flachdächern bestehe hier aber die Gefahr, dass der Luftaustausch durch Windsog und -druck zu gering ist und deshalb die natürliche Lüftung nicht ausreicht. „Dann sollte man über ein Warmdach nachdenken“, so der Experte.
Das Warmdach wird einschalig ausgeführt. Alle Schichten liegen unmittelbar auf der tragenden Decke auf. Ein typisches Warmdach besteht aus einer Betondecke, einer Schalung oder einem Stahlprofilblech mit Dampfsperre, Wärmedämmschicht und Abdichtung. Früher neigten solche Warmdächer mit einer falschen Dampfsperre aber dazu, feucht zu werden durch die ausströmende Raumluft. „Mit der Entwicklung leistungsfähiger Dampfbremsen hat sich das aber geändert“, sagt Rühle. „Heutzutage sind Warmdächer die bevorzugte Konstruktionsform beim Flachdachaufbau.“
Flachdächer sind, anders als ihr Name suggeriert, nicht immer flach. Das sogenannte Nullgraddach ohne jegliche Neigung ist sogar die Ausnahme. Die meisten Flachdächer werden mit einer Neigung von mindestens zwei Prozent geplant. „Das sieht auch die Flachdachrichtlinie vor“, erklärt Bauberater Kabisch. Er rät auch: „Wo es möglich ist, sollte ein leichtes Gefälle eingeplant werden. Es ist für den Betrachter kaum zu sehen, leistet aber gute Dienste.“ Das Wasser fließt hier besser ab.
Auf Nullgraddächern sammelt sich Regenwasser und Schnee. Wenn dann die Dachabdichtung auch nur ein winziges Leck hat, kann das Wasser in die gesamte Konstruktion eindringen und große Schäden verursachen. Und das passiert gar nicht so selten. Solche Schäden entstehen zum Beispiel im Winter schnell, wenn Eis und harter Schnee Risse in der Abdichtung des Daches verursachen.
Ob ein Flachdach mit oder ohne Gefälle gebaut wird, hängt maßgeblich von seiner späteren Nutzung ab. Manchmal ist es notwendig, auf das Gefälle zu verzichten, zum Beispiel beim Bau einer barrierefreien Terrasse. „Wer einen Hausgarten auf seinem Dach plant, den er wie einen ebenerdigen Garten nutzen will, sollte idealerweise ein ungeneigtes Dach haben“, ergänzt Wolfgang Ansel, Geschäftsführer des Deutschen Dachgärtner Verbands in Nürtingen (Baden-Württemberg).