Heißes Design — Heizkörper sind jetzt Möbel
Köln (dpa/tmn) - Früher wurden Heizkörper als notwendiges Übel in Wandaussparungen unter dem Fenster versteckt. Aus diesem Nischendasein haben innovative Designer die Wärmespender befreit.
Sie sind oft mausgrau oder beige wie Schlamm. Und die Stahlkörper wirken alles andere als gemütlich. Dabei tragen Heizkörper doch gerade dazu bei, dass es an kalten Tagen zu Hause wohnlich ist. Doch sie können auch anders aussehen: Immer mehr heiße Designerstücke finden ihren Weg an die Wände - vor allem in neu gebauten Wohnungen, sagt Ralf Kiryk vom Bundesindustrieverband Deutschland Haus-, Energie- und Umwelttechnik (BDH) in Köln. „Dort haben sie einen Marktanteil von bis zu 15 Prozent.“
Die modernen Heizkörper sehen aus wie Kunstwerke: Hersteller Bemm bietet Modelle an, die einem Wandgemälde täuschend ähnlich sind. Im Wohnzimmer zwischen Couch und Beistelltisch fallen sie als Heizkörper gar nicht auf. Kermis Modelle haben Ablageflächen für Schlüssel, Haken für Kleiderbügel und eine Lampe - und fungieren so im Flur als Garderobe und im Badezimmer als Regal.
Häufig sieht man auch netz- oder gitterartige Gebilde, die - wie beim Hersteller Zehnder zu sehen - als Raumtrenner dienen können. Eine in der Form dezentere, dafür farblich auffällige Alternative ist eine viereckige Heizfläche für die Wand mit abgerundeten Kanten und breiten Schlitzen für Handtücher, etwa in Rot.
Gang und gäbe sind bereits modernere Formen im Badezimmer. Dort haben vor Jahren Heizkörper mit rechts und links angeordneten senkrechten Sammelrohren und dazwischenliegenden waagerechten Rohrschenkeln den Anfang der optischen Veränderung gemacht — die perfekten Handtuchwärmer. Die Hersteller variieren an dieser Form mittlerweile alles, was es zu variieren gibt: die Länge, den Umfang, die Anzahl, die Position und die Form der Rohre.
Wer sich solche teils verschnörkelten, teils Gemälden ähnlichen Modelle an die Wand hängen will, kann das aber nicht überall tun. Die Anschlüsse an die Warmwasserheizung müssen vorhanden sein. Flexibler sind elektrisch betriebene Modelle.
Aber: „Zu Strom als Wärmequelle kann ich nur sagen, Finger weg“, warnt Hans Weinreuter, Energiereferent bei der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz in Mainz. Auch wenn Hersteller - etwa von Infrarotstrahlungsheizungen - propagierten, dass man damit Kosten spart - „das ist Kokolores“. Die Verbrauchskosten von Modellen mit Strom seien drei- bis viermal höher als bei jenen mit Gas. Das könnten die niedrigeren Investitionskosten bei weitem nicht ausgleichen.
Um einen Raum zu erwärmen, muss die Leistung des Heizkörpers auf diesen ausgelegt sein. Wer seine Heizkörper austauscht, geht meist von einem bekannten Wert aus - doch Energieexperte Weinreuter sieht es mit Skepsis, diese Zahl ungeprüft zu übernehmen. „Entweder wurde bei dessen Installation gar keine Leistungsberechnung gemacht, oder es wurde ein eigentlich unnötiger Sicherheitszuschlag addiert. Oder in der Zwischenzeit wurde eine Sanierung durchgeführt und die notwendige Leistung damit verringert“, nennt er mögliche Probleme.
Das ist auch wichtig, weil die Neuberechnung ergeben kann, dass ein Designheizkörper mit der für den Raum notwendigen Leistung zu groß für den alten Platz ist. „Ein dreilagiger Heizkörper mit zudem innen liegenden Heizflächen hat eine andere Leistung als ein vergleichbar großer Handtuchwärmer im Bad“, erläutert Matthias Wagnitz vom Zentralverband Sanitär Heizung Klima in Sankt Augustin bei Bonn. Notfalls muss der Raum sogar mit einem weiteren Heizkörper oder einer zweiten Wärmequelle wie einem Ofen erwärmt werden.
„Die Heizungswärme wird auf zwei Arten im Raum verteilt: Sie strahlt in den Raum, und sie wird von der vorbeiströmenden Luft aufgenommen“, erklärt Weinreuter. „Je nach Bauweise des Heizkörpers unterscheiden sich die Anteile der beiden Verteilungsarten.“ Hierüber sollte man sich beim Kauf informieren. Für behagliches Wohlfühlklima sorge ein hoher Anteil an Strahlungswärme.
Ein weiterer Punkt ist für Allergiker wichtig: Auf Heizkörpern legt sich Staub ab. Besonders die üblichen Kästen sind Staubfänger. „Gerade Plattenheizkörper mit innen liegenden Lamellen lassen sich sehr schwer reinigen“, erläutert Weinreuter. Das gilt auch für kunstvoll geschwungene Heizornamente. Großgliedrige Designheizkörper hingegen sind deutlich besser zu reinigen.
Auch die Oberfläche spielt hier eine Rolle. „Strukturierte Lacke sind etwas schwerer zu säubern“, erläutert Wagnitz. Auch Sonderaufdrucke oder Malereien seien empfindlicher als die Oberflächen von tauchgrundierten oder mit Pulver beschichteten Heizkörpern.
Wenn es an den Austausch der Heizkörper geht, bietet es sich für Hausbesitzer an, die Anlage insgesamt unter die Lupe zu nehmen. Die Experten empfehlen, bei dieser Gelegenheit einen hydraulischen Abgleich vornehmen zu lassen und die Heizungstemperaturen eventuelle abzusenken. Das spart Geld.