Wespen sterben bald - Nester müssen nicht entfernt werden
München (dpa/tmn) - Die Angst vor Wespen ist immer noch größer als die Gefahr, die von ihnen tatsächlich ausgeht. Wer jetzt ein Nest entdeckt, hat noch weniger Grund zur Panik: Wespen leben nur einen Sommer.
Bis auf die Königin sind bald alle tot.
Wer im Spätsommer ein Wespennest entdeckt, kann vergleichsweise gelassen bleiben. Denn selbst wenn es sich im Garten oder am Haus befindet, ist das Problem zeitlich befristet: „Viele wissen gar nicht, dass Wespenvölker nur einen Sommer überleben“, sagte James Brückner, Artenschutzexperte beim Deutschen Tierschutzbund. Dann sterben die Insekten - bis auf die Königin, die im Frühjahr darauf wieder Eier legt. „Wir plädieren deshalb dafür, mit den Tieren zu leben.“ Schädlingsbekämpfer anrücken zu lassen, sei oft nicht nötig.
Bis zum Hochsommer fällt das Wespennest oft gar nicht auf: „Die Wespen beginnen im Frühjahr damit, es zu bauen. Aber man bemerkt sie manchmal erst, wenn sie ihre volle Stärke entwickelt haben. Dann können es durchaus 1000 Tiere sein“, sagte Brückner. Die entscheidende Frage lautet dann, ob tatsächlich Menschen gefährdet sind - etwa wenn die Wespen ihr Nest in unmittelbarer Nähe eines Kindergartens oder im Schwimmbad gebaut haben. In der Regel seien die Risiken überschaubar. Eine Ausnahme: Bei Allergikern, die auf solche Insektenstiche reagieren und für die das sogar lebensgefährlich werden kann. Üblicherweise reiche es aber, zum Beispiel kleine Kinder von dem Wespennest fernzuhalten.
Ist das Nest sehr nah an einem Fenster, helfe es, dort ein Fliegengitter anzubringen. Einzelne Tiere, die sich in die Wohnung verirren, könne man mit einem Glas fangen und wieder raussetzen, sagte Brückner. Im Freien sei es wichtig, die Flugbahn der Wespen nicht zu versperren. Und man sollte in der Nähe des Nestes Erschütterungen vermeiden. Überhaupt keine gute Idee wäre es, zum Beispiel mit dem Gartenschlauch Wasser aufs Wespennest zu spritzen.
Ist das Wespennest auf öffentlichem Gelände, kann die Feuerwehr gerufen werden, wenn es entfernt werden soll. Privatleute rufen am besten bei der Unteren Naturschutzbehörde an, rät Brückner, zum Beispiel im Landratsamt. „Dort gibt es oft sogar einen Wespenberater.“
Mit dem lässt sich besprechen, wie mit dem Nest am besten zu verfahren ist. Eventuell kann ein Imker es umsetzen - ohne die Wespen zu töten. „Den Schädlingsbekämpfer kommen zu lassen, sollte das allerletzte Mittel sein“, betonte der Tierschützer. Hornissen seien sogar streng geschützt: Sie dürften auf keinen Fall getötet und ihre Nester nicht zerstört werden.
Schäden am Haus, etwa am Mauerwerk, seien durch Wespennester im Normalfall nicht zu erwarten. „Im Jalousienkasten könnte ein sehr großes Nest vielleicht blockierend wirken“, sagte Brückner. Wespen bauen Papiernester aus zerkauten Fasern von Holz. Die Bauart ist von Wespenart zu Wespenart - in Mitteleuropa gibt es elf der sogenannten Echten Wespen - unterschiedlich. „Es gibt freihängende am Baum, andere sind unter der Erde, zum Beispiel in Wühlmaus- oder Maulwurfsgängen.“ Manchmal nisten Wespen sich aber auch in Vogelkästen ein.
Die einzige Überlebende - die Königin - überwintert üblicherweise nicht im Nest. Es ist ab dem Spätherbst also leer. „Ganz ausschließen lässt sich natürlich nicht, dass einzelne Wespen überlebt haben. Man sollte also besser bis zum Winter warten, bevor man sich das Nest näher ansieht.“