Küchentrends auf der IMM: Kochen und Wohnen als Einheit
Köln (dpa/tmn) - Offene Küchen liegen im Trend - nicht selten werden dafür sogar Wände niedergerissen. In Köln präsentieren die Hersteller viele kombinierte Küchen- und Wohnräume. Hier ein Überblick über die aktuellen Designs.
Küche und Wohnräume verschmelzen immer stärker zu einer Einheit. Das zeigen viele Einrichtungsbeispiele auf der Küchenschau „Living Kitchen“ bei der Internationalen Möbelmesse IMM Cologne in Köln (14. bis 20. Januar). Zu sehen gibt es dort Kochinseln, die sich zum Wohnraum hin öffnen. Oder auch Arbeitsplatten, die zum Esstisch verlängert sind und sich abschnittsweise per Hydraulik absenken lassen, so dass etwa die Kinder Hausaufgaben daran machen können.
„Die abgetrennte Küche wird es immer weniger geben“, sagt Peter Döring von Der Kreis Anja Schaible Stiftung, einem Zusammenschluss von Küchenspezialisten. Mitglieder der gemeinnützigen Institution sind Küchenfachhändler, Industrie, Architekten und Hochschulen.
Der Übergang von Küche zu Wohnraum wird durch vielfältige Materialkombinationen häufig nahezu unsichtbar. In der Küche noch ungewöhnlich, aber immer öfter zu finden sei etwa Glas als Material für die Arbeitsplatte, so Döring. Hochglanzlackierte Fronten seien inzwischen auch in Verbindung mit Kunststofffronten möglich. Und dort, wo Kunststoff zum Beispiel in Holzoptik eingesetzt wird, sei der Unterschied zu natürlichen Materialen kaum zu erkennen. „Die Haptik entspricht der des Holzes“, erläutert er.
Optisch wird die Küche also immer vorzeigbarer, ohne dass die Zweckmäßigkeit verloren geht. „Früher war die Büroeinrichtung das Maß aller Dinge, aber ich glaube, die Küche hat dem längst den Rang abgelaufen“, stellt Döring fest.
Der Gedanke, die Küche nicht mehr vom Wohnraum abzutrennen, hat Döring zufolge allmählich auch Einfluss auf die Innenarchitektur. 83 Prozent der Bevölkerung lebten in Ein- oder Zweifamilienhäusern, häufig in Reihenhäusern mit ähnlichem Grundriss. Räume würden dort mittlerweile öfters offen gestaltet und Wände weggerissen.
„Im Zusammenspiel mit Architekten haben sich die Grundrisse der Wohnungen in den vergangenen Jahren so verändert, dass die Küche häufig Herz und Mittelpunkt der Wohnung ist“, sagt Frank Hüther, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Moderne Küche (AMK). Wenn neu gebaut werde, dann häufig so, dass eine zum Wohnbereich offene Küche entstehe.
Doch auch in bestehenden Räumen werde das zunehmend angestrebt. „Wer kann, nimmt die Wand heraus“, sagt Hüther. Der Wohnraum Küche sei damit akzeptiert und ästhetisiert. Während das Wohnzimmer zum privaten Rückzugsort der Familie geworden ist, diene die - offene - Küche dazu, Gäste zu empfangen und zu bewirten. Mehr als ein Fünftel der Deutschen wohne bereits in einer wandlosen Kombination aus „Kochen - Wohnen - Essen“.
Daraus ergeben sich neue Anforderungen an die Küche. „Sie muss praktikabel und funktional, aber auch schön und ansehnlich sein“, betont Hüther. „Manche Küchenmöbel sehen insgesamt heute schon fast aus wie schicke Wohnzimmermöbel“. Hinzu komme, dass Flächen leicht zu reinigen und Elektrogeräte möglichst leise sein müssten.
Bei den Farbwünschen der aktuellen Küchenkäufer erkennt Hüther wieder mehr Mut zur Farbe. Neben klassischen Holztönen und der Farbe Weiß werde es auch wieder bunte Unis geben, darunter das lange Zeit verpönte Blau. Als neue Farbfamilie findet sich auf der IMM bei vielen Herstellern Grau in allen Nuancen.
Neben matten und hochglänzenden Lackfronten beliebt seien Kombinationen aus verschiedenen Materialien, die dann auch nicht immer alle glatt sein müssten. So gebe es zum Beispiel sägeraue Holzoberflächen. Aber auch Glas komme immer öfter zum Einsatz.
Kritisch sieht Döring den Wunsch vieler Designer, die offene Küche möge nicht mehr als solche erkennbar sein, wenn dort gerade niemand kocht. Alles wird versteckt - Backofen und Co. verschwinden bei den Ausstellern auf der Messe häufig hinter Türen oder in Schränken. „Ich bin der Meinung, dass man die technischen Geräte sehen soll. Was Küche ausmacht, muss auch gesehen werden“, sagt Döring.
Ebenfalls skeptisch betrachtet Döring die vielfach auf der Messe gezeigte Idee von Küchengeräteherstellern, sämtliche Technik in der Küche per Tablet-PC oder Smartphone zu steuern. „Der Verbraucher setzt sich nicht in die Küche und tippt herum“, so Döring. „Den Backofen bestücken müssen Sie trotzdem noch.“ Schneller sei dann das direkte An- und Ausschalten am Küchengerät selbst. Die Gerätevernetzung sei im Moment noch eine Spielerei, die sich vorerst nicht durchsetze.