Neon-Pfannen und smarte Töpfe - Das neue Kochgeschirr
Frankfurt/Main (dpa/tmn) - Kittelschürzen und Emailletöpfe sind aus der Küche so gut wie verschwunden. Moderne Hobbyköche stehen mit Handy-App und Hightech-Garer am Herd. Die Konsumgütermesse Ambiente zeigte die Trends unter der Dunstabzugshaube.
Die einen sitzen auf der Arbeitsfläche. Die anderen stehen am Herd und philosophieren über das Ananashühnchen. Der Rest lehnt mit einem Glas Wein am Küchenblock und plaudert. Kochen ist von der alltäglichen Notwendigkeit zum Event geworden. Cliquen treffen sich am Wochenende und zelebrieren das Zubereiten inzwischen genauso wie das Essen selbst. Alle putzen sich heraus für das kleine Fest - auch die Töpfe müssen etwas hermachen. Das zeigten die Aussteller auf der Konsumgütermesse Ambiente Mitte Februar 2013 in Frankfurt.
„Das Kochen an sich muss schon schön aussehen“, sagt Christine Knoll, Geschäftsführerin Vertrieb und Marketing beim Hersteller Berndes. In der Hand hält sie eine neongelbe Keramikpfanne. Die Pfanne gibt es schon lange - allerdings nicht in der knalligen Farbe. Auch in vielen anderen frischen Frühlingsfarben ist sie erhältlich.
Ganz anders setzt Fissler den Trend zur Farbigkeit um: Der Hersteller bat chinesische Künstler, Aquarelle für seine Asian Art Edition zu malen. Vorgaben machte die Firma keine - fast: „Wir haben ihnen schon gesagt, dass das am Ende auf Kochgeschirr kommt“, erklärt Corinna Streibart, Leiterin des Produktmanagements. Herausgekommen sind Edelstahltöpfe mit filigran gezeichneten Schmetterlingen und Blumen in Rot, Blau, Grün, Schwarz oder Braun. Die Motive sind allerdings nur auf wenigen Stellen des Topfes. Die übrige Oberfläche ist glänzender Edelstahl. „In offenen Küchen ist es nicht egal, wie die Töpfe aussehen. Damit bekommt Kochgeschirr einen neuen Stellenwert“, sagt Streibart.
Unverzichtbar sind Töpfe und Pfannen, die auch für Induktionsplatten geeignet sind. Die meisten Hersteller auf der Ambiente haben kaum mehr Produkte im Sortiment, die nicht induktionsfähig sind. Kunden setzen das inzwischen voraus. Zwar haben bislang nur wenige Haushalte Induktionsplatten, aber viele wollen sich die Option offenhalten, dass ihre nächste Küche eine moderne Induktionsküche wird. „Die Herde mussten sich erst zu einer gewissen Zahl verkaufen. Das ist nun so weit, jetzt wird das Zubehör gekauft“, sagt Hermann Hutter, Vizepräsident des Bundesverbands für den gedeckten Tisch, Hausrat und Wohnkultur (GPK).
Immer mehr Hersteller bieten auch Kochgeschirr an, das aus verschiedenen Materialschichten besteht. Schulte-Ufer zeigt die neue Mehrschichtpfanne Delicado. Sie hat im Boden wie an den Seiten innen und außen eine Edelstahlschicht mit einem Aluminiumkern dazwischen. Der Vorteil: Die äußere Schicht kümmert sich um die schnelle Wärmeleitung am Boden und in den Seiten, der Aluminiumkern speichert die Temperatur, die innere Schicht ist geschmacksneutral.
Ähnlich erklärt Dirk Kirch, Produktmanager von Zwilling, die Funktionsweise der neuen Mehrschichtserie Sensation, die voraussichtlich ab Mai oder Juni in den Handel kommt: „Bei normalen Töpfen oder Pfannen geschieht die Wärmezufuhr nur durch den Boden.“ Für ein Steak oder Kartoffeln sei das kein Problem. Gerichte, die allerdings rundum erwärmt werden müssen, gelingen besser in Mehrschichtkochgeschirr. „Da haben wir die Wärmezufuhr von allen Seiten“, erklärt er.
Hightech schreibt sich auch WMF auf die Fahnen: „WMF hat das digitale Kochen erfunden“, sagt Monika De Muzio aus der PR-Abteilung des Unternehmens. Der Cook Assist für die Serie Vitalis soll dem Hobbykoch in Sachen Timing unter die Arme greifen: Für den Dampfgarer Vitalis gibt es einen neuen Sensor im Deckel, der via Bluetooth mit einer App für alle gängigen Smartphones kommuniziert.
Ins Handy gibt der Koch alle Informationen zum geplanten Gericht ein: von den Zutaten bis zur Breite der geschnittenen Karottenstreifen. Dann kommt Wasser in den Dampfgarer, und die App berechnet, ob genug Wasser im Topf ist und wann welche Zutat hinein muss. Für jeden Schritt bekommt der Koch eine akustische Pop-up-Nachricht. Ist das Gericht fertig, klingelt eine Art Handywecker.
Ist das die Zukunft des Kochens oder nur eine Spielerei? „Ob sich das auf dem Markt durchsetzt und wie lange das dauert, wird sich zeigen“, sagt Nicolette Naumann, Bereichsleiterin der Messe Frankfurt für die Ambiente. Ihrer Ansicht nach ist das ein Versuch, eine junge Zielgruppe zu gewinnen. Denn: „Die 50er-Jahre-Hausfrau stirbt aus.“ Auch das Kochen als Event sei möglicherweise ein Grund: „Für viele ist Kochen kein absolutes Alltagsthema. Ich glaube, für die ist es gut, zu erfahren, wann das Gemüse, wann das Fleisch dran ist - etwas, was meine Mutter in der Tat noch im Gefühl hatte.“