Neues Design für ausgediente Holzmöbel
Bad Honnef (dpa/tmn) - Beim Anblick alter Möbel juckt es manchem Heimwerker in den Fingern, ihnen neuen Glanz zu verleihen. So kann ein unverwechselbares Unikat entstehen, das sonst teuer vom Möbeldesigner erstanden werden müsste.
Möbelrecycling ist seit einiger Zeit ein Trend bei innovativen Designern: Sie nehmen alte Stücke, bearbeiten sie und machen ein Unikat daraus. Auch Heimwerker müssen unansehnlich gewordene Holzmöbel nicht auf dem Sperrmüll entsorgen, denn durch Aufarbeiten, Ablösen alter Farbschichten und einen neuen Anstrich kann ein Möbelstück ein völlig neues Aussehen erhalten. Hierbei ist ein Neuanstrich nur eine Möglichkeit für frischen Glanz.
„Vor dem Aufarbeiten von Fund- oder Erbstücken sollte man sich ehrlich fragen, ob Aufwand und Ertrag lohnen“, sagt Ursula Geismann vom Verband der Deutschen Möbelindustrie in Bad Honnef. Nicht in jedem Fall zähle aber nur der Sachwert: „Viele Möbelstücke haben auch einen ideellen Wert. Das kann beispielsweise die Lieblingskommode der Oma gewesen sein.“ Vorsicht geboten sei aber bei alten Designermöbeln aus den 60er oder 70er Jahren, ein Aufarbeiten könne hier den Wert mindern. „Wer sich unsicher über Wert und Alter des Möbelstücks ist oder Wert auf historische Originalität legt, sollte einen Fachmann zurate ziehen“, rät der Restaurator Manfred Sturm-Larondelle aus Berlin.
Wer am Fundstück vom Dachboden Hand anlegt, sollte zunächst das Möbelstück auf seine Funktionen überprüfen und gegebenenfalls reparieren. „Bei sehr alten Stücken muss der Heimwerker prüfen, ob ein Befall mit Holzwürmern vorliegt“, sagt Michael Pommer, Trainer an der DIY-Academy in Köln. Hat das Holz Wurmlöcher, sollte das Möbelstück zunächst auf eine Papierplane gestellt werden. Denn findet der Heimwerker in den nächsten Tagen darauf feines Holzmehl, sind noch Würmer darin. Diese muss ein Spezialmittel abtöten.
Wie sich die Holzoberfläche eines Möbelstücks am besten aufarbeiten lässt, hängt von dem vorher verwendeten Beschichtungsmaterial und von der eigenen Vorstellung ab. Bei lackierten Holzmöbeln müssen oft mehrere Lackschichten entfernt werden, wofür es mehrere Möglichkeiten gibt. „Entweder bearbeitet man die Oberfläche chemisch mit Abbeizern oder mit Heißluftgebläse“, sagt Pommer. Eine Alternative sei das Abziehen der Oberfläche mit einem Furnierhobel.
Ludger Küper, Direktor des Paint Quality Institutes im hessischen Schwalbach, würde das Abschleifen wählen. Bei großen Flächen spare der Heimwerker mit Hilfe von elektrischen Schleifwerkzeugen Kraft und Zeit. Die Lackschicht wird mehrmals bearbeitet. Für den ersten Schleifgang eignet sich grobes Schleifpapier mit der Körnung 80. Dann kommt feineres Papier mit der Körnung 120 sowie im nächsten Schritt eines mit der Körnung 180 bis 240 zum Einsatz.
Anschließend kann die Oberfläche komplett neu behandelt werden, etwa mit Öl, Wachs oder einem Lack. „Bei der Wahl des Beschichtungsmittels ist zu beachten, dass auf geölte Oberflächen, zum Beispiel Teakholz, keine Lasuren oder Lackschichten gehören“, rät Küper. Eine lackierte Oberfläche müsse in der Regel neu lackiert werden. Sei das Holz lasiert gewesen, könne lasiert oder lackiert werden.
Ein einfarbiger Neuanstrich ist nur eine Möglichkeit für frischen Glanz. „Schränke oder Truhen lassen sich leicht mit bunten Farben und Mustern aufpeppen“, sagt Küper. Dafür eignen sich Folien-, Schwamm- und Wickeltechniken. Auch könnten mit Schablonen Motive darauf gepaust und ausgemalt werden.
Als teuer und edel gelten derzeit alte Möbel, die schon etwas schäbig wirken. „Wer so etwas liebt, aber keine teuren Originale bezahlen möchte, kann sich seinen 'Shabby-Schick' mit sogenanntem Krakelieren selbst herstellen“, rät Pommer. Ein Krakelier- oder Reißlack ahme die Risse einer alten Lackierung nach. Selbst ein nigelnagelneues Möbel bekomme damit ein antikes Aussehen.