Nichts für kleine Räume - Podeste brauchen Platz
Freudenstadt (dpa/tmn) - Podeste bringen Sitzgruppen im Wohnzimmer oder Spielecken im Kinderzimmer groß raus. Zusammenbauen kann sie jeder selbst - doch bitte nicht in kleinen Räumen. Diese wirken sonst noch beengter.
Die Empore im Schlafzimmer, darauf das Bett: Das hört sich an wie die Suite eines Luxushotels, passt aber auch in den vierten Stock einer Mietskaserne oder ins Vorstadthäuschen. Podeste machen es möglich. Sie sind eine gute Möglichkeit, um in Wohnräumen mehrere Ebenen zu schaffen.
Nur zu klein sollten die Räume nicht sein: „Podeste sind nur dort sinnvoll, wo ausreichend Platz für sie ist“, sagt Birgit Stiletto, Innenarchitektin aus Freudenstadt in Baden-Württemberg. Außerdem sollten sie Zonen für verschiedene Tätigkeiten voneinander abgrenzen: die Spielecke vom Schreibtisch im Kinderzimmer etwa, oder den Wasch- vom Toilettenbereich im Bad. „Wenn Podeste nur um ihrer selbst willen eingebaut werden, sind sie meistens überflüssig“, erläutert Stiletto.
Auch die Designerin Katharina Semling aus Oldenburg rät, sich den Einbau eines Podestes gut zu überlegen. „Es ist ein verbreiteter Irrglaube, dass Podeste mehr Raum schaffen“, erläutert die Einrichtungsberaterin. „Im Gegenteil: In vielen Fällen engen sie uns ein, und kleine Zimmer werden durch sie optisch noch verkleinert.“
Ist das Zimmer groß genug, gibt es aber viele Möglichkeiten, ein Podest einzusetzen. Semling nennt einige Beispiele: eine Dusche, die in ein knöchelhohes Holzpodest eingelassen ist. Eine erhöhte Badewanne, die sich über ein Treppchen besteigen lässt. Oder eine kleine Empore, auf der eine Sitzgruppe oder ein Bett steht.
Eine weitere Idee ist eine Erkerfläche im Altbaubüro: „Wer dort ein paar Sessel auf ein Podest stellt, hebt den Bereich über die Schreibtischhöhe hinaus“, erklärt Semling. „Eine Entspannungsinsel entsteht, fürs Kaffeetrinken mit dem Kunden beispielsweise.“ „Split Level“ nennen Designer das: getrennte Ebenen.
Ein Podest muss dabei nicht unbedingt immer am gleichen Platz stehen. Denkbar sei auch, dass sich jemand „mit ein paar Kisten etwas zusammenbastelt, das mal hierhin oder mal dorthin geschoben werden kann“, erläutert Michael Pommer, Trainer an der DIY-Academy in Köln.
Podeste können außerdem nicht nur schick aussehen, sondern auch praktisch sein, weil sie Stauraum bieten. Semling erzählt von ihrer früheren Studentenwohnung: „Da habe ich meine Zeichenschränke zu einem Podest zusammengeschoben und mein Bett draufgesetzt.“ Podeste böten auch Platz für Schubladen, Boxen für Bettwäsche oder Bücherregale. Noch mehr Platz gibt es unter einem Hochbett. Das ist im engeren Sinn zwar kein Podest, hat aber eine ähnliche Funktion, gerade in Einraumwohnungen. Trotzdem ist Semling skeptisch: „So ein Hochbett ist sicher wildromantisch, wer aber seinen Schreibtisch darunter stellt, sitzt im Alltag oft im Dunkeln.“ Im Zweifel sei da eine gute, zusammenklappbare Schlafcouch besser.
In jedem Fall aber müsse ein Hochbett gut gesichert sein: „Es ist definitiv nicht sicher, wenn es bloß an dünne Raumtrennwände geschraubt wird“, warnt Pommer. Bedingung für ein Podest in dieser Höhe und mit diesem Gewicht seien tragende Wände. Als Alternative für kleine Studentenzimmer schlägt er vor: „Schreibtisch und Stuhl kommen auf ein Podest, in das ein herausziehbares Bett eingebaut ist.“
Gerade in Übergangswohnungen wie etwa zur Studentenzeit oder in Mietshäusern sollte man sich aber fragen, ob sich der Bau eines Podestes lohnt, rät Semling. Schließlich muss es bei einem Umzug wieder entfernt werden, wenn der Vermieter das verlangt.
Wer ein wenig heimwerkern kann, kann das Podest selbst zimmern. Geeignet für den Bau sind Platten aus Natur- oder Massivhölzern oder Leimbinderplatten mit umweltfreundlichen Beschichtungen aus Wachsen, Ölen oder Acrylfarben. Tischlerplatten und sehr feste Multiplexplatten aus mehreren Furnierlagen gehen ebenfalls. Für Unterkonstruktionen im Badezimmer empfiehlt Pommer wasserfeste Zementbauplatten oder die „Do-It-Platten“ aus Hartschaum. „Darauf können auch sofort Fliesen gelegt werden“, erläutert er.
Von den herkömmlichen Pressspan- und mittel- bis hochdichten Holzfaserplatten rät er ab: „Durch die Beleimung enthalten manche von ihnen Restspuren von Formaldehyd, dessen giftige Ausgasungen gerade in Kinderzimmerumgebungen vermieden werden sollten.“ Podeste dürfen außerdem keine Stolperfallen sein. Genau das aber seien sie allzu oft, wenn der Raum um sie herum zu klein ist, sagt Birgit Stiletto. Gerade Ältere könnten darüber stürzen.