Stromversorgung steht trotz AKW-Abschaltung
Freiburg (dpa) - Die geplante Abschaltung der sieben vor 1980 in Betrieb genommenen Atommeiler ist für die Stromversorgung in Deutschland völlig unerheblich, sagen Experten. Sie halten auch steigende Strompreise für unwahrscheinlich.
„Deutschland hat genügend andere Kraftwerkskapazitäten“, sagte Christof Timpe vom Öko-Institut in Freiburg am Mittwoch (16. März). Baden-Württemberg etwa importiere zwar jährlich rund 15 Prozent Strom. Dieser Import werde sich durch bald stillgelegte Meiler wie Neckarwestheim I oder Philippsburg I aber nur unwesentlich erhöhen. „Der Wegfall von Kapazitäten kann leicht mit Hilfe anderer fossiler Kraftwerke - Kohle oder Gas - aufgefangen werden.“
In Deutschland gebe es an mehreren Standorten Kraftwerke, die für Stromersatz bereitgehalten werden, sagte Timpe. Manche könnten sofort ans Netz gehen, manche befänden sich in der sogenannten „Kaltreserve“ und könnten in kurzer Zeit hochgefahren werden.
„Sieben bis acht Atommeiler könnten wir ohne weiteres sofort vom Netz nehmen“, so Timpe. „Auch etwa fünf weitere könnten problemlos stillgelegt werden.“ Deutschland insgesamt sei bislang sogar Netto-Stromexporteur. Rund fünf Prozent der deutschen Stromproduktion würden pro Jahr ins Ausland verkauft. „Ob der Export durch abgeschaltete Atommeiler auf Null zurückgefahren werden muss, dass wird sich noch herausstellen“, sagte Timpe.
Stark steigende Strompreise nannte Timpe unwahrscheinlich. Er halte einen Markteffekt von höchstens einem halben Cent mehr pro Kilowattstunde für möglich. Das entspreche im Großhandel einem Anstieg von zehn Prozent. „Beim Endkunden dürften dann maximal drei Prozent ankommen.“ Wenn Preise in der Vergangenheit stark gestiegen seien, so sei das aller Wahrscheinlichkeit nach auf Marktmanipulationen zurückzuführen.