Von Leder bis Leinen: Stoffe für Polstermöbel

Ostercappeln/Berlin (dpa/tmn) - Die Ledercouch ist edel, die aus grünem Leinen peppig und das Modell mit der gestickten Oberfläche passt am besten in Muttis Wohnzimmer. Aber das sagt nichts über die Stoffqualität aus: Wie lange mag das Modell wohl halten, bis es reißt?

Ostercappeln/Berlin (dpa/tmn) - Die Ledercouch ist edel, die aus grünem Leinen peppig und das Modell mit der gestickten Oberfläche passt am besten in Muttis Wohnzimmer. Aber das sagt nichts über die Stoffqualität aus: Wie lange mag das Modell wohl halten, bis es reißt?

Nicht nur Design und Farbe zählen: Um möglichst lange etwas vom neuen Sofa oder den Esszimmerstühlen zu haben, sollten diese auch robust und gut zu pflegen sein. Schließlich sitzt man oft stundenlang darauf, rutscht auch mal hin und her, und Kinder hüpfen darauf. Beim Kauf von Möbeln sollte man Reibechtheit, Scheuerbeständigkeit und Lichtechtheit des Polsterstoffes abfragen. Auch wichtig: Zieht der Stoff Fussel an oder bilden sich schnell Knötchen?

Vor allem aber sollten Käufer auf die Pflegebedürfnisse der Bezüge achten - denn jeder Stoff verschmutzt über kurz oder lang. „Allein schon das Daraufsitzen führt zur sogenannten Farbmigration - das heißt, dass dunkle Kleidungsstücke wie Jeanshosen auf die Polsterstoffe abfärben“, erklärt Wilfried Gatzke vom Verband Deutscher Möbelsachverständiger im niedersächsischen Ostercappeln. Das sei unvermeidlich und fällt gerade bei hellen Bezügen besonders auf.

Deshalb sagt der Sachverständige auch: Es gebe keine wirklich pflegeleichten Stoffe. Grundsätzlich seien aber synthetische Materialien wie Viskose oder Polyester pflegefreundlicher als Naturmaterialien wie Seide, Wolle, Leinen und Baumwolle.

Für einen Haushalt mit kleinen Kindern oder mit Haustieren empfiehlt der Experte abwaschbare Möbelstoffe wie etwa Kunstleder. „Allerdings können billige Kunstleder schnell spröde werden und reißen“, schränkt Wilfried Gatzke ein. Hochwertige Kunstleder seien dagegen fast so gut haltbar wie echtes Leder.

Das edelste echte Leder ist das Anilinleder. „Es ist naturbelassen, offenporig, sehr empfindlich und wird mit der Zeit speckig“, erklärt Gatzke. Es gibt auch Semianillinleder - es ist echtes Leder, das mit einer schützenden Farbschicht überzogen wird. Die charakteristische Struktur und die Maserung des Leders bleiben aber erhalten. Noch pflegeleichter ist Glattleder, auch gedecktes Leder genannt. Es wird komplett mit einer elastischen Farbschicht überzogen. Wer etwas Zeitloses und Strapazierfähiges sucht, dem rät Gatzke zu einer Ledergarnitur in dunklen Farben.

Am meisten schaden dem Leder Licht und Trockenheit, weshalb die Sitzmöbel besser nicht direkt an der Heizung oder am Fenster stehen - das gilt auch für Modelle mit anderen Bezügen, denn Farben und Stoff jeder Art vergilben bei Sonneneinstrahlung. Jalousien oder Vorhänge können schützen, notfalls sollten die Möbel aber abgedeckt werden.

„Bei Leder ist es wichtig, dass es regelmäßig nachgefettet wird“, ergänzt Gatzke. Staub und Krümel werden vorsichtig abgesaugt und das Leder dann nur nebelfeucht abgewischt. Das regelmäßige Nachimprägnieren mit vom Hersteller empfohlenen Mitteln ist außerdem ratsam. Gegerbtes Leder hat im Gegensatz zu anderen Naturmaterialien den Vorteil, dass es Ungeziefer wie etwa Motten nicht anzieht. Das sei bei Leinen oder anderen natürlichen Stoffen der Fall.

Neben dem Bezug ist das richtige Innenleben wichtig. „Schaumstoff wird über kurz oder lang porös und bröselig, außerdem ist es nicht abbaubarer Sondermüll“, sagt der Polsterer Andreas Gebhardt aus Berlin. Besser seien Polsterungen aus richtig geschnürten Federn, Rosshaar, Werk, Palmfasern und Federleinen - so wie sie einst traditionell hergestellt wurden. „Solche Möbel halten länger, sitzen sich nicht so schnell durch und sind umweltfreundlich“, erklärt Gebhardt. Gegen Mottenbefall in Polstern und Bezügen helfen Sandelholz und Lavendelblüten.

Überhaupt rät der Fachmann zur Nachhaltigkeit: „Nicht immer muss man etwas neu kaufen, oft lohnt es sich auch, Polstermöbel neu beziehen oder aufarbeiten zu lassen.“ Stühle werden mit Hussen geschont.

Die Bezüge sind abnehmbar und in der Regel waschbar. Ähnlich unkompliziert lassen sich Wohnaccessoires wie beispielsweise Kissen sauber halten. Allerdings vertragen viele Bezüge nur Waschgänge bis 30 Grad. Auch kann es heikel sein, abnehmbare Bezüge von Sitzpolstern in der Maschine zu waschen. „Wenn sie nur ein bisschen einlaufen, hat man ein Problem“, warnt Siegfried Lange vom Deutschen Textilreinigungsverband in Bonn.

Deshalb rät er, die Reinigung von Polstermöbel einem Fachmann zu überlassen. Dieser reinigt die Möbel direkt vor Ort oder holt sie ab. Denn selbst wenn man als Laie einen einzelnen Fleck gut wegbekommt, bleiben womöglich Wasserränder zurück, der Stoff bleicht an der entsprechenden Stelle aus oder fetthaltige Seifenrückstände sorgen für weitere Flecken. Fachleute reinigen deshalb immer die gesamte Garnitur: Sie seifen diese komplett ein und entfernen mit Spülgeräten das Waschmittel restlos.

Service:

Das Servicetelefon des Deutschen Textilreinigungsverbands ist dienstags und donnerstags von 14.00 bis 17.00 Uhr unter der Telefonnummer 0228/91 73 122 zu erreichen.