Wände müssen nach Wasserschäden lange trocknen
Düsseldorf (dpa/tmn) - Sintflutartige Regenfälle oder Hochwasser haben im vergangenen Sommer viele Keller überschwemmt. Ein Wasserrohrbruch richtet ähnliche Schäden an. Oft dauert es lange, bis die Folgen ganz beseitigt werden können.
Nasse Wände waren 2013 ein Problem vieler Hausbesitzer. Betroffen waren nicht nur Häuser, in die das Hochwasser von Elbe und Donau eingedrungen ist. Auch von der Kanalisation nicht aufgefangene Regengüsse oder durch Kellerwände eingedrungenes Grundwasser haben Untergeschosse unter Wasser gesetzt. Dreckige und durchfeuchtete Wände sind nach dem Abpumpen zurückgeblieben. Auch ein Sommergewitter oder ein Wasserrohrbruch richtet ähnliche Schäden an - die meist erst nach einiger Zeit behoben werden können.
„Denn einfach über den Schaden zu tapezieren, funktioniert nicht“, erläutert Ulrike Reich vom Deutschen Tapeten-Institut in Düsseldorf. „Hausbesitzer sollten sich vor dem Tapezieren unbedingt vergewissern, ob die Wand trocken ist.“ Sonst halte die Tapete nicht oder sie könne sich durch die Feuchtigkeit verfärben. Auch Farbe darf nicht früher an die Wand. Denn sie blättere auf einem feuchten Untergrund nach einiger Zeit ab, erklärt Ludger Küper, Direktor des Paint Quality Institutes in Schwalbach (Hessen). Außerdem bringe ein Neuanstrich noch zusätzlich Feuchtigkeit in den Raum.
Der Feuchtegehalt der Wand lässt sich einfach mit einem Viereck aus Folie überprüfen, erläutert Reich. Es wird luftdicht mit Klebeband an den Rändern auf den Putz geklebt. Bildet sich unter der Folie Kondenswasser, müssen die Besitzer die Wände weiter trocknen lassen. Ulrich Zink vom Bundesarbeitskreis Altbauerneuerung (BAKA) in Berlin rät, Bausachverständige und Architekten mit Spezialgeräten prüfen zu lassen, ob die Wände nicht nur oberflächlich getrocknet sind. Dann müsse auch nicht immer gleich der Putz abgeschlagen werden.
„Wände trocknen langsam“, erklärt Thorsten Kuchel, Leiter des Kieler Regionalbüros des Verbands Privater Bauherren (VPB). Das gilt vor allem, wenn sie im Keller von Erdreich umgeben sind. Denn die Feuchtigkeit könne beim Trocknen nur in eine Richtung entweichen. Beschleunigen können Bewohner das Trocknen mit speziellen Geräte. Aber auch diese Luftentfeuchter müssten oft mehrere Wochen arbeiten, bis die Wände wieder trocken sind.
Wird ein Keller sich selbst überlassen, kann sich Schimmel bilden. Kuchel empfiehlt daher nach einem Wasserschaden eine Untersuchung des Mauerwerks und der Raumluft auf mögliche Schadstoffe, Keime und Pilze. Dies beuge einer möglichen Ausweitung des Schadens vor. Gerade in Räumen mit schwimmendem Estrich müsse man an das Trocknen des Bodens denken, erläutert Kuchel. Sonst breite sich hier der Schimmel unter dem Estrich und in der Dämmebene des Bodens aus. Daher werde über Bohrlöcher und Kanäle trockene Luft durch das Material geleitet.
Bevor es ans Streichen geht, muss der Heimwerker die Oberflächen gut vorbereiten. Er sollte die Wand mit einem Tuch oder einem weichen Quast gründlich abreiben, um Salze zu entfernen, erläutert Küper. Dann folge eine Tiefengrundierung und anschließend ein Anstrich mit Dispersionsfarbe. Gut geeignet für Kellerräume ist laut Zink auch Silikatfarbe, die diffusionsoffen ist. Sie nimmt bei Bedarf Feuchtigkeit auf und gibt sie auch wieder ab, wodurch das Raumklima reguliert wird. Wichtig: Sind Vorarbeiten wie Grundierungen notwendig, müssten diese Produkte aus dem gleichen System des Herstellers der Silikatfarbe stammen, rät der Altbau-Experte Zink.
Meistens wissen Bewohner, warum der Keller feucht wurde - etwa, wenn Wasser zum Lichtschacht hereinlief oder ein Rohr geplatzt ist. Ist das nicht der Fall, sollte ein Fachmann auf Spurensuche gehen, rät Zink. Denn an einem feuchten Keller könne eine mangelhafte oder defekte Abdichtung schuld sein. Ist Wasser durch die Abwasserleitung hochgedrückt worden, kann es auch sein, dass die Rückstauklappe defekt ist.