Wohngebäudeversicherung: Policen fürs Haus maßschneidern
Berlin (dpa/tmn) - Man plant das Traumhaus lange. Spart dafür, kappt auch nach dem Hausbau noch jahrelang das Budget, um es abzubezahlen - und dann soll dem Eigenheim bitte nichts passieren. Doch schon ein Rohrbruch kann es beschädigen.
Stürme, gar ein Brand sind sogar fatal.
Vor den finanziellen Folgen solcher Schäden sollte man sich absichern. Doch welche Wohngebäudeversicherung wählt man? Die Frage stellt sich gerade, wenn laut einem Tarifvergleich der Zeitschrift „Finanztest“ (5/2016) mehrere hundert Euro Differenz zwischen dem teuersten und dem günstigsten Anbieter bestehen.
„In jedem Lebensbereich gibt es einen Trend zur Individualisierung. Auch bei den Versicherungen für das eigene Haus“, sagt Andreas Kutschera vom Bundesverband der Versicherungsberater. Will heißen: Der eine hat eine Solaranlage, der andere eine Sauna, der dritte lebt in einer denkmalgeschützten Villa einschließlich denkmalgeschütztem Baumbestand im Park, der gegen Sturmschäden mitversichert werden soll. Solche Details müssen im jeweiligen Vertrag berücksichtigt sein. Denn das wirkt sich auf die Prämien aus.
Neben solchen Besonderheiten sind Alter, Bausubstanz, Vorschäden und Lage der Immobilie entscheidende Kriterien zum Bemessen des Beitrags. Ältere Häuser stufen Versicherer generell als höheres Risiko ein. Grund sind vor allem die Wasserleitungen. „Da ist Gefahr eines Rohrbruchs größer“, erläutert Kutschera. Bei Neubauten stufen die Versicherer die Schadensgefahr niedriger ein. Das schlägt sich in der Prämienkalkulation nieder - und wird über die Beitragshöhe an den Kunden weitergereicht. Meist wird laut Kutschera eine Staffelprämie nach Alter des Gebäudes vereinbart.
Großes Risiko bedeutet in der Regel: Eigentümer zahlen entweder mehr für ihre Police, oder die Auswahl an Tarifen ist eingeschränkt. Das kann zum Beispiel bei Vorschäden und ungünstiger Lage passieren. „In der Altstadt von Köln oder Passau dürften Hausbesitzer höchstens zwei Tarife finden“, sagt „Finanztest“-Redakteur Michael Bruns. Kutschera ergänzt: „Ich lande dann bei einem teuren Anbieter, weil mir kein anderer ein Angebot macht“. Ob dieser Anbieter im Schadensfall mehr leistet, spielt dann keine Rolle - Hauptsache überhaupt versichert. Denn: „Wenn das Gebäude bereits einmal von einem Elementarschaden betroffen war, ist eine Police nicht zu bekommen„, berichtet Bianca Boss vom Bund der Versicherten.
Die Versicherungen unterteilen das Bundesgebiet in Gefahrenzonen. Bei Leitungswasser sind es Bruns zufolge meist vier Zonen, bei Sturm und Hagel zwei. Bei den sogenannten Elementarschäden - Überschwemmung, Erdbeben, Explosionen - gibt es ebenfalls mehrere Zonen. Zu welcher Risikozone das jeweilige Haus gehört, bewerten Versicherer sehr unterschiedlich. Manchmal entscheiden wenige Meter. Bruns empfiehlt daher, mindestens bei drei Gesellschaften Angebote einzuholen.
Beim Vergleich sollten Verbraucher laut Bruns darauf achten, ob der Preis für den Versicherungsschutz eventuell günstig, der für Elementarschäden aber hoch ist - oder umgekehrt. Unter dem Strich zählt das Gesamtpaket. Und wichtig ist für Boss der Hinweis, dass der Versicherer auf den Einwand der groben Fahrlässigkeit verzichtet. Andere Punkte sind: Brandschäden durch Kaminfeuer sind abgedeckt, Aufräum- und Abbruchkosten werden bis zur Höhe der Versicherungssumme ersetzt, nach einem Brand wird das Ausbaggern von kontaminiertem Erdreich bezahlt.
Teure Policen müssen nicht die besten sein. „Das sind die, die den Anforderungen an die Immobilie entsprechen“, betont Alexander Wiech vom Eigentümerverband Haus & Grund Deutschland. Steht beispielsweise ein Haus in einem erdbebengefährdeten Gebiet sollte die Elementarschadenversicherung auch Schäden durch Beben abdecken. Ist Erdbeben keine realistische Gefahr, ist der Schutz verzichtbar.