Blumen-Nachwuchs: Samenernte im Garten

Erfurt (dpa/tmn) - Wer die schönsten Sommerblumen im kommenden Jahr wieder oder zahlreicher im Beet bestaunen will, der darf nicht einfach zuschauen, wie sie verwelken. Viele Zierpflanzen lassen sich vermehren, indem ihre Samen geerntet und ausgesät werden.

Wenn der Sommer seinem Höhepunkt naht und viele Blumen langsam verblühen, braun werden und die Köpfe hängen lassen, beginnt die Ernte ihrer Samen. Durch sie lassen sich viele, aber nicht alle Zierpflanzen im Beet vermehren. „Moderne, gefüllte Blüten bilden oft gar keine Samen: Ihre inneren Blütenblätter entstanden durch die Umwandlung der Geschlechtsorgane“, erläutert Wolf-Dieter Blüthner, Dozent an der Thüringischen Gartenakademie in Erfurt.

Bei anderen Sommerblumen wie dem Männertreu, die vom Profi durch Stecklinge vermehrt werden, besteht die Gefahr, dass in der kommenden Generation veränderte Pflanzen auftreten. Das gilt auch für sogenannte F1-Hybride. „Sie sind durch Kreuzung zweier besonders schöner und gesunder Eltern entstanden. Bei Vermehrung bleiben ihre Erbeigenschaften nicht erhalten, sondern sie spalten sich in verschiedene Typen auf“, erklärt Claudia Heger vom Landesverband Braunschweig der Gartenfreunde gemäß der Mendel'schen Vererbungslehre. Auch bei Fremdbefruchtern kann man durchaus Überraschungen erleben.

Solche Zufallsprodukte und Neuschöpfungen haben ihren Reiz - wer aber auf Nummer sicher gehen möchte, dass im kommenden Jahr eine Pflanze wächst, welche der diesjährigen gleicht, der setzt auf herkömmliche, direkt auszusäende Sommerblumen. „Dazu zählen unter anderem Ringelblumen, Kornblumen, Mandelröschen, Cosmea, Schmuckkörbchen, Jungfer im Grünen, Kapuzinerkresse und Sonnenhut“, zählt Blüthner auf. Für kleine Kinderhände sind die Samen von Sonnenblumen und Wicken ideal zu greifen.

Wie die Blütezeit hat jede Pflanze einen anderen Zeitpunkt, zudem man die Samen entfernt. „Wichtig ist, dass man sie erst zur absoluten Vollreife erntet, sonst haben die Samen nicht ihre hundertprozentige Keimfähigkeit“, sagt Hans-Peter Maier, Ingenieur für Landespflege und Mitinhaber einer Versandgärtnerei im bayerischen Nersingen.

Sind die Samen überreif, siedeln sich leicht Keime an. Wann die Blume reif zur Ernte ist, erkennt man am besten an der Farbe: Wenn sie in Richtung Braun umschlägt und sich die Samen leicht vom Samenkorb lösen lassen, ist es so weit. Bei Wicken und Lupinen geben dunkle Schoten das Startsignal, bei Mohn die sich öffnenden Kapseln.

Die Samen sammelt man am besten, wenn es trocken und warm ist. „Es macht durchaus Sinn, die Samenkörbchen abzuknipsen und diese zunächst an einem luftigen, schattigen, warmen Ort in dünnen Lagen ausgebreitet liegen zu lassen“, sagt Blüthner. Auf saugfähigem Papier, Küchenkrepp oder auf einem Sieb können die Samen trocknen und nachreifen. „Dann werden sie über einem Sieb von den Samenkörbchen abgerieben, ausgeschüttelt oder abgepustet und in einer Papiertüte oder einem Leinensäckchen gelagert.“

Wer unsicher ist oder gerade in der Ferienzeit für ein paar Tage verreist und den richtigen Moment nicht verpassen möchten, kann sich mit einem Trick behelfen: „Die heranreifenden Samenstände an der Pflanze werden in kleine Säckchen aus Vlies gehüllt, die man unten am Blütenstiel zusammenbindet“, schlägt Maier vor. „So können die Samen an der Pflanze ausreifen und sammeln sich, sobald sie ausfallen, in dem Vlies-Häubchen.“

Mancher Samen darf direkt in die Erde. „Dazu gehören Sommerrittersporn, Kornrade, Kamille oder Malve“, zählt die Fachberaterin Heger auf. Ihr Saatgut wird ausgestreut und leicht mit Substrat bedeckt, damit es nicht austrocknet. Als Faustregel gilt: Die schützende Schicht sollte so dick sein wie der Durchmesser des Samens. Noch in diesem Jahr bilden sich dann kleine Pflänzchen.

Die meisten anderen Samen werden besser über Winter gelagert. Das Risiko, dass sie in sehr kalten oder sehr trockenen Monaten im Beet kaputt gehen, ist zu hoch. „Vor dem Einlagern sollten die Samen sauber und trocken sein, damit sich keine Fäulnis oder Schimmelpilze ansiedeln können“, sagt Maier. Grobe Überreste von Samenkapseln und Spreu sollte man deshalb sorgfältig entfernen.

Dann kommt die Saat in ein geeignetes Gefäß. „Ideal sind Butterbrottüten oder Briefumschläge - sie sollten auch sofort beschriftet werden“, empfiehlt Heger. Pflanzenname, Fundort und Sammeldatum sind die wichtigsten Angaben. Je geringer die Luftfeuchtigkeit im Winterquartier ist, umso besser. „Ideal sind Temperaturen unter 18 Grad, aber natürlich deutlich über 0 Grad“, sagt Heger. Maier empfiehlt hingegen die Aufbewahrung in einem dicht verschließbaren Behälter im Kühlschrank. Fachgerecht gelagert, sind die Samen so bis zu drei Jahren haltbar.