Kapitän des Unglückstankers „Prestige“ weist Vorwürfe zurück
La Coruña (dpa) - Zehn Jahre nach dem Untergang des Öltankers „Prestige“ vor der spanischen Atlantikküste hat der damalige Kapitän jede Verantwortung für die Katastrophe von sich gewiesen.
Über den schlechten Zustand des Tankers sei er nicht im Detail unterrichtet gewesen, sagte der 77-jährige Grieche Apostolos Mangouras am Dienstag bei seiner Anhörung vor einem spanischen Gericht in La Coruña.
Die „Prestige“ war mit 77 000 Tonnen Schweröl an Bord am 13. November 2002 vor der Nordwestküste Spaniens leckgeschlagen und sechs Tage später im Atlantik gesunken. Das Unglück löste die größte Umweltkatastrophe in der spanischen Geschichte aus. Die Nordküste der Iberischen Halbinsel wurde von Nordportugal bis nach Südwestfrankreich mit giftigem Ölschlamm verseucht.
Ihm sei vor dem Unglück bekanntgewesen, dass die Tanks eine gewisse „Korrosion“ aufgewiesen hätten, sagte Mangouras. Er sei aber kein Techniker und habe daher das Ausmaß der Schäden nicht einschätzen können. An den technischen Inspektionen des Schiffes habe er nicht teilgenommen. Mangouras brach während seiner Aussage in Tränen aus, als er auf den Untergang des Tankers zu sprechen kam.
Der damalige Kapitän ist der Hauptangeklagte in dem Verfahren vor dem Landgericht der nordwestspanischen Hafenstadt. Ihm werden unter anderem Umweltvergehen und die Missachtung von Anweisungen der spanischen Behörden zur Last gelegt. Die Staatsanwaltschaft fordert zwölf Jahre Haft.
Neben Mangouras sind der ebenfalls aus Griechenland stammende Maschinist der „Prestige“ und der damalige Chef der spanischen Hafenbehörden angeklagt. Ein vierter Angeklagter, der von den Philippinen stammende Erste Offizier des Tankers, ist flüchtig.
Die Umweltschutzorganisation Greenpeace protestierte vor dem Gericht dagegen, dass gegen keine Mitglieder der damaligen spanischen Regierung Anklage erhoben wurde. Auch Mangouras machte die spanischen Politiker für die Katastrophe mitverantwortlich. Die damalige Anweisung, den leckgeschlagenen Tanker auf das offene Meer hinauszuschleppen, sei ein Fehler gewesen. „Eine schlimmere Entscheidung hätte man nicht treffen können“, sagte der pensionierte Kapitän dem Gericht. Er sei damals davon ausgegangen, dass das Schiff in einen Hafen geschleppt werden sollte.
Die „Prestige“ war am 19. November 2002 in zwei Teile zerbrochen und mit ihrer giftigen Fracht auf den Grund des Atlantik gesunken. Ein großer Teil des Schweröls strömte ins Meer. Etwa 13 000 Tonnen wurden später in einer aufwendigen Operation aus dem in 4000 Meter Tiefe liegenden Wrack abgepumpt. Das Urteil in dem Prozess wird für September 2013 erwartet.