Meins ist auch deins: Teilen schont die Umwelt

Köln/Berlin (dpa/tmn) - Schluss mit dem Kaufrausch. Jetzt wird geteilt. Wer DVDs, Werkzeuge und sogar Autos mit anderen tauscht oder an andere verleiht, spart Geld und schont die Umwelt.

Was mein ist, ist auch dein - das ist die Idee des „Gemeinsamen Konsums“, auf Englisch „Collaborative Consumption“ genannt. Darunter versteht man ein System des Teilens, Tauschens, Leihens und Vermietens. „Anhänger des Trends definieren sich nicht mehr über ihren Besitz“, sagt Lauren Anderson von der „Collaborative Consumption“-Gesellschaft. „Sie wollen neue Wege gehen - aus ökonomischen und ökologischen Gründen.“

Die Frage ist heutzutage nicht mehr nur, was konsumiert wird, sondern wie. Eine Bohrmaschine nimmt man ein- oder zweimal im Jahr in die Hand. Auch eine DVD wird oft nur einmal angesehen. Und ein Auto steht den größten Teil des Tages herum. Diese Ressourcen können durch einen gemeinsamen Konsum besser ausgenutzt werden. Das spart Geld, weil die Sachen nicht doppelt gekauft werden. Und es schont die Umwelt, weil sie nicht doppelt produziert und weggeworfen werden.

Das System des Teilens ist meist auf lokaler oder nachbarschaftlicher Ebene verankert. „Persönliche Kontakte und reale Erfahrungen sind wieder wichtig“, meint Anderson. So treffen sich Frauen neuerdings auf sogenannten Swap-Partys zum Kleidertausch. Der Trend zum Swapping - was übersetzt Tauschen bedeutet - komme aus den USA, sagt Kathy Schneider, PR-Managerin von Mister PAZ in Köln. Die PR-Agentur griff die Idee auf und ließ ihre erste „Swap in the City“-Party in Deutschland im September 2010 steigen.

Auf Swap-Partys bringt jeder die Klamotten mit, die er tauschen möchte. Der Veranstalter schätzt sie und tauscht sie in Plastikwertmarken um. Diese können wiederum gegen neue Hosen und Röcke eingetauscht werden. Dass das ankommt, kann Schneider bestätigen. „Die erste Swap-Party war restlos ausverkauft“, sagt sie. Weitere Partys folgten - mit Erfolg.

Auch das Internet hat der alten Tradition des Tauschens und Verleihens neuen Schwung gegeben. Das Web bringe Menschen schnell zusammen, sagt Lauren Anderson. Und es ermögliche eine einfache Kommunikation. Das hat auch Philipp Rogge erkannt. Er ist zu Jahresbeginn mit der Tausch-Plattform Frents.com offiziell an den Start gegangen. „Mittlerweile hat das Netzwerk 10 000 Mitglieder, die mehr als 40 000 Dinge von Büchern und PC-Spielen über Foto- und DJ-Equipment bis zu Werkzeugen anbieten“, sagt er.

Sogar Autos werden privat verliehen - beispielsweise über das Online-Portal Nachbarschaftsauto.de. „Natürlich gibt es schon Carsharing-Stationen in Deutschland“, sagt Geschäftsführer Christian Kapteyn in Berlin. „Aber was nutzt das, wenn sie zwei Kilometer entfernt liegen?“ Wer in der Nachbarschaft leiht, müsse nur ein paar Schritte gehen.

Die Nähe ist ein Vorteil, der zweite eine spezielle Zusatzversicherung. Die kostet 8,90 Euro am Tag und wird vom Leiher an das Online-Portal bezahlt. Das sichert den Verleiher im Schadensfall ab. Mit diesem Konzept ist Nachbarschaftsauto.de im März dieses Jahres online gegangen - mit guter Resonanz. In den ersten vier Monaten haben sich mehr als 1000 User angemeldet.

Und so funktioniert allgemein eine Online-Ausleihe: Über die Postleitzahl kann jeder nach Gegenständen oder einem Auto in seiner Nähe suchen. Wer etwas Passendes findet, muss sich anmelden. Die Mitgliedschaft ist kostenlos. Dann kann man eine Anfrage an den Anbieter schicken. Kommt das Geschäft zustande, tauschen beide ihre Kontaktdaten aus und vereinbaren einen Treffpunkt für die Übergabe. Über die Leihgebühr entscheidet der Anbieter.

Bei manchem dürften beim Thema Ausleihe die Alarmglocken schrillen, weil er an die Überziehungsgebühren aus der Videothek denkt. Heutzutage wird man zumindest per SMS oder E-Mail erinnert. Auch im Online-Konto sind alle geliehenen und verliehenen Gegenstände aufgelistet. Nur zurückgeben muss man die Sachen noch selbst.

Literatur:

Botsman, Rachel/Rogers, Roo: What's Mine Is Yours: The Rise of Collaborative Consumption, HarperBusiness, 304 Seiten, 14,95 Euro, ISBN-13: 978-0061963544