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Mit Risiken und Nebenwirkungen - Naturkosmetik boomt

Berlin (dpa/tmn) - Ob beim Essen oder der Kleidung - Öko-Produkte sind angesagt. Das beschert auch Naturkosmetik einen Boom. Darin steckt aber längst nicht immer Natur pur. Denn viele dieser Kosmetika enthalten künstliche Zusätze.

Foto: dpa

Zurück zur Natur - dieser Trend zieht sich mittlerweile durch alle Bereiche des Lebens. Lebensmittel, die möglichst ohne Fremdstoffe auskommen sollen, sind ebenso begehrt wie natürliche Alternativen bei der Behandlung von Krankheiten wie Migräne. Diese Entwicklung macht auch vor der Schönheitspflege nicht halt. Im Gegenteil: Die Themen Ökologie und Nachhaltigkeit gewinnen auch in der Kosmetikbranche immer mehr an Bedeutung, hat Martin Ruppmann vom VKE-Kosmetikverband in Berlin beobachtet.

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„Grüne“ Kosmetik ist schon lange kein Nischenprodukt mehr. „Der Umsatz mit Naturkosmetik ist 2013 um 12,1 Prozent auf 22,2 Millionen Euro gewachsen und damit doppelt so stark wie 2012“, veranschaulicht Ruppmann den Trend mit Zahlen.

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Die Gründe für den Boom liegen eigentlich auf der Hand: Es geht primär darum, die Haut nicht mit Chemie zu behandeln. Genau deshalb greifen die Hersteller auch zu dem sogenannten Ohne-Trick: Sie preisen an, was in ihren Produkten nicht enthalten ist. Das sind im Wesentlichen Duft- und Konservierungsstoffe, die sich im Körper ablagern können, aus Erdöl gewonnene Rohstoffe sowie Emulgatoren, die im Verdacht stehen, die Haut spröde und trocken zu machen. Stattdessen setzen Hersteller auf pflanzliche Stoffe.

Wie viel von diesen pflanzlichen Wirkstoffen eine Creme oder Lotion enthalten muss, ist gesetzlich aber nicht vorgeschrieben. Und Naturkosmetik ist kein geschützter Begriff, erklärt Uta Schlossberger, Dermatologin aus Köln. „Dementsprechend gibt es durchaus Produkte, die zwar mit dem Wort Natur im Namen auftreten, aber dennoch Duft- und Konservierungsstoffe enthalten, im Gegenzug dazu jedoch extrem wenig pflanzliche Wirkstoffe.“ Doch das ist gefährlich: „Gerade Konservierungs- und Duftstoffe können teilweise heftige Reaktionen wie Ekzeme hervorrufen.“

Dementsprechend reicht es also für den Verbraucher nicht aus, zu Produkten zu greifen, die lediglich natürliche Inhalte versprechen. Allerdings gibt es einen guten Anhaltspunkt, um zwischen echter und falscher Naturkosmetik zu unterscheiden: Siegel, unter anderem jenes mit der Aufschrift „Kontrollierte Naturkosmetik“. Dieses Zertifikat des Bundesverbands der Industrie- und Handelsunternehmens für Arzneimittel, Reformwaren, Nahrungsergänzungsmittel und kosmetische Mittel (BDIH) kennzeichnet Produkte mit pflanzlichen Rohstoffen, die so weit wie möglich aus kontrolliert biologischem Anbau stammen.

Außer natürlichen Konservierungsmitteln dürfen zwar naturidentische eingesetzt werden, diese müssen aber gekennzeichnet sein. Ähnliche Kriterien erfüllen auch andere Labels, etwa Ecocert, EcoControl oder NaTrue. Letzteres gilt als internationaler Standard.

Bei Produkten mit einem dieser Siegel kann sich der Verbraucher sicher sein, auch tatsächlich Naturkosmetik erstanden zu haben. Deren Vorteile liegen allerdings nicht nur darin, dass sie Chemie ersetzen. Im Gegensatz zu Vitaminen beispielsweise, die im Labor hergestellt werden, enthalten Naturextrakte immer einen ganzen Wirkstoff-Cocktail, also eine Kombination von Vitaminen. Diese werden im Allgemeinen von der Haut besser aufgenommen.

Als besonders effektiv gelten Pflanzenwirkstoffe, wenn es darum geht, die Haut vor Umweltstress zu schützen. Der Grund: Viele Pflanzen haben hoch wirksame Schutzmechanismen gegen freie Radikale, Bakterien oder Sonnenstrahlen entwickelt.

„Allerdings muss man auch klar sehen, dass natürliche Stoffe vor allem für Allergiker immer ein gewisses Risiko bergen“, schränkt der Dermatologe Heiko Grimme aus Stuttgart ein. Er ist Mitglied im Berufsverband der Deutschen Dermatologen. „Man muss sich vor Augen führen, dass die meisten Unverträglichkeiten von natürlichen Substanzen ausgelöst werden.“ Das bedeutet im Klartext: Auch auf die beste, geprüfte Naturkosmetik reagieren manche Menschen mit Überempfindlichkeiten. Deshalb hilft wohl nur ausprobieren, womit die Haut am besten klarkommt.