Unbekümmert und lebensfroh: Natürlichkeit wird zum Blumentrend
Essen (dpa/tmn) - Weg vom künstlichen Accessoire, hin zu neuer Natürlichkeit: Altbekanntes aus Bauerngarten und vom Wegesrand hält Einzug in die Floristenwelt. Als unkomplizierte Alleskönner feiern Anthurien ein Comeback in Sträußen und Gestecken.
Zartblaue Hortensien und Clematis, Vergissmeinnicht und Wildkräuter tanzen wild durcheinander: Der Trendstrauß des Frühjahrs sieht ein wenig so aus, als habe ein verträumter Gärtner Pflanzen vom Wegesrand in eine Vase gesteckt.
So einfach haben es sich die Trendsucher des Fachverbands Deutscher Floristen freilich nicht gemacht: „Die Sträuße des Jahres sollen Leichtigkeit und Unbekümmertheit vermitteln“, sagt Manfred Hoffmann, Meisterflorist und Kreativdirektor des Verbandes. Er hat auf der Internationalen Pflanzenmesse (28. bis 31. Januar) in Essen gezeigt, welche Arrangements 2014 aus Sicht der Floristenbranche angesagt sind.
„Zurück zur Natur - das ist so etwas wie der Megatrend in diesem Jahr“, sagt er. Statt mit künstlichen Accessoires arbeiten die ausstellenden Floristen mit Materialien vom Wegesrand, aus Küche und Bauerngarten. „Die Freude am Leben, die Geselligkeit - all das spiegelt sich darin“, sagt Hoffmann. Hinzu komme: „Die Menschen schauen wieder bewusster hin, erinnern sich an fast vergessene Blumen wie etwa das Schneeglöckchen.“
Rosmarinsträußchen, knallroter Spitzpaprika oder exotisch anmutende Ingwerfrüchte und Wurzeln halten Einzug in bunte Sommersträuße oder Tischgestecke. Ein Buschbasilikum als Hochstämmchen wird auf der Messe als besondere Innovation angepriesen.
Auch Jürgen Herold, Deutschlands Meisterflorist 2012/13, kommt die Entwicklung entgegen. In einem seiner Werke setzen getrocknete Blüten des vergangenen Herbstes und zarte Frühlingsblumen gegensätzliche Akzente, in ein Ostergesteck mit Hyazinthen und Anemonen hat er eine vertrocknete Kiwiranke eingearbeitet. „Es ist doch die Aufgabe des Floristen, die Natur abzubilden - Plastikschmetterlinge will niemand haben“, sagt Herold. Der Zeitgeist sei geprägt von einer unbestimmten Angst, sich weiter von der Natur zu entfernen, Angst davor, dass sie irgendwann zurückschlage.
„Die Natur ist ja auch einfach faszinierend“ sagt Hoffmann. Er deutet dabei auf eine Blume, die er als wahres Blütenwunder bezeichnet: Die handtellergroßen Anthurien mit ihren charakteristisch herausragendem Blütenstand erleben 2014 eine Renaissance. Mit ihrem nahezu unerschöpflichen Farbspektrum, ihrer Blühfreude und ihrer Unkompliziertheit sei die Anthurie nicht nur als Schnittblume perfekt, sondern auch eine dankbare Zimmerpflanze.
„Auch in diesem Bereich beobachten wir, dass die Menschen es möglichst unkompliziert wollen.“ Wer im hektischen Alltag auf der Suche nach dankbarem Zimmergrün sei, dem empfiehlt der Gärtner und Florist Hoffmann ein Exemplar der sattgrünen Kentiapalme: „Die verzeiht auch mal, wenn man sie zu wenig gegossen hat“.