Latumer See „Ungeheuer von Loch Latum“ eingefangen
Meerbusch (dpa) - Der erste Versuch schlug noch fehl, beim zweiten zappelte die Würgeschlange in einem Bettbezug: Die Anakonda vom Latumer See bei Düsseldorf ist gefangen.
Reptilien-Fachmann Sebastian Schreiner (37) von der Düsseldorfer Feuerwehr habe die Würgeschlange von einem Boot aus mit einem beherzten Griff erwischt, sagte ein Sprecher der Stadt Meerbusch am Mittwoch.
Die Schlange habe sich an einer unzugänglichen Stelle in einem Brombeergebüsch gesonnt, als ihr letztes Stündlein in Freiheit schlug. Ein Fotograf hatte sie dort durch ein starkes Teleobjektiv entdeckt. Doch die Aktion wäre fast noch schiefgegangen: Die Anakonda schien ihr drohendes Schicksal gewittert zu haben und verschwand im Wasser: „Aber wir haben einfach fünf bis zehn Minuten in der Nähe gewartet, bis sie wieder aufgetaucht ist“, berichtete Schreiner.
„Im zweiten Versuch habe ich sie mit einem Schlangenhaken aus dem Wasser heben und den Kopf an die Kante des Bootes bugsieren können. Dann habe ich zugegriffen.“ Dabei bemerkte er auch eine Ausbuchtung am etwa sechs Kilogramm schweren Schlangenkörper: „Verhungert sieht sie nicht aus.“
Seit Donnerstag vergangener Woche hatte das „Ungeheuer von Loch Latum“ für Furore gesorgt. Angler Eugen Janischewski hatte die Schlange entdeckt. Zunächst glaubte er an Umweltfrevel und Müll im Latumer See, doch dann kam Leben in den vermeintlichen „gelben Schlauch“, denn der glitt rasch davon.
Experten hatten das Würgetier anhand von Fotos als Gelbe Anakonda identifiziert, die immerhin bis zu vier Meter lang werden kann. Am Mittwoch konnte nun nachgemessen werden: Das Tier entpuppte sich als 2,40 Meter lang, berichtete Stadtsprecher Michael Gorgs.
Im Rathaus hatte man sich auf ein langwieriges Unterfangen eingestellt: Die Gelbe Anakonda gilt als überaus scheu und reagiert unmittelbar auf jede Bewegung im Wasser oder in Ufernähe. Zudem würde sie sich angesichts der kühleren Temperaturen ins noch warme Wasser zurückziehen, befürchteten die Experten.
Die Stadt hatte nach einer Spezialreuse gesucht, um das Tier mit Hilfe eines Köders lebend zu erwischen. Der betroffene Baggersee wurde abgesperrt. Nach einer Sichtung bat die Stadt Meerbusch die Düsseldorfer Feuerwehr dann am Mittwoch um Amtshilfe, und deren Reptilien-Fachmann konnte schon wenig später Vollzug melden.
Normalerweise ist die Boa in Südamerika beheimatet. Wie sie in den See kam, ist nicht bekannt: Ob sie ausgesetzt wurde, weil einem „Reptilienfreund“ das Terrarium zu klein wurde, oder ob das Kriechtier ausbüxen konnte: Bei der Stadt rechnet man nicht damit, dass sich der Besitzer noch meldet. „Auf ihn kämen möglicherweise erhebliche Kosten zu“, sagte Stadtsprecher Michael Gorgs.
Der Fall erinnert an zwei berühmt gewordene „Ungeheuer“, die ebenfalls in niederrheinischen Gewässern ihr Unwesen trieben. „Kuno, der Killerwels“ sorgte 2001 an einem Weiher in Mönchengladbach für Furore, weil er angeblich einen arglos am Ufer schnüffelnden Hundewelpen verschlungen haben soll. Ob Fakt oder Fiktion, wird wohl nie geklärt werden. Monate später trieb jedenfalls ein riesiger Wels tot auf dem Wasser. Er landete ausgestopft im Museum.
„Sammy, der Kaiman“ wurde 1994 zum Sommerspektakel des Jahres. Der Brillenkaiman mit den bernsteinfarbenen Augen tauchte bei einem gemeinsamen Badeausflug mit seinem Besitzer in Dormagen ab, der Baggersee wurde daraufhin tagelang gesperrt. Schließlich wurde das ausgehungerte Tier gefangen - und landete zum Verdruss seines Besitzers im Zoo.
Die Anakonda soll nun in eine Wildtier-Auffangstation nach Brüggen gebracht werden. Ihr bleibt damit immerhin ein frostiges Ende erspart. Den Winter hätte sie laut Experten nicht überlebt.