Urzeitliche Pracht - Farne mögen es feucht und schattig
Göttingen (dpa/tmn) - Farne gehören zu den ältesten Pflanzen dieses Planeten. Es gibt sie überall auf der Welt. Das mag daran liegen, dass sie fast überall wachsen können - vorausgesetzt, sie bekommen genügend Feuchtigkeit.
Im Wald begegnen einem Farne auf Schritt und Tritt. Sie besiedeln die schattigen Plätze unter den Bäumen, wachsen aus Felsritzen und schmücken mit ihren Wedeln Plätze, an denen sich die Sonne rar macht. „In schattigen, luftfeuchten Wäldern, Schluchten und Bachtälern sowie niederschlagsreichen Gebieten kommen unsere Zimmerfarne natürlich vor“, sagt Michael Schwerdtfeger, Kustos des Alten Botanischen Gartens der Georg-August-Universität zu Göttingen. Diese natürlichen Bedingungen gehören zu den Gründen, warum die Farne auch in der Wohnung gut gedeihen. „Sie haben als Pflanzen der Wälder einen geringen Lichtbedarf.“ Und sie benötigen eine hohe Luftfeuchtigkeit.
Gleichzeitig entsprechen die üblichen Zimmertemperaturen zwischen 16 und 22 Grad ihren natürlichen Ansprüchen, sagt Martin Nickol, Kustos des Botanischen Gartens der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. „Die tropischen Arten sind in der Regel immergrün und haben einen bizarren, attraktiven Wuchs“, erläutert der Pflanzenexperte. Zwar tragen Farne keine Blüten, aber sie haben attraktive Blätter, die sogenannten Wedel. Diese sind entweder einfach oder mehrfach gefiedert, hin und wieder aber auch riemenförmig.
Da die Blüten fehlen, vermehren sie sich anders als die meisten Pflanzen. „Auf der Blattunterseite der Farnwedel sitzen kleine Sporenhäufchen“, erläutert Schwerdtfeger. Aus den feinen Sporen entstehen Vorkeime, die wie kleine grüne Läppchen aussehen. Auf diesen bilden sich die männlichen und weiblichen Geschlechtsorgane, aus denen schließlich ein neuer Farn entsteht. Für die Zimmerkultur ist dieser Vermehrungszyklus kaum von Bedeutung - es sei denn, man wundert sich über braunschwarzen Staub auf der Fensterbank oder die dunklen Häufchen auf den Blättern, so Schwerdtfeger.
Zimmerfarne gibt es in vielen Größen. Zu den kleineren Gattungen zählt der Frauenhaarfarn (Adiantum). „Will man mit diesem sehr zarten und feingliedrigen Farn Erfolg haben, muss die Luftfeuchtigkeit stimmen“, sagt Schwerdtfeger. Er reagiere empfindlich auf trockene Luft und Zugluft durch ein gekipptes Fenster.
Sein Wurzelballen sollte konstant feucht sein. Die Bewässerung ist laut dem Botaniker ein wunder Punkt vieler Exemplare: „Farne vertragen weder Trockenheit noch stehende Nässe“, erläutert Schwerdtfeger. Optimal wäre es, den Ballen in regelmäßigen Abständen in Wasser zu tauchen, damit sich das humose Substrat vollsaugen kann und die Pflanzen gut versorgt sind. Eine Alternative ist das Setzen in Tongranulat, weil es die Feuchtigkeit aus einem Reservoir im Gefäß reguliert und gleichzeitig die Wurzeln nicht im Wasser stehen.
Es gibt aber Arten, die weniger empfindlich sind. Der Hasenfußfarn (Davallia) ist härter im Nehmen. „Er fällt auf, weil die goldbraunen Rhizome den Eindruck erwecken, als seien sie behaart“, beschreibt Nickol die Besonderheit dieses Farns, die ihm auch den deutschen Namen gegeben hat. Ähnlich sehen die Rhizome des Goldtüpfelfarns (Phlebodium aureum) aus. Er verträgt nach Angaben von Schwerdtfeger auch trockenere Luft.
„Ein Klassiker für Badezimmer ist der Geweihfarn“, sagt der Kustos Nickol. Die Form seiner Wedel erinnern tatsächlich an die Schaufeln eines Elchs. Wie auch der Hasenfuß- und Goldtüpfelfarn wächst der Geweihfarn (Platycerium) epiphytisch. Das heißt, sie wurzeln eigentlich nicht in der Erde, sondern wachsen auf Bäumen. Daher kann man diese Farne sehr gut in einer Ampel halten.
Eine besonders beliebte Farnpflanze ist der Schwertfarn (Nephrolepis), der im Laufe der Jahre sehr groß wird. Seine Wedel sind lang und hängen elegant über. Schwerdtfeger findet, die Pflanze hat allerdings einen entscheidenden Fehler: Sie lässt kleine trockene Blättchenteile auf den Boden rieseln. Eine weitere Alternative sind Saumfarne (Pteris) mit silbrigen Wedeln. Man findet sie häufig im Angebot und sie gelten als recht pflegeleicht.
„Schaut man sich das Angebot der Zimmerfarne an, merkt man, dass die Farne wieder sehr gefragt sind“, sagt Nickol. Sie bilden in Kombination mit modernen Gefäßen lebendige, attraktive Blickfänge in der Wohnung und sorgen gleichzeitig für ein gutes Raumklima.
Und schließlich sind sie recht pflegeleicht: Man gießt, besprüht die Wedel mit einem sehr feinen Nebel aus kalkarmem Wasser ein und schneidet hin und wieder alte Wedel ab. Allerdings legen im Winter einige Arten der tropischen Farne eine Ruhezeit ein, erklärt Nikol. Ein Beispiel sei das Venushaar (Adiantum). Man beobachtet in den Wintermonaten kein Wachstum, wodurch die Pflanze leicht schäbig wirkt. „Das ist kein Grund sie wegzuwerfen“, sagt Nickol. Es bilden sich wieder frische Wedel, wenn gegen Ende des Winters wieder mehr Licht zur Verfügung steht - vorausgesetzt, man hält die Erde wie auch sonst konstant leicht feucht.