Vogelbeerbaum: Gesunde Früchte und hübsche Blüten
Bonn (dpa/tmn) - Vogelbeeren säumen sehr oft die Straßenbäume und werden kaum wahrgenommen. Dabei sind sie schön: Weiße Blütendolden im Frühjahr und im Herbst bunt-leuchtende Fruchtstände machen sie zu einem der attraktivsten Bäume.
Nur sind sie zurzeit nicht populär.
In der Wertschätzung unserer Vorfahren stand der Vogelbeerbaum (Sorbus aucuparia), auch Eberesche genannt, weit oben. Er beeindruckte sie durch seine Zähigkeit, die ihn noch an widrigen Plätzen gedeihen lässt. Er lieferte hartes Holz für Speere und Schilde und essbare Früchte in verschwenderischer Fülle. Die Germanen weihten ihn dem Donnergott Thor und erzählten, der Gott sei bei der Jagd in einen reißenden Fluss gestürzt und habe sich nur retten können, weil die Vogelbeere ihm ihre Zweige reichte. Das alles macht ihn heute zum Symbol der Fruchtbarkeit, Lebenskraft und Gesundheit.
Wahrscheinlich spürten unsere Vorfahren, dass pure Gesundheit in den Vogelbeerfrüchten steckt. Denn die Beeren sind überaus vitaminreich. In 100 Gramm der frischen Früchte von Sorbus aucuparia 'Edulis', der Mährischen Eberesche, stecken 60 bis 110 Milligramm Vitamin C. Äpfel kommen im Vergleich auf maximal 30 Milligramm. Die Sorte 'Edulis' ist bitterstofffrei und lässt sich genauso roh essen wie 'Konzentra', 'Rosina' und etliche andere, die sich als robuste Obstbäume für raue Lagen anbieten. Bitterstofffrei sind auch die Früchte von Sorbus aria, der Mehlbeere, deren mehlige Früchte getrocknet und in Brot gebacken wurden.
Andere Sorbus-Sorten dagegen schmecken sauer und besitzen reichlich Bitterstoffe. Namen wie Speierling, Sorbäpffel oder Sporbyren spiegeln diese Eigenschaft wider. Sie sind zwar nicht giftig, aber roh meist kaum genießbar. Gekocht dagegen wurden sie sehr geschätzt. Kenner verarbeiten sie auch heute noch zu Mus, Marmelade, Gelee, Kompott und Konfekt, stellen Likör und Wein daraus her oder brennen sie zu Schnaps. Die apfel- oder birnenförmigen Früchte des Speierlings (Sorbus domestica) werden heute vor allem in Hessen zur Schönung von Apfelwein genutzt. Aber nicht nur der Mensch hat die Beeren der kleinen Bäume für sich entdeckt. Auch Vögel lieben seine Früchte, was ihm den Namen Vogelbeere oder Drosselbeere eingetragen hat.
Die Sortenfülle macht die Auswahl für den Garten schwer. Denn zu den vielen bereits am Naturstandort entstandenen Bastarden kommt eine große Zahl an Kreuzungen und Selektionen hinzu. Soll der Baum reich mit knallroten Früchten behängt sein wie bei Sorbus hybrida 'Gibbsii' oder mit hübsch gelben wie bei Sorbus x arnoldiana 'Golden Wonder'? Soll es rosa zwischen den Zweigen hervorleuchten wie bei Sorbus x arnoldiana 'Kirsten Pink' oder lieber schneeweiß wie bei Sorbus koehneana, die mit zwei bis drei Metern Höhe schwachwüchsig bleibt? Ihr Laub färbt sich im Herbst zu Braunrot.
Die Größe und Form spielt natürlich eine Rolle. Alle Sorbus-Arten zählen mit 7 bis 15 Metern Höhe zu den kleinen oder mittelgroßen Bäumen. Die Sorbus x arnoldiana-Kreuzungen passen mit fünf bis sieben Metern Höhe und drei Meter Breite auch noch in kleine Gärten. Ganz schlank macht sich die Säulen-Eberesche (Sorbus aucuparia 'Fastigiata'), deren markante Gestalt fünf bis acht Meter Höhe erreichen kann.
Der Standort ist ein wichtiges Kriterium. Sorbus aucuparia kann es nicht rau genug sein. Sie eignet sich bestens für saure bis neutrale, gut humose, frische bis feuchte Böden in kühlen, luftigen, auch windigen Lagen. Im Stadtklima dagegen hat sie Schwierigkeiten und wird krankheitsanfällig. Dort tritt Sorbus aria, die Mehlbeere, an ihre Stelle. Sie liebt Wärme, hat keine Probleme mit Stadtklima, Hitze, Trockenheit und widersteht Wind und Frost. Kalkreiche Böden sind ihr am liebsten.
Zwischen diesen beiden Polen bewegen sich die Ansprüche der vielen Sorten. Nur der Speierling ist etwas heikel. Er gedeiht im Weinbauklima und braucht einen warmen, sommertrockenen Standort. Dieser sollte nährstoffreich, gut durchlässig und kalkreich versorgt sein.