Ratgeber Mieten Ist eine Mietkautionsbürgschaft immer sinnvoll? Warum sich nachrechnen lohnt
Wohnraum wird knapper, die Mieten steigen, Besichtigungstermine verwandeln sich in Massenveranstaltungen. Wer unter diesen Voraussetzungen eine Wohnung bekommt, kann sich glücklich schätzen. Doch dann folgt häufig die nächste Hürde: die Mietkaution. Wer knapp bei Kasse ist, kann seinem Vermieter statt Bargeld auch eine Bürgschaft hinterlegen. Doch diese ist mit regelmäßigen Kosten verbunden.
Die lange Wohnungssuche hat endlich ein Ende, Erleichterung macht sich breit. Doch nach der anfänglichen Freude über den neuen Mietvertrag schleicht sich die nächste Sorge ein: „Wie soll ich die Kaution bezahlen? So ging es auch Jan, 20 aus Stuttgart, der kürzlich seine Ausbildung als Industriemechaniker abgeschlossen hat, und demnächst seinen ersten festen Job antreten wird. Mit viel Glück hat er seine erste eigene Wohnung gefunden. Von seinem Gehalt wird er zwar die Miete bezahlen können, aber für die weiteren Umzugskosten wird es eng: Denn schließlich braucht er auch Kapital, um seine Wohnung einzurichten. Mieter die wie Jan knapp bei Kasse sind, können ihrem Vermieter statt einer Barkaution auch eine Mietkautionsbürgschaft hinterlegen. Doch lohnt sich das wirklich? Wir haben nachgerechnet.
Bürgschaft ersetzt Barkaution beim Umzug
Vermieter sind berechtigt, eine Mietkaution in Höhe von bis zu drei Netto-Monatsmieten zu verlangen. Und von diesem Recht machen sie gerne Gebrauch. Denn schließlich kann während der Mietzeit etwas kaputtgehen, oder es stehen nach dem Auszug noch Nebenkosten aus. Die Kaution muss der Hausherr gemäß § 551 Abs. 3 BGB auf einem gesonderten Konto aufbewahren. Nach Beendigung des Mietverhältnisses erhält sie der Mieter zuzüglich Zinsen und abzüglich eventueller Schäden zurück. Mieter die das Geld nicht aufbringen können, haben alternativ die Möglichkeit, eine Mietkautionsbürgschaft abzuschließen. Eine solche Bürgschaft wird in den meisten Fällen von einer Bank oder einer Versicherungsgesellschaft gestellt. "Statt dem Vermieter die Kaution in bar zu zahlen oder auf einem Sparbuch zu hinterlegen, bürgt eine Bank oder Versicherung für den Betrag", erklärt Siegmund Chychla, Geschäftsführer des Hamburger Mietervereins. "Dafür zahlt der Mieter eine Gebühr." Das bedeutet aber auch, dass der Mieter sein Geld nicht zurückbekommt, wenn er auszieht.
Bei langer Vertragslaufzeit wird es teuer
Die Kosten für eine Kautionsbürgschaft belaufen sich auf vier bis fünf Prozent der Kautionssumme: allerdings nicht einmalig, sondern pro Jahr. Grundsätzlich gilt also: Je länger die Laufzeit, desto teurer wird die Dienstleistung. Wer als Mieter eine Bürgschaft nutzen möchte, sollte darauf achten, den Vertrag nicht zu lange laufen zu lassen. „Die für die Bürgschaft gezahlten Beiträge bekommt der Mieter nach dem Auszug nicht zurück. Zinsen gibt es auch nicht“ so Stiftung Warentest.
Zudem gibt es große Unterschiede bei den Gebühren. Bei einer vom Vermieter verlangten Kaution in Höhe von 1.500 Euro werden beim günstigsten Anbieter knapp 60 Euro pro Jahr fällig, beim teuersten Anbieter sind es bereits 80 Euro. Es lohnt sich also, nicht gleich das erstbeste Angebot zu wählen. Wer aufmerksam vergleicht, kann so den einen oder anderen Euro sparen.
Eine Bürgschaft ist keine Haftpflichtversicherung
Ein weiterer Punkt sollte bedacht werden: Es handelt sich hierbei nicht um eine Haftpflichtversicherung. Der Mieter ist also nicht fein raus, wenn er einen Schaden hinterlässt, oder die Miete schuldig bleibt. Die Bank oder Versicherung streckt im Schadensfall das Geld lediglich vor. Hat der Vermieter sein Geld bekommen, wendet sich das Unternehmen anschließend an den Mieter, und verlangt den vorgelegten Betrag zurück. Hat der Vermieter nach dem Auszug hohe Ansprüche, zahlt der Mieter also doppelt: den Beitrag an die Versicherung sowie den eigentlichen Schaden.
Kaution kann auch in drei Raten geleistet werden.
Was viele Mieter gar nicht wissen: Die Mietkaution kann auch in drei Raten gezahlt werden, beginnend mit der ersten Monatsmiete. Dies sorgt häufig bereits für eine Entlastung. Ist genug Geld für die Raten vorhanden, lassen sich so die Kosten für eine Bürgschaft oder die Zinsen für einen Kredit umgehen.
Fazit: die Bürgschaft ist nur kurzfristig eine gute Lösung
Eine Kautionsbürgschaft kann als kurzfristige Lösung in Betracht gezogen werden, z.B. wenn durch den Umzug ein akuter finanzieller Engpass vorliegt. „So kann eine Bürgschaft günstiger sein als der Dispo-Zins der anfällt, wenn man das Konto überzieht.“ führt Ulrich Ropertz vom Deutschen Mieterbund aus. Als Dauerlösung taugt sie jedoch nicht, denn auf lange Sicht summieren sich die Kosten. Hat sich die finanzielle Situation des Mieters nach dem Umzug entspannt, macht es Sinn, den Bürgschaftsvertrag zu kündigen, und dem Vermieter stattdessen eine Barkaution anzubieten.