Das Schwergewicht im Garten Warum der Blauregen eine Stütze braucht
Haan (dpa/tmn) - Auch wer den Blauregen bisher noch nie gesehen hat, kann ihn im Frühling mühelos ausmachen: Die Kletterpflanze schiebt aus den zunächst wenige Zentimeter großen Knospen traubige Blütenstände, die wie fließende Kaskaden in strahlendem Blau nach unten hängen.
Es hängt von der Art und der Sorte ab, wie lang diese Blütentrauben werden. „Die längsten Blütentrauben bildet die Sorte 'Macrobotrys'“, erklärt Oliver Fink, Vorsitzender des Verbands der GartenBaumschulen in Haan (NRW). Sie werden bis zu einem halben Meter lang.
Diese Sorte gehört zu der Art Wisteria floribunda, bekannt als Japanischer Blauregen. Die zweite erhältliche Art ist der Chinesische Blauregen (Wisteria sinensis). „Häufig unterscheidet man die beiden Arten danach, wie sich die Sprossachsen schlingen“, erläutert Fink. Die aus China stammende Art windet sich links herum, die aus Japan dagegen rechts herum.
Der Japanische Blauregen hat außerdem längere Blütenstände und größere Einzelblüten. „Sie blüht auch früher“, sagt Fink. Das ist zunächst mal schön, denn der Garten ist in dieser Zeit noch recht kahl. Da es im Frühling aber immer mal wieder starke Witterungsschwankungen gibt, sollte auf eine geschützte Lage geachtet werden. Der Japanische Blauregen klettert bis zu zehn Meter hoch, der Chinesische kann gut und gerne bis zu 30 Meter wachsen.
Grundsätzlich braucht Blauregen einen sonnigen, geschützten Standort auf nährstoffreichem, durchlässigem Boden. Vor allem aber braucht er einen stabilen Partner an seiner Seite: „Wisterien zählen zu den größten und schwersten Kletterpflanzen“, erklärt Thorwald Brandwein von der Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau (FLL) und Hersteller von Kletterhilfen für Fassadenbegrünung.
Bei der Pflanzung sollte daher auch beachtet werden, dass die Kletterhilfe ausreichend Abstand zur Wand hat - er sollte nicht kleiner als 15 Zentimeter sein. Die Pflanze selbst sollte mindestens 50 bis 60 Zentimeter von der Wand gesetzt werden, damit der Stamm nicht gegen diese drücken wird. Außerdem steht der Blauregen somit auch nicht im Regenschatten des Dachüberstands.
„Auf den ersten zwei Metern über dem Boden sollte Wisteria keine Kletterhilfe haben“, ergänzt Brandwein. Dieser untere Bereich sollte im Jugendstadium auch in S- oder Spiral-Form geführt werden. „So kann die im Laufe des Wachstums entstehende Zugspannung zwischen Boden und Kletterhilfe abgefedert werden.“ Ein weiterer Tipp: Die Pflanze wächst besser nicht in der Nähe von sensiblen Bauteilen wie Dachrinnen, Fallrohren und in Seilen geführten Außenjalousien.
Da die Pflanze gerne senkrecht in die Höhe wächst, rät Brandwein: „Es ist vorteilhaft, wenn man dafür sorgt, dass sich die Triebe horizontal ausbreiten können.“ Zudem bilden sich Blüten vorwiegend an den horizontalen Trieben. Leiten sollte man die Triebe in den ersten Jahren auch so, dass sie sich nicht wirr ineinander verwachsen. Das würde die Statik der Pflanze beeinflussen, sagt Gehölzexperte Fink.
Ihr starkes Wachstum macht den Blauregen zu einer pflegeintensiven Gartenpflanze. „Wenn man die Pflanzen einfach wachsen lässt und sie nicht beobachtet, richten die Pflanzen erhebliche Schäden an Kletterhilfen, Gebäuden und Pergolen an“, betont Brandwein.
Wer es richtig machen will, muss die langen Triebe mehrfach im Jahr bis auf wenige Knospen zurückschneiden, idealerweise vor der Blüte das erste Mal. „Man erkennt die Blütenknospen leicht, weil sie bereits deutlich dicker sind als die reinen Blattknospen“, erklärt Fink. Dann wird bis August zweimal die Schere angesetzt, es bleiben nur wenige Starktriebe stehen. „Im Herbst, wenn das gefiederte Laub abgefallen ist, muss die Pflanze komplett kontrolliert werden“, ergänzt Brandwein. Er rät, dann in Problembereichen entweder die Schere anzusetzen oder die Triebe abzuwickeln und neu aufzuleiten.