Dogsitter oder Pension: Hundebetreuung im Alltag

Gerlingen (dpa/tmn) - Wenn Herrchen ins Büro muss, sollte der Hund nicht den ganzen Tag alleine bleiben. Kann das Tier nicht mit zur Arbeit, bleiben Tierpension oder privater Hundesitter als Alternative.

Vorher sollte getestet werden, womit sich der Vierbeiner wohl fühlt.

In Deutschland haben etwa 10 Millionen Menschen einen Hund. Doch viele Halter sind berufstätig und können sich tagsüber nicht ausreichend um ihren Vierbeiner kümmern. Um den Bedürfnissen des Tieres gerecht zu werden, sollte man sich daher rechtzeitig Gedanken über eine passende Betreuung machen. Der eigene Arbeitsplatz, eine Tierpension oder professionelle Gassigeher können eine gute Möglichkeit sein. Allerdings sollten bei der Entscheidung Charakterzüge und Vorlieben des Tieres mit einbezogen werden.

Einen tierischen Mitbewohner bei sich aufzunehmen, ist eine verantwortungsvolle Aufgabe, die gut überlegt sein will, sagt Magdalena Scherk. „Eine gute und zuverlässige Unterbringung des Hundes während der Arbeitszeit muss gewährleistet sein, auch im Falle einer überraschend eintretenden Erkrankung“, sagt die Leiterin der Kampagne „Tierische Mitbewohner und Auslandstierschutz“ der Tierrechtsorganisation PETA im baden-württembergischen Gerlingen.

Zuerst sollte der Arbeitgeber gefragt werden, ob der Hund mit ins Büro genommen werden darf, rät die Expertin. Wer die Zusage seines Chefs bekommt, ist eine Sorge los, muss aber einiges beachten. „Während wir einen stressigen Alltag im Büro verbringen, ruht der Hund in seinem Hundekorb. Die Mittagspause muss daher dem Hund gewidmet sein und ein aktives Miteinander oder Begegnungen mit tierischen Weggefährten beinhalten“, so Scherk. Ein ausgiebiger Spaziergang vor Beginn der Arbeit mit anschließender Fütterung ist ebenfalls wichtig.

Auf keinen Fall dürfe ein Hund acht Stunden oder länger alleine zu Hause gelassen werden, sagt Astrid Behr vom Bund Praktizierender Tierärzte in Frankfurt am Main. „Ein Hund ist ein Rudeltier und nicht dafür da, den ganzen Tag allein auf dem Sofa zu liegen“, betont Behr. Auch sie hält die Variante, den Hund mit an den Arbeitsplatz zu nehmen, für sehr gut. Allerdings komme es dabei auch auf die Tätigkeit an, der ein Halter nachgeht. „Ist es dort sehr unruhig, weil ständig fremde Menschen vorbeigehen, sollte man sich etwas anderes überlegen.“

Wichtig ist laut Behr, dass der Hund gut erzogen ist und die Kollegen nicht anbellt. Tiere mit einem ausgeprägten Beschützerinstinkt eignen sich weniger fürs Büro. Behr rät außerdem, schon im Vorfeld alles auszuräumen, was später Probleme bereiten könnte. „Um auszuschließen, dass ein Kollege mit dem Hund nicht zurechtkommt, sollten sich Vierbeiner und Mitarbeiter schon ein paar Tage vorher kennenlernen.“ An die Hygiene sollte ebenfalls gedacht werden, der Hund gepflegt sein und nicht übermäßig haaren.

Dass der Hund während der Arbeitszeit fast nur herumliegt, ist für Astrid Behr kein Problem. „Auch sonst rennen die Tiere nicht den ganzen Tag durch die Gegend.“ Allerdings gibt es Hunderassen, die extrem viel Bewegung brauchen und daher nichts fürs Büro geeignet sind. „Boarder Collies zum Beispiel wollen ständig beschäftigt werden und fühlen sich im Büro auf längere Zeit nicht wohl.“

Berufstätige sollten sich bei aller Tierliebe vorher überlegen, ob der Vierbeiner in ihren Lebensrhythmus passt, sagt Detlev Nolte vom Forschungskreis Heimtiere in der Gesellschaft in Bremen. Die Betreuung in einem Hundekindergarten könne dem sozialen Wesen eines solchen Tieres entgegenkommen. Von kurzfristigen Entscheidungen rät Nolte allerdings ab. „Halter sollten sich im Vorfeld die Zeit nehmen, einige Anbieter zu besuchen, um zu sehen, ob der Hund dort gut untergebracht ist. Versteht sich das Tier mit dem Personal? Wird es von den dort betreuten Artgenossen akzeptiert?“

Privat gegründete Initiativen von Hundehaltern, die unter dem Motto stehen „Nimmst du mein Tier, nehm' ich deins“, sind dagegen die kostengünstigere Variante, dem Hund eine artgerechte Unterbringung zu bieten, ergänzt Magdalena Scherk.

Halter sollten laut Scherk auf jeden Fall von einer Unterbringung in einer Pension absehen, die Zwinger- oder gar Isolationshaltung der Hunde anbietet. „Wer seinen Hund den ganzen Tag über in andere Hände geben muss, sollte sich fragen, warum er sich das Tier überhaupt zugelegt hat“, sagt Detlev Nolte. Schließlich sollten beim Zusammenleben von Mensch und Hund die Bedürfnisse beider Seiten im Vordergrund stehen.